Online-Plattform X Weißes Haus wirft Musk Antisemitismus-Verbreitung vor
Nach einem Eklat um Nazi-Inhalte beim Twitter-Nachfolger X kehren weitere große Werbekunden der Online-Plattform von Musk den Rücken. Und das Weiße Haus wirft dem Tesla-Chef vor, Antisemitismus zu verbreiten.
Der umstrittene Post auf der Plattform X, früher Twitter, kam nicht von Elon Musk selbst, sondern von einem anderen Nutzer. Darin hieß es unter anderem, "jüdische Gemeinschaften" schürten "Hass gegen Weiße". Hintergrund ist eine rechtsextreme Verschwörungserzählung, nach der Juden einen heimlichen Plan verfolgten, illegale Migranten in westliche Länder zu bringen, um die weiße Mehrheit zu schwächen. Musk schrieb dazu: "Du hast die Wahrheit gesagt."
Diese Zustimmung wurde in den USA stark kritisiert. Das Weiße Haus warf dem Tesla-Chef vor, Antisemitismus zu verbreiten. In einem Statement hieß es, dies sei inakzeptabel und: "Wir verurteilen diese abscheuliche Förderung von antisemitischem und rassistischem Hass auf das Schärfste."
Streit zwischen ADL und Musk
Später relativierte Musk seine Äußerung. Er meine "einige Gruppen" wie die NGO Anti-Defamation League (ADL), die seiner Meinung nach anti-weißen Rassismus und anti-asiatischen Rassismus verbreite. Seit längerer Zeit gibt es Spannungen zwischen beiden Parteien.
Die ADL kritisierte, dass auf Twitter zu wenig gegen Antisemitismus und Hass unternommen werde. Musk warf der ADL vor, Schuld an der Abwanderung der Werbekunden auf X zu sein, nachdem er öffentlich gemacht hatte, dass rund 60 Prozent der Werbeeinnahmen weggebrochen sind. Er drohte sogar, die Organisation zu verklagen.
ADL-Geschäftsführer Josh Greenblatt sagte Anfang September im TV Sender CNBC, die Gewalt gegen Juden habe in den USA merklich zugenommen. Wenn Musk antisemitische Stimmen auf X verbreite und verstärke, sei das "sehr problematisch".
Musk ermutige rechte Kreise
Musk hat 160 Millionen Follower auf X. Wenn er auf einen Post antwortet, sehen dies viele Millionen Menschen - zudem hat Musk dafür gesorgt, dass seine Posts eine größere Reichweite bekommen.
Sarah Frier, Reporterin beim Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg sagte im Podcast "Elon Inc", Musks Äußerungen verfingen vor allem in rechten Kreisen: Selbst wenn er nur in die Richtung rechter Kreise winke, ermutige er diese Gruppen dazu, sich noch mehr und unbefangener in sozialen Netzwerken wie X zu äußern.
X verliert weitere große Werbekunden
Musks Netzwerk X steht immer wieder in der Kritik, zu wenig gegen Antisemitismus, Rassismus, Mobbing und Hetze zu tun und problematische Inhalte zu selten zu löschen. Das Computerunternehmen IBM stoppte beispielsweise seine Werbung auf X, nachdem Anzeigen des Unternehmens neben Nazi-Beiträgen entdeckt wurden. Dies sei inakzeptabel, hieß es von IBM. Und auch Apple, Disney und das Filmstudio Lionsgate wollen keine Werbung auf X mehr zeigen.
Zuvor hatte die Non-Profit-Organisation Media Matters gezeigt, dass Werbeanzeigen auch von anderen Unternehmen wie Apple oder dem Software-Konzern Oracle auf X neben Beiträgen mit positiven Äußerungen über Adolf Hitler publiziert wurden. Auch die EU-Kommission will erst einmal keine Werbung mehr auf X schalten. Begründet wurde dies mit der Zunahme von Desinformation und Hassrede.