Frachtschiff "Vezhen"

Vorwurf schwerer Sabotage Schweden setzt Schiff in der Ostsee fest

Stand: 27.01.2025 09:18 Uhr

Schweden hat ein verdächtiges Schiff in der Ostsee festgesetzt, nachdem erneut ein Unterseekabel zwischen Schweden und Lettland beschädigt wurde. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen mutmaßlich "schwerer Sabotage".

Erneut ist ein Unterseekabel in der Ostsee beschädigt worden. Diesmal traf es eine Verbindung, die die schwedische Insel Gotland mit Lettland verbindet und mit schnellem Internet versorgt.

"Es handelt sich höchstwahrscheinlich um einen Schaden durch Fremdeinwirkung, und von größerem Umfang. Die Marine hat den möglichen Ort des Schadens inspiziert", sagte die lettische Regierungschefin Evika Siliņa bei einer Pressekonferenz am Sonntagnachmittag.

Ein Schiff, das im Verdacht steht, die Sabotage begangen zu haben, wurde laut schwedischer Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Die Behörde ermittelt wegen mutmaßlich "schwerer Sabotage". Die schwedische Küstenwache hat das Schiff inzwischen betreten. Aufnahmen des schwedischen Rundfunksenders SVT zeigten, wie Einsatzkräfte bei Dunkelheit an Bord gingen. Das unter maltesischer Flagge fahrende Schiff lag am Morgen weiter südlich von Karlskrona in Südschweden vor Anker.

"Erhebliche Schäden"

Das Datenkabel zwischen Schweden und Lettland war am frühen Morgen beschädigt worden. Es wird vom lettischen staatlichen Rundfunk- und Fernsehzentrum genutzt. Die Ursache ist noch unklar.

Das Kabel liege in einer Tiefe von mehr als 50 Metern, berichtete ein Vertreter der lettischen Marine. Deshalb werde es noch dauern, bis die Ursache ermittelt werden könne. Was genau in der Nacht zu Sonntag passiert ist, ist unklar. Mehrere Schiffe seien in der Nähe gewesen.

Der Ort der Beschädigung liegt in der ausschließlichen Wirtschaftszone Schwedens, hieß es von den lettischen Behörden auf einer Pressekonferenz. Der Schaden ist ersten Anhaltspunkten zufolge auf äußere Einwirkung zurückzuführen. Laut Kabelbetreiber soll es trotz der "erheblichen Schäden" keine Auswirkungen auf Endnutzer haben.

Zusammenarbeit mit NATO

Schweden und Lettland untersuchen den Vorfall gemeinsam mit der NATO. "Die Präsenz der Alliierten in der Region ermöglicht eine zügige und koordinierte Reaktion", sagte ein NATO-Sprecher der Nachrichtenagentur dpa. 

Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas kündigte auf X an, am Montag bei einem Treffen mit den Außenministern der Europäischen Union darüber sprechen zu wollen, wie man angesichts der russischen Kampagne hybriden Bedrohungen besser vorbeugen und darauf reagieren könne.

Schäden an Unterseekabeln häufen sich

Bereits im November waren innerhalb kurzer Zeit Schäden an gleich zwei Glasfaserverbindungen in der Ostsee aufgetreten. Ein Kabel zwischen Schweden und Litauen sowie eine Verbindung zwischen Finnland und Deutschland waren betroffen.

Ende Dezember folgte dann der Ausfall von Estlink2 - dem Unterseekabel zwischen Finnland und Estland. Finnland geht von einem Sabotageakt aus und ermittelt. Die NATO kündigte nach den Vorfällen an, künftig Schiffe und Patrouillen-Flugzeuge in die Ostsee zu schicken.

Auf dem Grund der Ostsee liegen zahlreiche Kabel, die Strom oder Daten zwischen den Ländern transportieren. Erst vor zwei Wochen sprachen die NATO-Ostsee-Anrainer in Helsinki über Maßnahmen, um die kritische Infrastruktur zu überwachen.

Mit Informationen von Sofie Donges, ARD-Studio Stockholm

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 26. Januar 2025 um 18:08 Uhr.