Dorfdisco in Biere

Sachsen-Anhalt Feiern auf dem Land: "In jedem Dorf gab es eine Kneipe"

Stand: 26.11.2024 10:22 Uhr

In Sachsen-Anhalt gibt es nur noch wenige Dorfdiscos. In Biere gab es am Wochenende eine große Party. Drei Menschen erzählen, wie sie früher auf dem Land gefeiert haben.

Von Marila Zielke, MDR SACHSEN-ANHALT

Gabi Pflanz: "Es fehlt einfach etwas"

Zwei der vielen Gäste, die extra wegen der Veranstaltung nach Biere gekommen waren, sind Gabi und Peter Pflanz. Das Ehepaar aus Schönebeck ist seit 53 Jahren verheiratet. Früher sind die beiden oft zusammen weggegangen, erzählt Gabi. "Wir waren bei Betriebsfeiern und ganz früher im Jugendclub. Wir haben uns schick gemacht. Ich habe oft Kleider getragen."

Inzwischen geht sie mit ihrem Ehemann nur noch selten weg – vor allem, weil das Angebot fehlt. "Deswegen haben wir uns ja so auf die Dorfdisco in Biere gefreut. Es fehlt einfach etwas. Wenn man die ganze Zeit Zuhause sitzt, dann verkümmert man ja." Auch Peter würde gerne wieder häufiger weggehen. "Eine Dorfdisco sollte es viel öfter geben", sagt er.

Gabi Pflanz, Gast in der Dorfdisko in Biere im Salzlandkreis

Gabi Pflanz war eine der Besucherinnen der Dorfdisko am vergangenen Samstag in Biere.

Rüdiger Rensch: "In jedem Dorf gab es eine Kneipe"

Rüdiger Rensch aus Eisleben ist mit 15 Jahren das erste Mal zur Disco gegangen. "Da haben wir uns Jeans nähen lassen. Hinter Querfurt da gab es vietnamesische Näherinnen. Da waren wir ganz stolz." Diese Erinnerungen kann er nur noch selten aufleben lassen.

Auch Rüdiger findet es schade, dass es kaum noch Dorfdiscos gibt. "Bei uns in Eisleben ist nichts mehr los. Früher gab es in Lüttchendorf, Hedersleben oder Volkstedt eine Disco. In jedem Dorf gab es eine Kneipe", erzählt er.

Jürgen Tröster: "Das war großartig"

Jürgen Tröster aus Magdeburg war früher als Sänger viel in Discotheken. "Ich war Frontmann in mehreren Bands. Das war großartig. Wir waren viel unterwegs, manchmal von Donnerstag bis Sonntagnacht", erinnert er sich.

Die Frisur trägt er noch immer wie schon 1977. Sonst hat sich aber vieles verändert. "Damals musstest du drauf achten, dass du die 60/40-Regel bei der Musik einhältst. Wir haben auch mal eine Vorladung zum Rat des Kreises, Abteilung Kultur, bekommen. Wir sind noch glimpflich davon gekommen. Wir haben 50 Ostmark bezahlt."

MDR (Marila Zielke, Marius Rudolph) | erstmals veröffentlicht am 25.11.2024