UN-Bericht Opium-Anbau in Myanmar nimmt wieder zu
In kaum einer Weltregion werden so viele Drogen hergestellt und gehandelt wie im Grenzgebiet zwischen Myanmar, Thailand und Laos. Nachdem der Anbau in Myanmar aber jahrelang abnahm, stieg er in 2022 erstmals wieder stark an.
Seit dem Militärputsch in Myanmar vor knapp zwei Jahren hat der Anbau von Opium wieder deutlich zugenommen. Nach einem jahrelangen Abwärtstrend in dem südostasiatischen Land stieg die Anpflanzung von Schlafmohn nach einer Schätzung der Vereinten Nationen 2022 erstmals wieder um 33 Prozent.
Dem Bericht zufolge vergrößerte sich die Anbaufläche von Schafmohn in dem genannten Zeitraum um rund 10.000 Hektar auf schätzungsweise 40.100 Hektar. Die weitaus größte Anbau-Dichte sei im Shan-Staat, einer Region im Nordosten des Landes, festgestellt worden, teilte das UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung mit.
Das nationale Produktionspotenzial im Jahr 2022 wurde auf etwa 790 Tonnen geschätzt, hieß es weiter. Obwohl diese Schätzung immer noch unter dem jüngsten Höchststand von 870 Tonnen im Jahr 2013 liege, sei sie fast doppelt so hoch wie die Schätzungen für 2020 von rund 400 Tonnen.
UN-Experte: Einige Landwirte "kaum eine andere Wahl"
Der neue Boom stehe in "direktem Zusammenhang" mit dem politischen und wirtschaftlichen Chaos, in das Myanmar seit der Machtübernahme der Militärjunta am 1. Februar 2021 geglitten sei, zitierte die thailändische Zeitung "Bangkok Post" Jeremy Douglas vom UNODC, dem UN-Büro für Drogen und Kriminalität. "Landwirte in abgelegenen, oft konfliktbedrohten Gebieten hatten kaum eine andere Wahl, als wieder auf Opium umzusteigen."
In dem Bericht heißt es, die andauernde politische Instabilität, die schwache Wirtschaftslage verbunden mit Inflation sowie sehr hohe Verkaufspreise für Opium hätten viele dazu bewogen, wieder Schlafmohn anzubauen. Der durchschnittliche Verkaufspreis von frisch geerntetem Opium sei von 166 US-Dollar (152 Euro) pro Kilo im Jahr 2021 um fast 70 Prozent auf 281 US-Dollar (257 Euro) pro Kilo gestiegen.
Zudem stellte die Behörde fest, dass auch die global gestiegenen Preise durch den Krieg in der Ukraine den Anstieg begünstigt habe. "Ohne Alternativen und wirtschaftliche Stabilität werden der Anbau und die Produktion von Opium wahrscheinlich weiter zunehmen", warnte der UNODC-Länderverantwortliche für Myanmar, Benedikt Hofmann.
Drogenhochburg "Goldenes Dreieck"
Aus Schlafmohn wird Opium gewonnen und Heroin hergestellt. Das Grenzgebiet zwischen Myanmar, Nordthailand und Laos - das sogenannte Goldene Dreieck - zählt zu den Regionen der Welt, in denen am meisten Drogen hergestellt und gehandelt werden. In den vergangenen Jahren konzentrierten sich die Drogenhändler dort aber mehr auf Metamphetamine.
Die im UN-Bericht untersuchten Bundesstaaten Shan, Chin, Karenni und Kachin werden hauptsächlich von ethnischen Minderheiten bevölkert. Teils sind sie schon seit Jahrzehnten Schauplatz von bewaffneten Konflikten zwischen dort ansässigen Rebellen und wechselnden Zentralregierungen. Myanmar (früher Birma) hatte bis zum Frühjahr 2011 fast 50 Jahre direkt unter der Herrschaft von Militärdiktatoren gestanden. Am 1. Februar 2021 putschte die Armee dann gegen die zivile Regierung von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi.