Großbritannien Rote Telefonzellen zur "Adoption" freigegeben
Die roten Telefonzellen gehören zu Großbritannien wie Tee und Nieselregen. Zum Telefonieren werden sie nur noch selten genutzt. Die britische Telekom bietet die Häuschen daher für andere Zwecke an.
Noch rund 3.000 der bekannten roten und bei Touristen beliebten Telefonzellen gibt es in Großbritannien, obwohl Smartphones und mobiles Internet viele von ihnen weitgehend überflüssig gemacht haben. Zumindest als Mittel zur Kommunikation: Rund 98 Prozent der erwachsenen britischen Bevölkerung nutzt nach Angaben des britischen Telekommunikationsunternehmens BT ein Mobiltelefon.
Auch weil die Mobilfunkabdeckung im Land erheblich verbessert worden sei, sinke die Zahl der Anrufe aus öffentlichen Telefonzellen weiter drastisch, sagte der zuständige BT-Manager Michael Smy. Die nicht mehr genutzten Zellen würden abgebaut. Dies biete indes eine Chance für Kommunen und Organisationen.
Symbolischer Preis von einem Pfund
Damit die "Red Phone Boxes" nicht ganz verloren gehen, hat BT nun Gemeinden und Organisationen im ganzen Land aufgerufen, die Telefonzellen zu einem symbolischen Preis von einem Pfund (umgerechnet 1,17 Euro) zu übernehmen und umzuwidmen. Insgesamt stünden derzeit rund 1.000 Telefonzellen zur sogenannten Adoption bereit, teilte BT mit.
Seit 2008 wurden laut BT bereits mehr als 7.200 rote Telefonzellen umgewidmet. Sie beherbergen heute Defibrillatoren, werden als Mini-Büchereien, Galerien oder Gewächshäuser genutzt. Dadurch blieben sie zumindest im Straßenbild erhalten.
Dazu beigetragen hat beispielsweise der Community Heartbeat Trust, eine Wohltätigkeitsorganisation, die elektrische Schockgeber für Fälle des plötzlichen Herzstillstands zur Verfügung stellt. Mehr als 700 Defibrillator-Stationen wurden in Telefonzellen des Vereinigten Königreichs installiert.
Hintergrund der neuen BT-Aktion ist Unternehmensangaben zufolge der hundertste Geburtstag der roten Telefonzelle im kommenden Jahr. 1924 war sie vom Architekten Giles Gilbert Scott für einen Wettbewerb entwickelt worden. Insgesamt sind in Großbritannien noch rund 20.000 öffentliche Telefonzellen in Gebrauch, zum Höhepunkt in den 1990er-Jahren waren es etwa 100.000.
Deutsche Telekom schaffte gelbe Häuschen ab
In Deutschland gab es bis zum November 2022 noch rund 12.000 öffentliche Telefonzellen. Im vergangenen November hatte die Deutsche Telekom bereits die Münzzahlung deaktiviert. Ende Januar dieses Jahres wurde schließlich auch die Zahlungsfunktion mittels Telefonkarten deaktiviert. Der gesamte Telekommunikationsdienst an den Telefonsäulen ist inzwischen eingestellt. Bis zum Jahr 2025 sollen alle Telefonsäulen abgebaut sein.
Im Jahr 2006 gab es in Deutschland noch 100.000 Telefonzellen. Der Höhepunkt war Mitte der 1990er-Jahre erreicht, als an deutschen Straßen rund 160.000 gelbe Telefonhäuschen standen. Nach der Privatisierung der Deutschen Bundespost wurden die bekannten gelben Telefonzellen allerdings durch die Deutsche Telekom mit grau-weiß-magentafarbenen ersetzt.
Begonnen hatte die Geschichte der Telefonhäuschen vor 142 Jahren in Berlin. 1881 wurde dort der erste sogenannten Fernsprechkiosk in Betrieb genommen.