ARD-Vorwahlumfragen SPD auch in MV und Berlin vorn
Gut eine Woche vor den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin kann sich die SPD in beiden Bundesländern über hohe Zustimmungswerte freuen. In den ARD-Vorwahlumfragen liegt die Partei deutlich in Führung.
In Mecklenburg-Vorpommern ist die SPD seit 23 Jahren an der Macht - und gut eine Woche vor der Wahl in dem Bundesland kann sich SPD-Ministerpräsidentin Manuela Schwesig berechtigte Hoffnungen darauf machen, dass sie auch weiterhin regieren kann. Das zeigt die aktuelle ARD-Vorwahlumfrage von Infratest dimap.
Wenn schon am kommenden Sonntag der Landtag in Mecklenburg-Vorpommern neu gewählt werden würde, käme die SPD auf 40 Prozent und wäre damit deutlich stärkste Kraft im Schweriner Landtag und würde ihre Ergebnis von 2016 deutlich verbessern (30,6 Prozent). Die AfD könnte aktuell mit 15 Prozent der Stimmen rechnen. 2016 war die Partei zweitstärkste Kraft (20,8 Prozent) geworden. Auch die mitregierende CDU könnte zum jetzigen Zeitpunkt mit 15 Prozent der Stimmen rechnen, würde aber ebenfalls ihr Wahlergebnis von 2016 verfehlen (19,0). Die Linke käme aktuell auf zehn Prozent (2016: 13,2 Prozent).
Grüne und FDP sind aktuell nicht im Landtag vertreten - und es ist auch weiterhin offen, ob sie die Fünf-Prozent-Hürde nehmen können. Aktuell liegen die Grünen bei sechs Prozent und die FDP bei fünf Prozent. Die sonstigen Parteien kämen zusammen auf neun Prozent. Mit einem solchen Wahlausgang könnte die regierende Koalition aus SPD und CDU weiter gemeinsam regieren. Aber auch Rot-Grün hätte aktuell eine Mehrheit - allerdings eine sehr knappe.
Schwesig von Mehrheit positiv bewertet
Noch im Mai dieses Jahres waren SPD und CDU wesentlich enger beieinander. Seitdem hat sich die SPD in den ARD-Umfragen aber deutlich abgesetzt. Diesen Rückenwind hat die Partei sicherlich auch ihrer Spitzenkandidatin und der Ministerpräsidentin Schwesig zu verdanken, denn an ihre Bekanntheit und ihre Beliebtheit reicht keine der anderen Spitzenkandidatinnen und Spitzenkandidaten in dem Bundesland heran. Mit der Arbeit der SPD-Amtsinhaberin sind 69 Prozent der Bürgerinnen und Bürger aktuell sehr zufrieden beziehungsweise zufrieden. Damit erreicht Schwesig einen vergleichsweise hohen Wert, wenn man auf die Werte aller Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten schaut.
Dementsprechend fällt auch der Wunsch nach der Führung der nächsten Landesregierung relativ klar aus: 55 Prozent der Befragten wollen, dass die nächste Landesregierung von der SPD geführt wird, 17 Prozent sprechen sich für eine CDU-geführte Landesregierung aus, und 13 Prozent wünschen sich, dass die AfD eine künftige Landesregierung in dem Bundesland führen sollte. 15 Prozent äußerten sich zu dieser Frage aktuell nicht.
Berlin: SPD setzt sich weiter von CDU ab
In der Bundeshauptstadt wird am 26. September nicht nur über den Bundestag abgestimmt, sondern auch über das Berliner Abgeordnetenhaus. Eineinhalb Wochen vor der Wahl in Berlin liegt die SPD in der Sonntagsfrage der ARD-Vorwahlumfrage aktuell bei 24 Prozent und wäre damit stärkste politische Kraft in der Hauptstadt. Damit könnte sie sich etwas deutlicher als noch im August von der CDU absetzen und auch ihr Wahlergebnis von 2016 (21,6 Prozent) verbessern. Die CDU verliert im Vergleich zu August etwas und hätte aktuell 16 Prozent in Aussicht - nach 2016 (17,6 Prozent) wäre dies ein erneutes historisches Tief.
Die aktuell mit der SPD regierende Linkspartei könnte mit 13 Prozent der Stimmen rechnen, damit aber nicht ganz an das Wahlergebnis von 2016 (15,6 Prozent) anknüpfen. Die ebenfalls mitregierenden Grünen lägen bei 18 Prozent. Sie wären damit zweitstärkste Kraft und würden besser als vor fünf Jahren abschneiden (2016: 15,2 Prozent). Die AfD würde mit zehn Prozent ihr Wahlergebnis von vor fünf Jahren ebenfalls verfehlen (2016: 14,2 Prozent). Die FDP läge mit sieben Prozent ähnlich wie 2016 (6,7 Prozent). Die Tierschutzpartei käme – bei einer Wahl zum jetzigen Zeitpunkt – auf drei Prozent, alle anderen Parteien zusammengenommen auf neun Prozent. Bei einem solchen Wahlausgang könnte die amtierende Koalition aus SPD, Linken und Grünen die Regierungsgeschäfte weiterführen. Ein Bündnis aus SPD, CDU und FDP wäre ebenso wie ein Bündnis aus SPD, CDU und Grünen möglich. Zweierbündnisse hätten hingegen keine Mehrheit.
Spitzenpersonal überzeugt Hauptstädter nicht
Die Berlinerinnen und Berliner sind überwiegend kritisch mit der Arbeit der eigenen Landesregierung: Nur 36 Prozent der Befragten sind mit dem Bündnis aus SPD, Grünen und Linken zufrieden beziehungsweise sehr zufrieden, 58 Prozent sind hingegen weniger beziehungsweise gar nicht zufrieden. Und auch das Spitzenpersonal der Parteien überzeugt die Hauptstädter nicht: Am besten wird SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey bewertet. Mit ihrer Arbeit sind 42 Prozent sehr zufrieden oder zufrieden - und damit eine Minderheit. Fast genauso viele (40 Prozent) sind weniger oder gar nicht zufrieden mit ihr. Aber auch die bei Klaus Lederer (Linke) sind 32 Prozent mit dessen Arbeit aktuell sehr zufrieden beziehungsweise zufrieden - 31 Prozent sind damit weniger oder gar nicht zufrieden. Mit der Arbeit von Sebastian Czaja von der FDP sind aktuell 21 Prozent sehr zufrieden oder zufrieden. Kai Wegner von der CDU kommt auf 20 Prozent Zustimmung zu seiner Arbeit. Bettina Jarasch von den Grünen bringt es auf 14 Prozent und Kristin Brinker von der AfD auf fünf Prozent.
Bewegungen bis zum Wahltag möglich
Bei diesen Umfragen handelt es sich ausdrücklich um keine Prognosen, sondern um die politische Stimmung in der laufenden Woche. Die Sonntagsfrage misst aktuelle Wahlneigungen und nicht tatsächliches Wahlverhalten. Sie ermittelt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölkerung, der erst am Wahlsonntag abgeschlossen ist. Rückschlüsse auf den Wahlausgang sind damit nur bedingt möglich. Viele Wähler legen sich kurzfristig vor einer Wahl fest. Eine große Bedeutung hat zudem die letzte Phase des Wahlkampfs mit der gezielten Ansprache von unentschlossenen und taktischen Wählern.
Dass Bewegungen noch bis zum Wahltag am 26. September möglich sind, hat unter anderem mit der Zahl derjenigen zu tun, die sich vorstellen kann die eigene Parteipräferenz nochmal zu ändern. In Berlin sagen das aktuell 13 Prozent und in Mecklenburg-Vorpommern 15 Prozent. In beiden Bundesländern lässt zudem jeweils ein knappes Fünftel keine Neigung zu einer Partei erkennen oder ist noch unsicher, ob sie an der Wahl teilnehmen.
Erhebungsmethode: Zufallsbasierte Telefon- und Online-Befragung
Erhebungszeitraum: 13. bis 15. September 2021
Fallzahl: 1533 Befragte (997 Telefoninterviews und 536 Online-Interviews)
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Berlin
Erhebungsmethode: Zufallsbasierte Telefon- und Online-Befragung
Erhebungszeitraum: 13. bis 15. September 2021
Fallzahl: 1510 Befragte (985 Telefoninterviews und 525 Online-Interviews)
Gewichtung: nach soziodemographischen Merkmalen und
Rückerinnerung Wahlverhalten / Sonntagsfrage mit separater Gewichtung
Schwankungsbreite: 2* bis 3** Prozentpunkte
* bei einem Anteilswert von 10 Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent
Durchführendes Institut: infratest dimap
Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.