Waffenproduktion in der Ukraine Wie Deutschlands Haushaltsstreit die Drohnenproduktion beeinflusst
Seit Beginn des Ukraine-Krieges liefert Deutschland noch Drohnen - inzwischen stellt das deutsche Unternehmen die Drohnen in der Ukraine her. Eigentlich eine Erfolgsgeschichte - wäre da nicht der deutsche Haushaltsstreit.
Ankunft irgendwo bei Kyjiw. Den genauen Ort dürfen wir nicht nennen. Denn hier - in der Nähe der ukrainischen Hauptstadt - hat der deutsche Drohnenhersteller Quantum Systems seine Werkstatt. Das Unternehmen aus Bayern entwickelt Aufklärungsdrohnen für die ukrainische Armee.
60 ukrainische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt Quantum Systems mittlerweile, sagt Geschäftsführer Sven Kruck: "Das fühlt sich sehr stolz an. Ich mein', vor zwei Jahren, 2022, haben wir begonnen mit dem Liefern, dann so'n kleines Reparaturwerk im Westen eröffnet, wo wir einen kleinen Reparaturtisch hatten. Und heute haben wir hier eine ganze Produktionsfabrik, die Entwicklung von Drohnen macht, Reparatur von Drohnen und tolle Dienstleistungen, glaube ich, für die Ukraine bereitstellt."
Haushaltsstreit trifft Drohnenwerk
Hunderte Drohnen habe das Unternehmen bisher an die Ukraine geliefert, sagt Kruck. Die Vector-Drohne sieht aus wie ein kleines Flugzeug, steigt senkrecht in die Höhe und liefert den ukrainischen Soldaten Bilder in Echtzeit. Die Qualität ist so gut, dass das ukrainische Verteidigungsministerium für das kommende Jahr gleich Hunderte weitere Drohnen bestellt hat. Eine Erfolgsgeschichte für Quantum Systems.
Doch seitdem im Sommer in Deutschland ein Streit über den Haushalt entbrannt ist, fehlt Geld für die Produktion neuer Drohnen. "Die Zeit rennt", so Kruck. "Der Haushaltsstreit in Berlin ist ein Thema und lähmt natürlich den Support für die ukrainischen Streitkräfte hier vor Ort. Über diese Hürde müssen wir drüber springen, schnellstmöglich".
Sorge um Unterstützung in Kiew
Seit Monaten herrsche Unsicherheit, heißt es aus dem Unternehmen. Nach Kürzungen der Ukraine-Hilfen im Haushalt sollten eigentlich Erträge aus eingefrorenen russischen Vermögen für die Produktion von Rüstungsgütern wie den Aufklärungsdrohnen verwendet werden. Doch eine Finanzierung kann auch nach Monaten der Debatte nicht gesichert werden.
Oleksandr Berezhny - Geschäftsführer des Unternehmens in der Ukraine - macht sich Sorgen: "Ohne die Unterstützung durch eine Aufklärungsdrohne ist kein Angriff möglich. Und diese deutschen Drohnen sind an vielen Frontabschnitten ein wichtiger Teil dieser Unterstützung. Allein die Vorstellung, dass die Hilfe weniger wird, besorgt mich sehr. Es ist sehr, sehr wichtig, zu wissen, dass die deutsche Ukraine-Hilfe weitergeht", so Berezhny.
Ukraine sehr zufrieden mit den Drohnen
Berezhny ist überzeugt von der Vector-Drohne aus Deutschland. Stolz führt er durch das Werk. Seit dessen Eröffnung können die Drohnen nun auch in der Ukraine repariert werden. Mehrere Monate Zeit können so gespart werden, erklärt Berezhny. Und das werde von der ukrainischen Armee sehr geschätzt.
Aber nicht nur deswegen will die Ukraine weitere Systeme kaufen: "Unsere Drohne hat einen der besten Sensoren der Welt. Mit Sensor meine ich die Tag- und Nachtsichtkamera, die bei fast allen Wetterbedingungen und Höhen, in denen wir arbeiten, die Möglichkeit hat, ein großartiges Bild zu liefern", sagt Berezhny.
Mithilfe dieser Technik konnte die ukrainische Armee wichtige militärische Ziele aufklären - unter anderem auf der Krim oder in der russischen Region Kursk. Oder Angriffe der russischen Truppen eindämmen, berichtet Berezhny stolz.
"Es geht um Menschen, die gestorben sind, um uns zu verteidigen"
Für ihn sei es auch aus persönlichen Gründen wichtig, dass das Unternehmen weiter Drohnen produzieren könne: "Für mich ist es sehr wichtig, dass die Ukraine alles Mögliche bekommt, um den Feind zurückzuschlagen und aus unserem Land zu vertreiben. Und wenn dir klar wird, dass die Hilfe unserer Partner abnimmt oder abnehmen könnte oder vielleicht gar nicht mehr kommt - nun, es ist unmöglich, überhaupt daran zu denken. Es geht um die eigenen Familien, um Bekannte und Menschen, die gestorben sind, um uns zu verteidigen".
Geschäftsführer Sven Kruck gibt sich beim Besuch im Werk betont positiv. Im deutschen Verteidigungsministerium werde alles versucht, die Produktion zu finanzieren, sagt er. Trotz aller Unsicherheiten ist Kruck überzeugt: Es sei richtig gewesen, ein Werk in der Ukraine aufzubauen.