Olaf Scholz

EU-Gipfel in Brüssel "Europa kann handeln"

Stand: 03.02.2025 16:08 Uhr

Die EU bereitet sich auf mögliche US-Zölle vor. Bei ihrem Treffen in Brüssel lehnten die Regierungschefs einen Handelskrieg unisono ab. Wenn es aber hart auf hart käme, müsse und könne man Stärke zeigen, sagte auch Kanzler Scholz.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat europäische Gegenmaßnahmen für den Fall angekündigt, dass die USA zusätzliche Zölle auf EU-Waren erheben. "Als starker Wirtschaftsraum können wir selber unsere Dinge gestalten und können auch auf Zollpolitiken mit Zollpolitiken reagieren. Das müssen und werden wir dann auch tun", sagte Scholz vor dem informellen EU-Gipfel in Brüssel.

Das Ziel sollte dabei sein, am Ende zu einer Kooperation zu kommen. "Aber klar ist, die Voraussetzung für Verständigung ist, dass man um seine eigene Stärke weiß. Europa kann handeln."

Scholz: "Schlecht für die USA und für Europa"

US-Präsident Donald Trump hatte zuvor angekündigt, ab Dienstag zusätzliche Zölle für Waren aus China, Kanada und Mexiko erheben zu wollen und auch der EU wegen des Handelsüberschusses von Ländern wie Deutschland mit ähnlichen Maßnahmen gedroht.

Scholz betonte, dass beide Seiten vom Austausch von Waren und Dienstleistungen profitierten. Wenn Zollpolitik das jetzt schwierig mache, wäre das schlecht für die USA und für Europa.

Macron: "Europa muss sich Respekt verschaffen"

Ähnlich äußerten sich auch andere Gipfelteilnehmer. Polens Ministerpräsident Donald Tusk sagte, Handelskriege seien immer ein Fehler. "Polen wird sicherlich ein Land sein, das zu Besonnenheit und Vorsicht mahnt", sagte Tusk in Brüssel. "Wir müssen aber auch deutlich sagen, dass jegliche Pläne zur Einführung von Zöllen und zur Führung von Handelskriegen ein kompletter Irrtum sind."

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron betonte in Brüssel, sollte Europa wirtschaftlich angegriffen werden, müsse es sich Respekt verschaffen. Die jüngsten Schritte der US-Regierung würden nur dazu führen, dass Europa stärker und geeinter auftreten werde.

Finnland rät zu Verhandlungen mit Trump

Der finnische Ministerpräsident Petteri Orpo mahnte indes, die EU sollte mit Trump verhandeln. Dabei verwies er auch darauf, dass Russland "eine echte Bedrohung" sei und bleiben werde.

Luxemburgs Premierminister Luc Frieden zeigte sich dagegen kämpferisch. "Wir sind nicht schwächer als die Vereinigten Staaten von Amerika. Wenn jemand einen Handelskrieg will, dann kriegt er ihn", sagte der 61-Jährige. Er betonte aber zugleich, man müsse dafür sorgen, dass es gute transatlantische Beziehungen gebe. "Handelskonflikte sind immer schlecht", sagte der Luxemburger.

Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas rief zu einer besonnenen Reaktion auf Trumps Drohungen auf: "Wir brauchen Amerika, und Amerika braucht uns auch", sagte sie. Es gebe "keine Gewinner in Handelskriegen". 

Aktien deutscher Autobauer abgesackt

Derweil haben die drohenden Zerwürfnisse deutsche Auto- und Lkw-Aktien absacken lassen. Die Papiere von BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen fielen am Vormittag zeitweise um fünf bis sieben Prozent. Die Papiere der Lkw-Hersteller Daimler Truck und Traton büßten ebenfalls deutlich ein, und auch die Aktienkurse von Zulieferern wie Continental und Knorr-Bremse fielen.

Die großen deutschen Autohersteller und auch viele Zulieferer nutzen Mexiko, dessen Waren von den USA seit dem Wochenende mit zusätzlichen Zöllen in Höhe von 25 bedacht wurden, als Produktionsstandort - und bedienen von dort aus den US-Markt. VW, Audi und BMW haben in dem Land eigene Fabriken, Mercedes-Benz produziert in einem Gemeinschaftswerk mit Nissan.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 03. Februar 2025 um 14:00 Uhr.