Nach Verhandlungen in Ankara Getreideabkommen wird um zwei Monate verlängert
Das Getreideabkommen zwischen Russland und der Ukraine ist kurz vor seinem Ablauf für weitere zwei Monate verlängert worden. Das erklärte der türkische Präsident Erdogan. Kiew und Moskau haben die Verlängerung inzwischen bestätigt.
Russland und die Ukraine haben sich auf eine Verlängerung des Getreideabkommens geeinigt. Es gelte für weitere zwei Monate, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan nach den Verhandlungen in Ankara.
Er danke seinem "teuren Freund", dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, für die "aufrichtige Unterstützung" und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj für die "konstruktive Zusammenarbeit.", so Erdogan weiter. Zudem danke er UN-Generalsekretär António Guterres für dessen Bemühungen.
Bestätigungen aus Kiew und Moskau
Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, bestätigte die Verlängerung des Abkommens. "Damit ergibt sich die Chance, die globale Ernährungssicherheit nicht nur mit Worten, sondern mit Taten zu sichern, in erster Linie für Länder, die es am nötigsten haben." Eventuelle Unstimmigkeiten bei der Umsetzung des Getreideabkommens sollten "so schnell wie möglich" bereinigt werden.
Der ukrainische Vizeregierungschef Olexander Kubrakow bestätigte ebenfalls das Fortbestehen des Getreidekorridors bis zum 18. Juli. "Wir begrüßen die Verlängerung der Arbeit der Initiative, doch betonen wir, dass sie effektiv funktionieren muss", schrieb der 40-Jährige auf Facebook. Aktuell würden etwa 70 Schiffe in türkischen Gewässern auf eine Genehmigung warten.
Özdemir fordert weitergehende Absicherungen
UN-Generalsekretär António Guterres würdigte die Verlängerung als "gute Nachricht für die Welt". Zwar blieben noch ausstehende Fragen, darüber sprächen aber Vertreter der Ukraine, Russlands, der Türkei und der Vereinten Nationen weiter, sagte Guterres in New York. Das Abkommen sei wichtig für die globale Ernährungssicherheit. Es zeige auch, dass "es sogar in der dunkelsten Stunde immer einen Hoffnungsschimmer gibt und eine Möglichkeit, Lösungen zu finden, die allen helfen".
Bundesagrarminister Cem Özdemir begrüßte ebenfalls die erneute Verlängerung des Abkommens, forderte aber weitergehende Absicherungen. Dass der russische Präsident Putin das Abkommen als Druckmittel nutze, um seine Interessen durchzusetzen, sei nicht neu, sagte der Grünen-Politiker. Damit müsse Schluss sein: "Russland muss seiner vor der Weltgemeinschaft abgegebenen Verpflichtung gerecht werden und das Abkommen uneingeschränkt fortsetzen."
Russland hatte nach dem Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 die Getreideexporte des Nachbarlandes blockiert. Die Blockade und Sanktionen gegen Russland hatten daraufhin weltweit zu starken Preisanstiegen unter anderem bei Getreide und Dünger geführt.
Export von 30 Millionen Tonnen an landwirtschaftlichen Gütern
Im Juli 2022 war die Schwarzmeer-Getreide-Initiative zustande gekommen - unter Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei. Sie erlaubt kontrollierte Getreideausfuhren aus den Schwarzmeerhäfen Odessa, Tschornomorsk und Piwdennyj (Juschny). Vertreter der UN, Russlands, der Ukraine und der Türkei kontrollieren die Schiffsladungen in Istanbul. Damit soll sichergestellt werden, dass tatsächlich nur Lebensmittel und keine Waffen an Bord sind.
Seit dem Start des Getreidekorridors wurden der UN zufolge fast 30 Millionen Tonnen an landwirtschaftlichen Gütern exportiert. 2022 kam aus der Ukraine demnach über die Hälfte des Weizenbedarfs für das Welternährungsprogramm der UN. Zusätzlich gab es eine Vereinbarung mit Russland, die den Export russischer Nahrungs- und Düngemittel erleichtern sollte.
Russland hatte immer wieder gedroht, die Abkommen platzen zu lassen und begründete das unter anderem damit, dass seine eigenen Exporte von Getreide und Dünger weiter durch westliche Sanktionen behindert würden. In der vergangenen Woche hatten in der Türkei neue Verhandlungen über die Fortsetzung des Abkommens zwischen Vertretern Russlands, der Ukraine und der Türkei begonnen.
Ein Viertel der weltweiten Getreideexporte
Russland und die Ukraine lieferten vor dem Krieg fast ein Viertel der Getreideexporte weltweit, sie sind wichtige Lieferanten von Weizen, Gerste, Sonnenblumenöl und anderen Nahrungsmitteln für Länder in Afrika, im Nahen Osten und in Teilen Asiens.
Vor Kriegsbeginn war Russland außerdem der weltweit größte Exporteur von Düngemitteln. Der Ausfall dieser Lieferungen nach der russischen Invasion trieb die Lebensmittelpreise weltweit in die Höhe und schürte die Sorge vor einer Hungerkrise in ärmeren Ländern. Mehr als 1000 Schiffe haben laut UN im Rahmen des Abkommens bisher ukrainische Häfen verlassen.