Zahlreiche Männer begrüßen Khan Mohammed in Dschalalabad (Afghanistan) nach einem Gefangenenaustausch mit den USA.

Gefangenenaustausch und Erlasse Was Trumps Präsidentschaft für Afghanistan bedeutet

Stand: 27.01.2025 14:58 Uhr

Kaum war US-Präsident Trump im Amt, wurde ein Gefangenenaustausch zwischen Afghanistan und den USA bekannt. Könnte sich also das bilaterale Verhältnis entspannen? Erste Maßnahmen Trumps sprechen nicht dafür.

Khan Mohammed ist wieder zu Hause in Dschalalabad. Dutzende Männer kamen zu seiner Begrüßung, darunter prominente Taliban. Mohammed wurde am vergangenen Dienstag im Rahmen eines Gefangenenaustauschs von den USA freigelassen. Im Gegenzug kamen zwei Amerikaner frei, die in Afghanistan festgehalten wurden. Bilder von der Begrüßung in Dschalalabad zeigen ihn mit einem dichten grauen Bart und einem Turban, wie ihn die Paschtunen in Afghanistan tragen.

Der 55-Jährige kam, wenn man so will, zurück als Vorbote von Donald Trumps zweiter Präsidentschaft. Khan Mohammad hatte 20 Jahre eingesessen - zuletzt in Kalifornien. "Ich bin damals wegen zweier Verbrechen verhaftet worden", sagt er. Man habe ihm vorgeworfen, Drogen verkauft und das Geld den Taliban gegeben zu haben.

Zudem soll er einen Anschlag geplant haben. Das aber stimme nicht, so sein Sohn Rafiullah gegenüber der Nachrichtenagentur AP: "Meinem Vater wurde kein Verbrechen nachgewiesen. Er verbrachte 20 Jahre unschuldig im Gefängnis.“

Trump-Leute reklamieren Befreiung für sich

Die langwierigen und letztlich erfolgreichen Verhandlungen zum Gefangenenaustausch wurden zwischen Vertretern der Biden-Regierung und den Taliban geführt, dennoch - nicht erstaunlich - reklamieren die Trump-Leute jetzt die Befreiung der zwei Amerikaner für sich.

Dass Trump nun wieder im Weißen Haus sitzt, wurde zuletzt von manchen in Afghanistan auch mit Hoffnung gesehen. "Ich glaube, viele unserer Politiker halten Trump für eine gute Wahl, er hat mit vielen Stimmen gewonnen", sagt der Kabuler Ladenbesitzer Hamidullah.

Er glaube auch, dass es durch Trump etwas ändern könne in Sachen Bildung für Frauen. "Wenn sich da etwas täte, dann wäre das großartig."

Zahlreiche Männer begrüßen Khan Mohammed in Dschalalabad (Afghanistan) nach einem Gefangenenaustausch mit den USA.

Zahlreiche Männer begrüßen Khan Mohammed in Dschalalabad - der Gefangenenaustausch mit den USA hat manche Hoffnung in Afghanistan geweckt.

Aussetzung der US-Gelder für Entwicklungshilfe

Doch die Hoffnung, dass es den Menschen in Afghanistan durch Trump besser gehen könnte, dürfte bald Ernüchterung weichen. Der neue US-Präsident ordnete gleich am ersten Tag seiner Amtszeit an, die Entwicklungshilfe der USA für drei Monate einzustellen. Ein Desaster für ein armes Land wie Afghanistan, sagt Jan Egeland vom Norwegischen Flüchtlingsrat (NRC), einer der größten in Afghanistan tätigen Hilfsorganisationen.

"Keine Unterstützung, keine neuen Geldtransfers - das wird unmittelbare und katastrophale Folgen für die Hilfe hier vor Ort haben, die ohnehin schon ausgedünnt ist. Für sehr arme und verletzliche Mädchen, Frauen und Zivilisten hier in Afghanistan", so Egeland.

Neue Einwanderungspolitik

Und auch für die Afghaninnen und Afghanen, die nach der Machtübernahme der Taliban aus dem Land geflohen waren, bedeutet der Amtswechsel im Weißen Haus zunächst nichts Gutes.

Im Rahmen des USRAP-Programms hatte die Regierung unter Ex-US-Präsident Biden vielen von ihnen Hilfe in Aussicht gestellt, weil sie eine Verfolgung durch die Taliban befürchteten. Schätzungsweise 15.000 Afghaninnen und Afghanen warten so allein in Pakistan derzeit auf die Genehmigung zur Umsiedlung in die USA.

Doch Trump erließ gleich am ersten Tag auch ein Dekret, das die Umsiedlung von Flüchtlingen in die Vereinigten Staaten auf unbestimmte Zeit stoppt.

In einem Aufruf der Interessensgruppe Afghan USRAP Refugees an Präsident Trump äußern sie die Bitte, ausgenommen zu werden von dem Erlass. Sie hätten ihr Leben riskiert, schreiben sie, um die Afghanistan-Mission der USA damals zu unterstützen. Müssten sie zurückkehren, drohten ihnen Haft, Folter und Tod.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR aktuell am 26. Januar 2025 um 13:18 Uhr.