Eine Frau hält eine Maradonna-Miniatur in den Händen und wartet neben anderen Maradonnafans

Abschied von Maradona Tränen, Trikots und Tumulte

Stand: 26.11.2020 16:26 Uhr

In Buenos Aires haben Zehntausende Abschied von der argentinischen Fußball-Ikone Maradona genommen. Vor dem Sarg bildeten sich lange Schlangen, viele hatten Trikots und Fotos dabei. Vereinzelt kam es zu Tumulten in der Menschenmenge.

Zehntausende Fans haben am Präsidentensitz Casa Rosada in Buenos Aires ihrem Fußballidol Diego Maradona die letzte Ehre erwiesen. Der in Argentinien als Nationalheld verehrte Fußballstar war am Mittwoch im Alter von 60 Jahren gestorben.

Viele Menschen hatten in der Nacht auf der Plaza de Mayo im Zentrum der Hauptstadt ausgeharrt, um von der "Hand Gottes" Abschied zu nehmen. Bereits vor Öffnung des Präsidentenpalasts bildeten sich lange Schlangen. Am frühen Morgen wurde die Lobby im Präsidentensitz mit dem Sarg Maradonas für die Trauernden geöffnet. In den Stunden davor war der Abschied Familienangehörigen und Freunden Maradonas vorbehalten gewesen.

Bis zu eine Million Trauergäste erwartet

Die Regierung rechnet mit bis zu einer Million Trauergästen. Staatschef Alberto Fernández ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Der Plan, auch Maradonas Sarg so lange aufgebahrt zu lassen, wurde auf Bitten seiner Familie fallengelassen. Nach Angaben seines Sprechers Sebastián Sanchi soll Maradona auf dem Friedhof der Gemeinde Bellavista im Nordwesten von Buenos Aires bestattet werden - der Zeitpunkt ist offenbar noch ungewiss.

Angesichts der Corona-Pandemie riefen die Behörden die Menschen dazu auf, bei der Totenwache Schutzmaßnahmen einzuhalten.

Lange Wartezeiten vor Präsidentenpalast

Bei der Totenwache kam es häufiger zu Gefühlsausbrüchen: Fans, die am in die argentinische Nationalflagge gehüllten Sarg vorbeigingen, schlugen sich mit den Fäusten auf die Brust, gaben Luftküsse und riefen "Auf geht's, Diego!" Auf dem Sarg lag zudem ein Trikot der argentinischen Nationalmannschaft mit der Nummer 10 - Trauernde warfen Dutzende Trikots von anderen Mannschaften in den Raum. Viele brachen von Trauer überwältigt zusammen, als sie das Gebäude wieder verließen.

Zudem gab es vereinzelt Auseinandersetzungen: Einige Fans gingen auf Polizisten los, die den Präsidentensitz abschirmten, weil es ihnen nicht schnell genug voran ging. Am Eingang hatte es zeitweise Gedränge gegeben. Polizisten setzten Tränengas ein. Zusätzliche Wachmänner kontrollierten den Zugang zum Gebäude und achteten darauf, dass Fans keine Fotos machten.

Polizei stoppt Maradona-Fans

Unter den Trauergästen kam es vor dem Präsidentenpalast in Buenos Aires vereinzelt zu Auseinandersetzungen - die Polizei griff ein.

Anwalt fordert Untersuchung der Todesumstände

Das Leben des früheren Weltmeisters war nach seiner Fußballerkarriere von vielen Aufs und Abs sowie von Drogen- und Alkoholabhängigkeit geprägt. Maradona hatte immer wieder mit Gesundheitsproblemen zu kämpfen. So erlitt er zwei Herzinfarkte, erkrankte an Hepatitis und ließ sich wegen Übergewichts einen Magen-Bypass legen. Zuletzt war ihm Anfang November ein Blutgerinnsel aus dem Gehirn entfernt worden.

Nach einigen Problemen wegen "Entzugserscheinungen", wie sein Arzt sagte, wurde er aus der Klinik entlassen und erholte sich in seinem Haus am Stadtrand von Buenos Aires, als sein Herz versagte. Nach den ersten Ergebnissen einer Autopsie starb Maradona an einem "akuten Lungenödem und einer verschärften chronischen Herzinsuffizienz", wie Staatsanwalt John Broyard mitteilte.

Maradonas Anwalt forderte unterdessen eine Untersuchung der Todesumstände. Er könne sich nicht erklären, warum der Zustand seines "Freundes zwölf Stunden lang" nicht kontrolliert worden sei und der Krankenwagen schließlich mehr als eine halbe Stunde brauchte, bis er bei Maradonas Haus eintraf, sagte Matías Morla.

Weltweite Trauerbekundungen

In Buenos Aires waren seine Fans kurz nach der Todesnachricht zum Obelisken im Zentrum der Hauptstadt sowie zum Bombonera, dem Stadion der Boca Juniors, geströmt. Aus aller Welt trafen Trauerbotschaften für den Stürmer ein, der zu seiner Zeit als bester Fußballer der Welt galt.

"Er verlässt uns, aber er geht nicht weg, weil Diego ewig ist", schrieb Lionel Messi, Maradonas legitimer Nachfolger als Fußballheld, bei Instagram neben einem gemeinsamen Foto. "Ich behalte all die schönen Augenblicke in Erinnerung, die ich mit ihm erlebt habe." Auch FIFA-Präsident Gianni Infantino würdigte Maradona: "Was Diego für den Fußball und dafür getan hat, dass wir uns alle in dieses schöne Spiel verliebt haben, ist einzigartig", sagte er.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 26. November 2020 um 12:00 Uhr.