Elf Tote nach Schießerei Traumatische Stunden in Schweden
Es waren Stunden der Ungewissheit und Angst, bis in Schweden das schreckliche Ausmaß der Schüsse klar wurde: Mindestens elf Tote. Menschen verharrten am und um den Tatort in Panik, bangten um ihr Leben.
"Oh mein Gott, es wird geschossen", sagt eine Anwohnerin und wird Augenzeugin dessen, was sich als Albtraum für ganz Schweden entpuppt. Schüsse an einem Schulkomplex in der Stadt Örebro. Mindestens elf Tote gibt es laut Polizei, die Zahl der Verletzten sei noch ungeklärt.
Um 12.33 Uhr geht der Notruf bei der Polizei ein. Danach ist lange unklar, was überhaupt passiert ist. Stundenlang müssen Schüler und Lehrer in Klassenzimmern ausharren. "Wir haben die Schüsse gehört, aber dann nichts mehr", sagt der 21 Jahre alte Matte der Zeitung Aftonbladet. "Die Lehrer sagten, wir sollten die Türen abschließen, und dann haben wir meine Jacke über die Türen gelegt, damit der Täter nicht hineinsehen konnte. Das war stressig. Das ist das einzige, an das ich mich erinnere."
Unklarheiten und offene Fragen
Auf die Schrecksekunden folgen für die Schüler und Lehrer Stunden des Bangens. Die Polizei weiß zunächst nicht, ob es sich um einen oder mehrere Täter handelt. Ob Verdächtige noch in der Nähe sein könnten. Mehrere Schulen in der Umgebung werden abgeriegelt. Menschen suchen in Geschäften Sicherheit.
"Dann kam die Polizei und sagte mir, ich solle mich auf den Boden legen", sagt Magnus Håkansson. Er war zufällig in der Gegend unterwegs. "Ich habe eine Menge Blut gesehen, sehr viel Blut. Dann hab ich erstmal nichts sehen können, aber als ich dann rauskam, sah ich bei der Tür einen toten Mann liegen."
Schon früh berichten Medien von Toten, aber die Polizei bestätigt zunächst nur Verletzte. Währenddessen sind Angehörige wie Johannes Sjöberg in Sorge. Er hatte seine Tochter Madeleine gerade mit dem Auto zur Schule gebracht, als ihm etliche Polizeiautos entgegenkamen. Von einem Freund seiner Tochter erfuhr er von der Tat, und drehte sofort um. Über Stunden konnte er nur per SMS mit Madeleine kommunizieren. Dann endlich die Nachricht: Sie ist in Sicherheit. "Sie hat Blut und Elend da drinnen gesehen. Viele Schüler haben Panik bekommen", erzählt er. "Ein schreckliches Erlebnis."
Täter wohl unter den Toten
Fernsehbilder von blinkenden Lichtern an Einsatzwagen und dramatische Zeugenberichte ziehen sich durch den Tag. Wie groß das Ausmaß der Tat wirklich ist, dass mindestens zehn Menschen tot sind - diese Gewissheit gibt es aber erst am Abend.
Einer der Toten sei der mutmaßliche Täter, sagt der Polizeichef von Örebro, Roberto Eid Forest. Er habe nach ersten Erkenntnissen keine Verbindungen zu kriminellen Banden. Auch ein Terrormotiv vermutet die Polizei nicht. "Der mutmaßliche Täter war uns vorher nicht bekannt. Wir gehen von einem Einzeltäter aus", so Eid Forest. "Aber wir stehen noch ganz am Anfang der Ermittlungen."
"Schlimmste Schießerei in der schwedischen Geschichte"
Die Hintergründe sind also noch unklar. Aber zunächst steht ohnehin die Trauer im Vordergrund. Regierungschef Ulf Kristersson spricht bei einer Pressekonferenz von einer Dunkelheit, die sich über das Land lege.
“Das, was nicht passieren darf, ist jetzt auch in Schweden passiert. (...) Wir haben brutale tödliche Gewalt gegen unschuldige Menschen gesehen. Das ist die schlimmste Schießerei in der schwedischen Geschichte. Wir wissen, dass viele Menschen in Örebro tief verzweifelt sind. Viele Kinder haben Angst und sind unruhig.”
Nicht nur Örebro, sondern ganz Schweden, so scheint es, steht nach der Tat unter Schock. Auch König Carl XVI. Gustaf äußert sich: Er sei tief bestürzt, schreibt er, und seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen.