US-Republikaner für Harris Unterstützung aus dem gegnerischen Lager
Nicht alle Republikaner unterstützen ihren US-Präsidentschaftskandidaten - einige warnen sogar vor Trump. Und manche gehen noch weiter: Sie unterstützen öffentlich seine Gegnerin Harris. Ist das ein Grund zur Sorge für Trump?
Sie werde alles tun, um die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus zu verhindern, sagt Liz Cheney seit Monaten. Und nun hat die prominente Republikanerin angekündigt, nicht einfach nur nicht für Donald Trump zu stimmen, sondern seine Gegnerin, die Demokratin Kamala Harris, im Rennen ums Weiße Haus zu unterstützen - aufgrund der Gefahr, die Donald Trump darstelle.
Die Tochter von Ex-Vize-Präsident Dick Cheney hat nun außerdem erklärt, dass auch ihr Vater für Kamala Harris stimmen werde. Dick Cheney bestätigt das danach und sagte: „Es hat noch nie eine Person gegeben, die eine größere Gefahr für unsere Republik war als Donald Trump.“ Er werde für Harris stimmen um "das Land über die Partei zu stellen". Liz Cheney hatte sich seit dem Angriff auf das US-Kapitol 2021 offen gegen Trump gestellt, verlor deshalb am Ende ihre Führungsrolle in der republikanischen Partei und ihren Sitz im Abgeordnetenhaus. Liz Cheney war eine von nur zwei Republikanern im Untersuchungsausschuss zum Sturm auf das US-Kapitol.
Liz Cheney (links) und ihr Vater (Archivbild aus August 2022): Dick Cheney war unter George W. Bush von 2001 bis 2009 Vize-Präsident der USA.
Republikaner auf dem Demokraten-Parteitag
Der zweite war Adam Kinzinger. Auch der ehemalige Abgeordnete warnt seitdem vor Trump und unterstützt Harris öffentlich. In der ABC-Late Night Show Jimmy Kimmel sagte Kinzinger vor einigen Tagen, seine Partei sei aus den Fugen geraten und verteidige die Demokratie nicht mehr.
Auf dem Parteitag der Demokraten trat Kinzinger auf, als einer von mehreren republikanischen Rednern. Der ehemalige Vize-Gouverneur von Georgia, Geoff Duncan, nutzte die Bühne, um an seine Parteifreunde und an unentschlossene Wähler zu appellieren, Harris zu wählen. Die republikanische Partei sei nicht mehr bürgerlich oder konservativ. Sie sei chaotisch und verrückt. Das einzige was übrig bleibe, sei Trump fallenzulassen - "Dump Trump", so Duncan.
Der republikanische Ex-Kongressabgeordnete Adam Kinzinger spricht auf dem Parteitag der Demokraten. Auch Trumps ehemalige Pressesprecherin Stephanie Grisham hielt dort eine Rede.
Beispiellos - und wahlentscheidend?
Andere Republikaner wie Trumps damaliger Vizepräsident, Mike Pence, verwehren Trump ihre Unterstützung, gehen aber nicht so weit, dazu aufzurufen, Harris zu wählen. Dass namhafte Republikaner wie Liz Cheney das tun, sei absolut beispiellos in den USA, sagt Politikwissenschaftler Chris Edelson von der American University in Washington.
Diese einzigartige Situation könne einen Einfluss auf das Wahlergebnis haben, vor allem mit Blick auf die wahlentscheidenden Swing States, in denen Trump und Harris in Umfragen sehr eng beieinanderliegen, so Edelson. Selbst wenn Liz Cheney in einem Swing State - Bundesstaaten, die mal republikanisch, mal demokratisch wählen und deshalb besonders umkämpft sind - nur ein paar Tausend Wähler beeinflusse, könne das den Unterschied ausmachen. Erfahrungen aus anderen Ländern wiesen darauf hin.
Parallelen zur Frankreich-Wahl 2017
Politikwissenschaftler Edelson erinnert an 2017, als Emmanuel Macron in Frankreich das Präsidentschaftsrennen gegen die Rechtspopulistin Marine LePen gewann. Edelson sieht Parallelen zu der momentanen Situation in den USA. In normalen Zeiten unterstützten Republikaner Republikaner und Demokraten Demokraten. Die Situation jetzt sei ein Signal, das den Wählern sage, dass etwas sehr Ungewöhnliches passiere.
"Es ist wie in Frankreich im Jahr 2017, als Konservative Macron und seine Partei gegen Le Pen unterstützt haben. Es gibt Anzeichen dafür, dass dies einen Effekt hatte", so Edelson. Wie groß der Effekt am Ende tatsächlich sein wird, sei nicht vorherzusehen. Aber, wenn er Trump wäre, sagt der Politikwissenschaftler, würde er sich Sorgen machen.