Weltklimakonferenz Geht die COP27 in die Verlängerung?
Nach offizieller Planung ist heute der letzte Tag der Weltklimakonferenz in Ägypten. Doch das Ringen um Klimahilfen für ärmere Länder erschwert die Beratungen. Am späten Donnerstagabend gab es erste Anzeichen eines Kompromisses.
Eigentlich soll die Weltklimakonferenz im ägyptischen Sharm El-Sheikh am Nachmittag nach zwei Wochen ihren Abschluss finden. Doch nun sieht es immer stärker danach aus, dass die Beratungen länger andauern als geplant.
Denn noch fehlt ein Kompromiss in der Frage, wie Ausgleichszahlungen für ärmere Länder bewerkstelligt werden können, die verstärkt unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden. Zwar zeigten sich die Industrieländer, darunter auch Deutschland, grundsätzlich bereit, als Hauptproduzenten von klimaschädlichen Treibhausgasen finanziell Verantwortung zu übernehmen - doch die Umsetzung dieser Hilfen ist bislang ungeklärt.
Signale für einen Kompromiss
Am späten Donnerstagabend deutete sich dann ein erster konkreter Fortschritt an - in Form eines fünfseitigen Entwurfs, wie es mit den Ausgleichszahlungen klappen könnte. Als mögliche Optionen werden die sofortige Einrichtung eines neuen Fonds aufgeführt, alternativ die Einrichtung eines neuen Fonds bei der nächsten Klimakonferenz Ende 2023 in Dubai sowie eine eher allgemein gehaltene "Finanzierungsvereinbarung".
Im Fazit bescheinigt der Entwurf einen "dringenden und umgehenden Bedarf für neue, zusätzliche, berechenbare und angemessene finanzielle Mittel", um Entwicklungsländer im Kampf gegen den Klimawandel zu unterstützen.
Timmermans zeigt sich offen für Finanzierung über Fonds
Das Thema "Schäden und Verluste" wurde in diesem Jahr erstmals auf die Agenda des Klimagipfels aufgenommen. Die Entwicklungsländer fordern einen Fonds, über den sie Zugriff bekommen zu Geldern, mit denen sie auf Zerstörungen und Katastrophen infolge der Erderwärmung reagieren können.
Doch bisher hatte sich vor allem auch die EU gegen die Vorstellung eines Fonds gestellt. Der neue Entwurf deutet ein Entgegenkommen in diesem Punkt an. "Wir haben ermutigende Aussagen über die Bereitschaft gehört, flexibel zu sein und Kompromisse zu finden", sagte die Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik im Auswärtigen Amt, Jennifer Morgan, nach den jüngsten Beratungen in Sharm El-Sheikh.
Zuvor hatte sich auch EU-Klimakommissar Frans Timmermans offen für einen Fonds gezeigt, der von einer "breiten Geber-Basis" finanziert werden solle. "Wir sind nun bereit, eine Fazilität zu diskutieren, aber in einem breiteren Rahmen", sagte er. Er sprach von einem Finanzierungsmosaik. Wenn es eine Verständigung gebe, könne dann eine Fazilität bereits in einem Jahr beschlossen werden und damit früher als bisher angenommen.
"Relevante Verursacher des Klimawandels in der Verantwortung"
Ganz ähnlich hatte sich auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock geäußert. Sie erklärte sich zur Schaffung eines "neuen Instruments" auf einer breiteren Basis bereit. "Wir wollen dieses Finanzierungsinstrument", sagte die Grünen-Politikerin. Es solle aber in ein "Finanzmosaik" aus unterschiedlichen Instrumenten eingebettet werden.
Aus ihrer Sicht müssten sich alle relevanten Verursacher des Klimawandels an der finanziellen Unterstützung der ärmeren Länder beteiligen, forderte Baerbock: "Es stimmt: Wir in Europa und in Nordamerika als Industriestaaten tragen mit unserem auf Fossilen aufgebauten Wohlstand die Verantwortung für die Klimaschäden der jüngeren Vergangenheit und auch die meisten der Gegenwart."
Aber alle großen Emittenten von heute trügen die Verantwortung für die Klimaschäden der Zukunft, fügte Baerbock hinzu. Daher müssten diese auch ihren Beitrag leisten. "Alle Staaten können jetzt zeigen, dass sie zu mehr Ambition und mehr Solidarität bereit sind."
Auch Baerbock rechnet mit Verlängerung
Auch Baerbock hat sich auf eine mögliche Verlängerung der Klimakonferenz eingestellt. "Wir brauchen nicht drum herumzureden, noch nie waren ambitionierte Ergebnisse auf einer Klimakonferenz so schwierig wie in diesen Tagen", sagte Baerbock. Deutschland kämpfe auf der Weltklimakonferenz für die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels. Das Bekenntnis der Staats- und Regierungschefs der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) zu diesem Ziel sei positiv, sagte sie. Worte alleine seien jedoch nicht länger ausreichend. Programme mit klaren Zielen für die kommenden Jahre müssten erarbeitet werden. Jetzt werde entschieden, welche Staaten die industriellen Mächte der Zukunft seien.