Vegane Ernährung Gut fürs Klima und gesund?
Vegane Ernährung liegt voll im Trend. Immer mehr Menschen verzichten auf tierische Produkte, nicht allein wegen des Tierwohls, sondern auch aus Umwelt- und Klimagründen.
Für Ramona Dworschak ist vegane Ernährung das normalste der Welt. Ihr schmeckt der Kuchen ohne Ei nicht schlechter als der mit. Möglichst regionale Produkte aus biologischem Anbau zu haben, veganes Essen anzubieten - damit will sie auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Ihr Café GUTTUT ist ein kleiner Laden mitten in Dortmund. Grüne Fassade, Holzbänke und eine kleine Glastheke, hinter der Ramona steht. Ramona ist nicht nur Inhaberin des Ladens, sondern serviert selbst, kocht, backt vegane Kuchen und denkt sich jede Woche ein ganz neues Menü aus. Besonders beliebt seien die wechselnden Currys. Diese Woche auf der Karte: ein fruchtiges Curry mit Birnen, Schmelzkohlrabi, Spitzkohl, Fenchel und Basmatireis.
Ramona hat das Café 2019 übernommen - und zu einem der ersten veganen Cafés in Dortmund gemacht. Die meisten Kunden seien positiv überrascht vom exklusiv veganen Angebot, sagt sie. Es gebe aber auch einige, die mit dem rein veganem Essen nichts anfangen können: "Ich glaube schon, dass ich ein paar Kunden dadurch verloren habe. Dafür aber auch viele dazugewonnen."
Deutsche ernähren sich klimafreundlicher
Viele Menschen achten mittlerweile bei ihrer Ernährung auf die Auswirkungen auf Umwelt und Klima. Der tägliche Verzehr von pflanzlichen Alternativen zu Fleischprodukten ist deutlich gestiegen. Das geht aus dem aktuellen Ernährungsreport des Bundeslandwirtschaftsministeriums hervor. 2015 gab noch jeder Dritte an, täglich Fleisch zu essen - aktuell ist es nur noch jeder Fünfte.
Im Alltag weniger Fleisch, Käse und Butter zu essen, kann ein wichtiger Beitrag für den Klimaschutz sein. Laut der Deutschen Umwelthilfe ist das eine der leichtesten Klimaschutz-Maßnahmen, die man als Individuum leisten kann. "Es ist nachweislich so, dass pflanzenbasierte Ernährung weniger Emissionen erzeugt als tierische Lebensmittel", sagt Ernährungsforscher Guido Ritter vom Institut für nachhaltige Ernährung in Münster. "Wenn Futter erst durch ein Tier gehen muss, um dann durch unseren Körper zu gehen, ist das absolut ineffizient", so Ritter.
Vor allem bezogen auf die CO2-Bilanz. Nach Angaben des Umweltbundesamtes macht die Ernährung in Deutschland rund fünfzehn Prozent der konsumbedingten CO2-Emissionen aus. Mehr als zwei Drittel davon gehen auf tierische Lebensmittel zurück.
Vor allem Methan ist ein Problem
Dafür verantwortlich sind vor allem Methan-Emissionen aus der Tierhaltung, die zur Klimaerwärmung beitragen. Methan entsteht unter anderem durch die Verdauung der Tiere, insbesondere bei Rindern und Schafen, aber auch bei der Lagerung von Düngern wie Gülle.
Außerdem brauchen Tiere viel Futter, um Fleisch, Milch und Eier zu erzeugen. Der hohe Bedarf an landwirtschaftlichen Flächen für den Futteranbau trägt dazu bei, dass ökologisch wertvolle Flächen wie Wälder oder Moore der landwirtschaftlichen Nutzung geopfert werden. Die Folgen: zusätzliche Emissionen, belastete Böden und Gewässer und negative Folgen für die Biodiversität.
Vegan ist nicht gleich gesund
Wer mit seiner Ernährung Klima und Umwelt möglichst wenig belastet will und gleichzeitig gesund essen will, sollte vor allem weniger rotes Fleisch und weniger Zucker essen. Das sagt die EAT-Lancet Kommission, eine Forschungsgruppe aus 37 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Sie haben die sogenannte "Planetary Health Diet" entworfen. Es gehe vor allem darum, sich ausgewogen zu ernähren: Gemüse, Obst, Nüsse und Hülsenfrüchte. Aber auch auf das Stück Fleisch alle zwei Wochen müsse demnach nicht verzichtet werden. Die Forscher schätzen, dass die Diät weltweit ungefähr elf Millionen vorzeitige Todesfälle durch ernährungsbedingte Erkrankungen verhindern könnte.
Zu viel Fleisch jedoch kann ungesund sein. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt rund 300 Gramm Fleisch pro Woche. Diverse internationale Studien haben bestätigt, dass der Konsum besonders von verarbeitetem Fleisch ungesund ist. Immer wieder zeigt sich, dass der Verzehr die Häufigkeit von Krebs- und Herz- Kreislaufkrankheiten und Diabetes erhöht.
Pauschal könne man aber trotzdem nicht sagen, dass es gesünder wäre, sich vegan oder vegetarisch zu ernähren. Gerade bei veganer Ernährung müsse man auf einiges achten, sagt Guido Müller: "Wenn man sich vegan ernährt, ist das eine Einschränkung. Tierische Produkte enthalten Vitamine, wie zum Beispiel Vitamin B12 und Eiweiße, die für eine gesunde Ernährung wichtig sind."
Die Verantwortung liegt nicht nur beim Individuum
Dazu kommt, dass es für viele Menschen immer noch zu teuer ist, auf tierische Produkte zu verzichten und sich nachhaltig zu ernähren. Das sei auch eine politische Aufgabe, findet Guido Ritter vom Institut für nachhaltige Ernährung: "Es muss die Möglichkeit bestehen einzukaufen, ohne sich Gedanken zu machen, die falsche Entscheidung zu treffen", sagt er. Da kommen Politik, Industrie und Handel ins Spiel: "Die Ernährungsumgebung muss so gestaltet sein, dass es normal ist, dass man sich nachhaltig ernährt. Im Moment ist es umgedreht", so Ritter.
Das Umweltbundesamt bestätigt eine nachhaltige Ernährung sei keine individuelle Aufgabe, sondern eine gesamtgesellschaftliche: "Wenn zum Beispiel in den Kantinen kein schmackhaftes, vollwertiges und erschwingliches vegetarisches Gericht angeboten wird, können sich auch motivierte Kunden und Kundinnen kaum klimafreundlich ernähren." Auch der Lebensmitteleinzelhandel könne über die Sortiments- und Preisgestaltung wichtige Beiträge liefern.
Auch auf der 28. Weltklimakonferenz (COP) rückt das Thema Ernährung weiter in den Fokus. Am 10. Dezember wird Ernährung und Landwirtschaft erstmals ein ganzer Tag gewidmet. Bereits zu Beginn hatten sich mehr als 130 Staaten dazu verpflichtet, in ihren nationalen Plänen zum Klimaschutz den Bereichen Ernährung und Landwirtschaft eine zentrale Rolle zu widmen.
Bio und regional - wenn man es sich leisten kann
Im Café GUTTUT bietet Ramona Dworschak Ihren Gästen fast ausschließlich Produkte aus biologischer Erzeugung und wenn möglich aus der Region an, das aber macht es teurer. Für sie und Ihre Kunden: "Würde ich alles konventionell einkaufen, hätte ich einen höheren Gewinn." Mit dem Café möchte sie eine Umgebung schaffen, in der sich alle Gäste wohlfühlen - ohne darüber nachdenken zu müssen, woher ihr Essen kommt und wie es zubereitet wird.