Tote Flussdelfine Brasiliens Amazonas leidet unter der Dürre
Im brasilianischen Amazonasgebiet herrscht derzeit ungewöhnliche Hitze und Dürre. Das hat Folgen für seine Bewohner: Während für die Menschen Nahrung und Wasser knapp werden, verenden auch immer mehr Flussdelfine.
Es ist ein alarmierendes Zeichen für die Biodiversität des Amazonas: Dürre und Hitze sind in diesem Teil Brasiliens zur Zeit so heftig, dass bei dem Extremwetter immer mehr Tiere verenden. Zuletzt entdeckten Forscherinnen und Forscher mehr als 100 tote Flussdelfine, die im Verlauf der Woche im Lago Tefé angespült wurden.
Wie das Forschungsinstitut Mamirauá mitteilte, muss die genaue Todesursache noch ermittelt werden. Es sei allerdings davon auszugehen, dass sie im Zusammenhang mit der aktuellen Hitze und Trockenheit in der Region stehe. In dem See waren Wassertemperaturen von mehr als 39 Grad gemessen worden.
"Wir versuchen jetzt erstmal, die Kadaver aus dem Wasser zu holen, was bei der großen Anzahl toter Tiere aber fast unmöglich ist", sagte André Coelho vom Forschungsinstitut Mamirauá. "Die lebenden Delfine in andere Flüsse zu bringen, ist im Moment nicht sicher, da wir dort zunächst die Wasserqualität prüfen müssen."
Viele Gefahren für Delfine
Das Amazonasgebiet leidet derzeit unter hohen Temperaturen und einer schweren Dürre. Viele Flüsse in der Region führen deutlich weniger Wasser als im Durchschnitt der vergangenen Jahre. Die normale Trockenzeit wird derzeit noch von El Niño verstärkt. Das alle paar Jahre auftretende Wetterphänomen sorgt unter anderem im Norden von Brasilien für mehr Trockenheit und Hitze.
Amazonas-Flussdelfine sind die größten, die es gibt. Sie werden etwa 2 bis 2,5 Meter groß und erreichen ein Gewicht von 85 bis 185 Kilogramm. "Die Amazonas-Flussdelfine sind zahlreichen Belastungen ausgesetzt, wie den Auswirkungen von Wasserkraftwerken, der Quecksilberverschmutzung und Konflikten mit Menschen" sagte Mariana Paschoalini Frias von der Umweltschutzorganisation WWF.
Jetzt seien diese Süßwasserdelfine noch direkter von der Klimaproblematik betroffen. "Wir müssen sofort wirksame Schutzmaßnahmen ergreifen." Langfristig sei mehr Forschung erforderlich, um herauszufinden, wie die Tiere durch den Klimawandel und die Verringerung der Gewässer beeinträchtigt werden.
"Erschreckend und dramatisch"
Im brasilianischen Bundesstaat Amazonas hat die Regierung im Laufe der vergangenen Tage für 17 der 62 Bezirke den Notstand ausgerufen, weitere 38 wurden in den Alarmzustand versetzt. Die Behörden verteilten in den betroffenen Gebieten Trinkwasser, Grundnahrungsmittel und Hygieneartikel. Zudem soll es Unterstützung für die Bauern und Fischer in der Region geben.
Brasilien hatte zuletzt unter einer Reihe extremer Wetterereignisse zu leiden. Erst vor einigen Wochen kamen bei Überschwemmungen nach heftigen Unwettern im Bundesstaat Rio Grande do Sul im Süden des Landes rund 30 Menschen ums Leben. "Was in Rio Grande do Sul und jetzt im Bundesstaat Amazonas geschieht, zeigt, wie extreme Wetterereignisse uns bereits in erschreckender und dramatischer Weise betreffen", sagte Umweltministerin Marina Silva.