Nahost-Liveblog ++ Minister Ben-Gvir will Israels Regierung verlassen ++
Laut Medienberichten will Israels rechtsextremer Polizeiminister Ben-Gvir die Koalition mit Netanjahu aus Protest gegen die Waffenruhe verlassen. In Tel Aviv hat es einen Messerangriff gegeben. Die Entwicklungen vom Samstag zum Nachlesen.
- Berichte: Minister Ben-Gvir will Israels Regierung verlassen
- Netanjahu: Hamas hat Geisel-Liste bislang nicht überreicht
- Israel will mehr als 1.900 palästinensische Häftlinge freilassen
- Messerangriff in Tel Aviv - ein Schwerverletzter
- Katar kündigt früheren Beginn der Waffenruhe in Gaza an
- Israelische Armee bereitet Rückzug aus Teilen des Gazastreifens vor
Ende des Liveblogs
Damit beenden wir den Liveblog für heute. Vielen Dank für Ihr Interesse.
Tausende demonstrieren in Tel Aviv für umfassenden Geisel-Deal
Kurz vor dem Inkrafttreten der Waffenruhe im Gaza-Krieg haben erneut Tausende Israelis ihre Unterstützung für ein Abkommen zwischen der islamistischen Hamas und Israel bekundet. Die Demonstranten forderten dabei auch eine vollständige Umsetzung des Deals, damit alle aus Israel entführten Menschen freikommen.
In der ersten Phase des Abkommens sollen innerhalb von sechs Wochen 33 der 98 im Gazastreifen verbliebenen Geiseln freikommen. Im Gegenzug sollen rund 1.900 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden.
Angehörige der Geiseln fürchten, dass die Vereinbarung nach oder noch während der ersten Phase scheitern könnte. Die Konfliktparteien werden erst in Kürze über eine zweite und dritte Phase des Waffenruhe-Abkommens sprechen. Ob sie dabei eine Einigung erzielen werden, ist ungewiss. Falls nicht, dürften die Kämpfe wohl wieder aufflammen und etliche aus Israel Entführte könnten im Gazastreifen zurückbleiben.
Netanjahu behält sich Abbruch der Waffenruhe vor
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu droht mit einer Wiederaufnahme der Kampfhandlungen im Gazastreifen für den Fall, dass sich die vereinbarte Waffenruhe als sinnlos erweisen solle. Er habe dafür den Rückhalt des designierten US-Präsidenten Donald Trump wie auch seines Vorgängers Joe Biden. "Falls wir zum Kampf zurückkehren müssen, werden wir das auf neue, energische Weise tun", sagt Netanjahu in einer Videoansprache.
"Präsident Trump und Präsident Biden unterstützen vollständig Israels Recht, in den Kampf zurückzukehren, falls Israel zu dem Schluss kommt, dass die Verhandlungen über Phase B aussichtslos sind."
Berichte: Minister Ben-Gvir will Israels Regierung verlassen
Nach der Billigung der Waffenruhe-Vereinbarung mit der islamistischen Hamas will Israels rechtsextremer Polizeiminister Itamar Ben-Gvir die Regierung örtlichen Medienberichten zufolge verlassen. Nach Inkrafttreten des Abkommens am Sonntagmorgen wollten Ben-Gvir und seine Parteimitglieder ihren Rücktritt erklären, berichteten mehrere israelische Medien übereinstimmend.
Auf der Plattform X forderte Ben-Gvir den israelischen Finanzminister Bezalel Smotrich dazu auf, sich ihm "anschließen und aus der Regierung austreten" und erst gemeinsam zurückzukehren, wenn Israel den Kampf im Gazastreifen fortsetze.
Mit dem Schritt hatte Ben-Gvir, der bislang auch Sicherheitsminister ist, bereits zuvor gedroht. Er lehnt die Vereinbarung mit der Hamas ab. Ben-Gvir hatte dabei aber auch betont, er wolle Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nicht stürzen. Dieser wird weiterhin eine Mehrheit im Parlament haben.
Israel warnt Gaza-Anwohner, sich Militärgebieten zu nähern
Vor dem Inkrafttreten der Waffenruhe hat Israels Armee die Anwohner des Gazastreifens davor gewarnt, sich Gebieten zu nähern, in denen das Militär zunächst weiter stationiert sein wird. Wer sich den Truppen nähere, bringe sich in Gefahr, schrieb ein Militärsprecher auf der Plattform X in arabischer Sprache. Speziell gelte dies für das Gebiet des Netzarim-Korridors, der den Gazastreifen in zwei Hälften teilt.
Israels Armee werde den Anwohnern mitteilen, sobald sie sich sicher vom Süden in den Norden des Gebiets bewegen könnten, hieß es weiter. Viele aus dem Norden Vertriebene planen eine Rückkehr. Dies soll gemäß dem Abkommen ab dem siebten Tag nach Inkrafttreten der Waffenruhe möglich sein. Die sechswöchige Feuerpause soll am Sonntagmorgen beginnen. Der israelische Militärsprecher warnte die Menschen im Gazastreifen außerdem davor, sich dem Grenzübergang zu Ägypten in Rafah sowie dem Philadelphi-Korridor entlang der Grenze zu Ägypten zu nähern.
UN: Bisher rund 200.000 syrische Flüchtlinge zurückgekehrt
Seit dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad Anfang Dezember sind nach Angaben der Vereinten Nationen rund 200.000 syrische Flüchtlinge in ihr Heimatland zurückgekehrt. Zwischen dem 8. Dezember 2024 und dem 16. Januar 2025 kehrten rund 195.200 Syrer nach Syrien zurück, wie das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) vor einem Besuch seines Chefs Filippo Grandi in Syrien und der Region mitteilte.
"Ich werde mich bald nach Syrien und in die Nachbarländer begeben, während das Flüchtlingshilfswerk seine Unterstützung für die Rückkehrer und die Aufnahmestellen verstärkt", erklärte Grandi im Onlinedienst X. Bereits vor dem Sturz Assads am 8. Dezember waren mehrere hunderttausend syrische Flüchtlinge vor israelischen Luftangriffen im Libanon geflohen und wieder in ihre Heimat zurückgekehrt.
Netanjahu: Hamas hat Geisel-Liste bislang nicht überreicht
Kurz vor dem geplanten Beginn der Waffenruhe im Gazastreifen gibt es neue Probleme zwischen den Kriegsparteien. Die islamistische Hamas legte israelischen Angaben zufolge bislang keine Liste mit den Namen der drei Geiseln vor, die am Sonntag planmäßig freigelassen werden sollen. "Israel wird Verstöße gegen das Abkommen nicht tolerieren", erklärte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Ohne die Namensliste werde Israel die Umsetzung des Abkommens nicht fortführen, warnte er.
Aus Kreisen der Hamas hieß es, die Organisation werde die Liste mit den Namen der drei Geiseln in den kommenden Stunden übermitteln. Die Hamas muss Israel gemäß der Vereinbarung 24 Stunden im Voraus über die Namen der freizulassenden Geiseln informieren. Israelischen Medien zufolge sollen zunächst drei aus Israel entführte Zivilistinnen freikommen. Die Hamas hätte die Liste den Berichten zufolge um 16.00 Uhr Ortszeit (15.00 Uhr MEZ) übergeben müssen.
Bericht: Festnahmen bei pro-palästinensischer Demo in London
Bei einer pro-palästinensischen Kundgebung in London wurden mindestens sieben Personen verhaftet, wie lokale Medien berichteten. Medienberichten zufolge nahmen Tausende an dem Protest teil. Die Kundgebung wurde von der Aktivisten-Organisation Palestine Solidarity Campaign mit Sitz in London organisiert.
Berichten zufolge wurden vier der Verhafteten wegen Verstößen gegen die öffentliche Ordnung festgenommen, zwei weitere wegen Verletzung der mit den Behörden vor der Demonstration vereinbarten Bedingungen.
Pro-palästinensische Aktivisten marschieren durch Whitehall in London.
Die Metropolitan Police berichtet auf der Social-Media-Plattform X, dass eine Gruppe von Demonstrierenden gegen die Auflagen verstoßen und eine Polizeibegrenzung durchbrochen habe und kündigte weitere Verhaftungen an.
Schwerverletzter nach Messerangriff in Tel Aviv
Bei einem Messerangriff im Zentrum der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv ist ein Mann schwer verletzt worden. Das Opfer wurde in ein Krankenhaus gebracht, wie eine Sprecherin der behandelnden Klinik mitteilte. Er habe eine Stichwunde am Oberkörper erlitten, sei aber ansprechbar gewesen, erklärte der Rettungsdienst Magen David Adom. Ein Passant habe auf den mutmaßlichen Angreifer geschossen, erklärte die Polizei.
Israelischen Medien zufolge soll er dabei getötet worden sein. Demnach handelte es sich um einen 19 Jahre alten Palästinenser aus der Stadt Tulkarem im Westjordanland. Die Hintergründe der Tat blieben zunächst unklar. Einsatzkräfte seien mit einem Großaufgebot vor Ort und suchten die Gegend auch per Hubschrauber ab, erklärte die Polizei weiter.
Bericht: Huthi-Miliz will Angriffe mit Waffenruhe einstellen
Die Huthi-Miliz im Jemen will einem Sprecher zufolge mit Inkrafttreten der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas ihre Angriffe auf den jüdischen Staat einstellen. Ein hochrangiger Vertreter und Sprecher der proiranischen Miliz sagte dem Nachrichtensender Al Jazeera, die Huthi unterstützten das angekündigte Abkommen zur Waffenruhe im Gazastreifen. Auch die Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer würden eingestellt, vorausgesetzt Israel stelle seine Aggressionen gegen Gaza ein und die USA und Großbritannien stoppten ihre Angriffe auf Ziele im Jemen.
Zuvor hatte der Anführer der Miliz, Abdel-Malik al-Huthi, bereits angekündigt, dass die Angriffe gegen Israel wieder aufgenommen würden, sollte Israel die vereinbarte Waffenruhe nicht respektieren. Die von den USA, Katar und Ägypten ausgehandelte Waffenruhe soll nach Angaben Katars am Sonntag um 7.30 Uhr (MEZ) beginnen. Seit Beginn des Gaza-Kriegs hat die Huthi-Miliz Israel und internationale Handelsschiffe mit mutmaßlichem Bezug zu Israel immer wieder angegriffen - nach eigener Darstellung zur Unterstützung der Hamas. Israel sowie die Verbündeten USA und Großbritannien griffen daraufhin mehrfach Huthi-Ziele im Jemen an.
Offenbar mehrere Verletzte in Tel Aviv
Bei einem Schusswaffenvorfall in Tel Aviv sind mehrere Menschen verletzt worden. Ein großes Polizeiaufgebot sei auf dem Weg zum Ort des Vorfalls, teilte die israelische Polizei mit. Die Umstände des Vorfalls seien "derzeit unklar."
Den Polizei-Angaben zufolge ereignete sich der Vorfall in einer Straße im Stadtzentrum. Der Rettungsdienst Magen David Amon teilte mit, er versorge einen 30-jährigen Verletzten. Der Mann habe Stichwunden erlitten - wurde demnach also nicht von einer Kugel verletzt.
Hamas will nach Waffenruhe Polizeikräfte in Gaza positionieren
Die islamistische Hamas will nach Beginn der Waffenruhe mit Israel Polizeikräfte im Gazastreifen positionieren. In einer Mitteilung der Hamas-Innenbehörde in Gaza hieß es, diese sollten in dem Küstenstreifen "für Sicherheit sorgen." Aus Hamas-Kreisen verlautete, dies sei Teil einer Vereinbarung zwischen Ägypten, Katar und Israel, solche Polizeikräfte zumindest vorübergehend zu dulden. Dafür gab es jedoch keine Bestätigung von israelischer Seite.
Israelische Truppen sollen sich laut der Waffenruhe-Vereinbarung aus den dicht bevölkerten Gebieten Gazas zurückziehen. Die gemäßigte Autonomiebehörde von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas im Westjordanland will Medienberichten zufolge möglichst bald wieder die alleinige Kontrolle über den Küstenstreifen übernehmen. Die Hamas hatte sie 2007 gewaltsam vertrieben. Eine Rückkehr der Autonomiebehörde in den Gazastreifen wird auch von Israels westlichen Verbündeten unterstützt.
Netanjahu lehnt das jedoch ab. Einen eigenen Plan für die Zukunft des Gazastreifens legte er bisher nicht vor. Es ist die Möglichkeit im Gespräch, dass eine EU-Grenzschutzmission ihre Arbeit am Rafah-Grenzübergang nach Ägypten wieder aufnimmt.
EVP-Chef: "Heute zunächst Tag der Freude"
EVP-Chef Manfred Weber sieht im Gaza-Deal zwischen Israel und der islamistischen Hamas einen zentralen Zwischenschritt auf dem Weg zu einem Ende der Gewalt. "Heute ist zunächst der Tag der Freude, dass wir die Chance haben auf einen Waffenstillstand", sagte der CSU-Politiker zum Abschluss einer Klausur von Spitzenvertretern der bürgerlich-konservativen europäischen Parteienfamilie EVP in Berlin auf die Frage, ob sich die EU an der Überwachung eines möglichen Waffenstillstands beteiligen solle.
Weber ergänzte, bei allen weiteren Schritten müsse man mit den israelischen Partnern und der palästinensischen Seite in Ruhe abwägen, wer am besten einen Beitrag leisten könne, um die Stabilität zu gewährleisten.
Israels Vorbereitungen für eintreffende Geiseln laufen
Aus dem Gaza-Streifen sei zu hören, dass die israelische Armee bereits damit begonnen habe, ihre Beobachtungsdrohnen abzuziehen, berichtet ARD-Korrespondent Jörg Poppendieck aus Tel-Aviv. Außerdem seien drei Anlaufstellen für freigelassene Geiseln eingerichtet worden. Dort sollen sie medizinisch erstversorgt werden.
Neue Machthaber wollen Syriens Sitz in der Arabischen Liga
Die neuen syrischen Machthaber wollen den Sitz ihres Landes in der Arabischen Liga übernehmen. Seine Regierung wolle auch am nächsten Gipfeltreffen der Liga im Irak teilnehmen, sagte Außenminister Asaad al-Schibani. Syrien werde mit den arabischen Ländern zusammenarbeiten, um die Stabilität in der Region zu gewährleisten Al-Schibani rief die arabischen Staaten zu Hilfe beim Wiederaufbau des vom jahrelangen Bürgerkrieg zerstörten Landes auf. Das gelte besonders für die Infrastruktur. Syrien sei offen für Investitionen, um seine Wirtschaft anzukurbeln.
Die Arabische Liga hatte die Mitgliedschaft Syriens nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs 2011 wegen des brutalen Vorgehens der Regierung von Präsident Baschar al-Assad gegen die Protestbewegung und Zivilisten ausgesetzt. 2023 durfte Assad an den Gipfeltreffen wieder teilnehmen.
Präsident: Israel muss wie vereinbart aus Südlibanon abziehen
Der neue libanesische Präsident Joseph Aoun hat die israelische Armee aufgefordert, sich wie vereinbart bis zum 26. Januar aus dem Südlibanon zurückzuziehen. "Israels fortgesetzte Verstöße zu Lande und in der Luft, die Sprengung von Häusern und die Zerstörung von Grenzdörfern stehen im völligen Widerspruch zu den Vereinbarungen des Waffenruhe-Abkommens", erklärte Aouns Büro nach einem Treffen mit UN-Generalsekretär António Guterres.
Guterres äußerte seinerseits die Hoffnung, dass der Libanon ein "neues Kapitel des Friedens" öffnen könne. Zuvor hatte der Chef der pro-iranischen Hisbollah-Miliz, Naim Kassem, allerdings Israel in einer Rede "hunderte" Verstöße gegen die Waffenruhe vorgeworfen. Er warnte Israel davor, "unsere Geduld" zu testen. Die Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah war am 27. November in Kraft getreten. Zuvor hatten sich beide Seiten zwei Monate lang extrem heftig bekämpft. Dabei wurden zahlreiche Anführer der Hisbollah getötet und die Miliz erheblich geschwächt. Seit Inkrafttreten der Waffenruhe beschuldigen sich beide Seiten regelmäßig, diese zu verletzten.
Das Abkommen sieht vor, dass die israelische Armee den Südlibanon innerhalb von 60 Tagen schrittweise verlässt. Die Hisbollah soll sich ihrerseits ebenfalls aus dem Grenzgebiet bis hinter den Fluss Litani zurückziehen und ihre militärischen Stützpunkte auflösen. Lediglich die libanesische Armee und Soldaten der UN-Friedenstruppe im Libanon (Unifil) sollen demnach vor Ort verbleiben.
Ägypten will Verletzte aus Gazastreifen aufnehmen
Ägypten bereitet sich eigenen Angaben zufolge darauf vor, nach Beginn der Waffenruhe verletzte Palästinenserinnen und Palästinenser zur medizinischen Versorgung aufzunehmen. Das kündigte der ägyptische Gesundheitsminister, Chaled Abdel Ghaffar, bei einem Besuch des Grenzübergangs Rafah an.
Der Übergang ist seit Ende Mai geschlossen, nachdem Israels Armee dort auf palästinensischer Seite die Kontrolle übernommen hatte. Seitdem sind auch keine Krankentransporte über den Grenzübergang mehr möglich. Noch ist nicht bekannt, wann Rafah wieder geöffnet wird. Es wird erwartet, dass die ersten Hilfslieferungen mit Inkrafttreten der Feuerpause nach Gaza gebracht werden können. Auf ägyptischer Seite warten nach Angaben des ägyptischen Roten Halbmonds rund 600 Lastwagen mit dringend benötigten Hilfslieferungen auf ihre Einfahrt in den Gazastreifen.
Auch wegen Mordes verurteilte Palästinenser sollen freikommen
In Bezug auf die Ankündigung Israels, während der Waffenruhe mehr als 1.900 palästinensische Häftlinge freilassen zu wollen, nennt die Jerusalem Post einige konkrete Namen, die auf der Liste derjenigen stehen, die entlassen werden sollen. Dazu zählt demnach etwa Sacharia Subaidi. Er war während der zweiten Intifada ab 2000 Befehlshaber des militärischen Arms der Fatah-Bewegung, der Al-Aksa-Brigaden, in Dschenin im nördlichen Westjordanland. In den Jahren 2000 bis 2005 wurden etwa 3.500 Palästinenser getötet, mehr als 1.000 Israelis starben bei Anschlägen von Palästinensern.
Auf der Liste der freizulassenden Häftlinge stand demnach auch Mahmud Atallah, der eine lebenslange Haftstrafe plus 15 Jahre für die Ermordung einer Palästinenserin verbüßt, die der Kollaboration mit Israel beschuldigt wurde. Weitere Namen umfassen Wael Kassem und Wisam Abbasi, die an Bombenanschlägen in Israel mit Dutzenden Toten beteiligt gewesen sein sollen. Nicht freigelassen werden soll hingegen der prominenteste palästinensische Häftling in Israel, Marwan Barghuti aus der Führungsebene der Fatah-Bewegung. Er war 2004 wegen fünffachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Israel will während gesamter Waffenruhe etwa 1.900 Häftlinge freilassen
Die israelische Regierung hat sich erstmals konkreter zu der im Abkommen mit der Terrormiliz Hamas vorgesehenen Freilassung von palästinensischen Gefangenen geäußert. In den sechs Wochen, die die Waffenruhe andauern soll, will Israel demnach 1.904 Häftlinge entlassen. Im Gegenzug will die Hamas 33 israelische Geiseln freilassen.
Bei 1.167 Häftlingen handelt es sich den Regierungsangaben zufolge um Personen, die im Gazastreifen festgenommen worden seien, aber nicht an dem blutigen Überfall der Hamas im Oktober 2023 beteiligt gewesen waren. 737 weitere Häftlinge, die freikommen sollen, seien wegen leichterer Delikte wie Steinwürfe im Westjordanland oder illegalem Grenzübertritt sowie auch illegalen Waffenbesitzes oder anderer Gesetzesverstöße inhaftiert oder verurteilt worden. Aber auch Verurteilte, die wegen schwerer Straftaten wie Mord in Haft sitzen, sollen freikommen.
Am Morgen war bereits die Zahl von 737 palästinensischen Häftlingen bekannt geworden. Die soll Israel in der ersten von insgesamt drei Phasen der Waffenruhe freilassen, die ersten 95 sollen schon morgen freikommen, hieß es aus dem israelischen Justizministerium.
Hisbollah-Chef wirft Israel mehrfachen Bruch der Waffenruhe vor
Der Chef der vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz im Libanon, Naim Kassem, hat Israel vorgeworfen, bereits hunderte Male gegen die mit seiner Miliz vereinbarten Waffenruhe verstoßen zu haben. Die Waffenruhe ist seit Ende November in Kraft. Sie sieht ein Ende der Gefechte zwischen der Hisbollah und dem israelischen Militär vor. Zudem sollen sich die Miliz und israelische Truppen aus dem Südlibanon zurückziehen.
Berichte über Vereinbarung nach Auseinandersetzungen im Westjordanland
Seit Wochen kommt es in der Stadt Dschenin im Westjordanland wiederholt zu Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften der palästinensischen Autonomiebehörde und militanten palästinensischen Gruppen. Nun soll eine Vereinbarung ein Ende dieser Gewalt garantieren, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet. Die sieht demnach vor, dass Kämpfer des sogenannten Dschenin-Bataillons, das aus Mitgliedern der Terrormiliz Hamas und des Palästinensischen Islamischen Dschihad besteht, ihre Waffen abgeben müssen. Diese beiden Gruppen bekämpft Israel auch im Gazastreifen.
Die Nachrichtenagentur beruft sich auf ein lokales Bürger-Komitee aus Dschenin. Von der palästinensischen Autonomiebehörde wurde eine solche Einigung bisher nicht bestätigt.
Baerbock pocht auf Rückhalt für Waffenruhe-Abkommen
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk auf eine breite Unterstützung der Länder im Nahen Osten für die geplante Waffenruhe im Gazastreifen gedrängt. "Auch arabische Länder und die Golfstaaten müssen für die Sicherheit Israels einstehen. Diese Bedrohung aus dem Iran, der ja die Hamas, die Hisbollah mitgesteuert hat, das muss für alle Zeiten ein Ende haben", mahnte die Grünen-Politikerin. Israels Sicherheit könne aber nur dann gewährleistet werden, wenn auch Palästinenserinnen und Palästinenser in Sicherheit leben könnten, betonte Baerbock weiter: "Das ist ein steiniger, harter Weg." Sie hoffe, dass das Abkommen über eine Waffenruhe in einen langfristigen Frieden münden werde.
Hisbollah wertet Waffenruhe als Sieg für die Hamas
Die libanesische Hisbollah-Miliz sieht in der geplanten Waffenruhe im Gazastreifen einen Sieg für die radikal-islamistische Hamas. Das ausgehandelte Abkommen spiegele die "Ausdauer des Widerstands" der Terrormiliz gegen Israel wider, sagte Hisbollah-Chef Naim Kassem. Der Deal entspreche unverändert dem Vorschlag vom Mai des vergangenen Jahres und zeige, dass die Gruppen, die gegen Israel kämpften, erreicht hätten, was sie gewollt hätten, während Israel dies nicht gelungen sei.
Israel meldet Beschuss aus dem Jemen
Im Zentrum von Israel wurde Luftalarm ausgelöst. Der Grund sei ein aus dem Jemen abgefeuertes Geschoss gewesen, das jedoch abgefangen werden konnte, teilte die israelische Armee mit. Angaben zu eventuellen Schäden machten die Streitkräfte nicht.
Der Jemen wird zu großen Teilen von der Huthi-Miliz kontrolliert. Seit Beginn des Kriegs im Gazastreifen feuert die vom Iran unterstützte Miliz immer wieder Raketen auf Israel ab. Erst gestern hatten die Huthis gedroht, dass sie ihre Angriffe fortführen würden, sollte Israel sich nicht an die Bedingungen des Abkommens über eine Waffenruhe halten.
Berichte über erneute israelische Angriffe im Gazastreifen
Trotz der Einigung auf eine Waffenruhe, die morgen beginnen soll, setzt Israels Militär seine Angriffe im Gazastreifen offenbar fort. Wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf örtliche Ärzte berichte, wurden durch einen Luftangriff auf den Süden des Küstenstreifens mindestens fünf Menschen getötet. Der Angriff habe sich in der Nähe von Mawasi westlich der Stadt Chan Yunis ereignet. Damit seien seit der Einigung zwischen Israel und der Terrormiliz Hamas auf eine Waffenruhe am Mittwoch mindestens 119 Palästinenserinnen und Palästinenser durch israelische Angriffe getötet worden.
Die Fakten zur geplanten Waffenruhe
Morgen soll im Gazastreifen eine sechswöchige Waffenruhe in Kraft treten. Welche Knackpunkte gestalteten sich in den Verhandlungen besonders schwierig? Welche Pläne gibt es für den Austausch von Geiseln und palästinensischen Häftlingen? Und welche offenen Fragen bleiben trotz des Abkommens? ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann gibt einen Überblick:
Katar: Waffenruhe soll bereits ab Sonntagmorgen gelten
Die Waffenruhe im Gazastreifen soll Angaben aus Katar zufolge mehrere Stunden früher in Kraft treten als bisher angekündigt. Wie Majed al-Ansari, Sprecher des Außenministeriums von Katar, beim Kurznachrichtendienst X mitteilte, soll die Waffenruhe ab 8.30 Uhr Ortszeit gelten, also ab 7.30 Uhr deutscher Zeit. Darauf hätten sich die beiden Konfliktparteien und die Vermittler geeinigt.
Aus dem Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu hatte es zuvor geheißen, die Waffenruhe soll ab 11.15 Uhr deutscher Zeit gelten. Die Angaben Ansaris wurden bisher weder von israelischer Seite noch vonseiten der Terrororganisation Hamas bestätigt.
Herzog begrüßt Zustimmung zu Waffenruhe-Abkommen
Der israelische Präsident Isaac Herzog hat die Zustimmung der Regierung des Landes zu dem Abkommen über eine Waffenruhe im Gazastreifen begrüßt. Es sei die höchste Pflicht, alle Geiseln nach Hause zu holen, betonte Herzog. Die Terrormiliz Hamas hat zugesagt, in der ersten Phase der Waffenruhe 33 israelische Geiseln freizulassen.
Israel kündigt Freilassung von mehr als 730 palästinensischen Häftlingen an
Israel will in der ersten Phase der mit der Terrormiliz Hamas vereinbarten Waffenruhe 737 palästinensische Häftlinge freilassen. Das berichtete die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf das israelische Justizministerium.
Die Waffenruhe soll am Sonntag in Kraft treten und zunächst für sechs Wochen gelten. Die Hamas hat im Gegenzug zur Freilassung der Häftlinge zugesagt, dass 33 israelische Geiseln freikommen sollen. Bereits am Sonntagnachmittag will Israel laut Ministerium die ersten 95 Häftlinge freilassen. Dazu zählten 69 Frauen, 16 Männer und zehn Minderjährige, darunter ein 16-Jähriger. Nur sieben von ihnen wurden vor dem Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 inhaftiert.
Zentrum in Kairo soll Waffenruhe überwachen
Vermittler aus Ägypten, Katar, den USA und Israel haben in Kairo über Vorkehrungen zur Umsetzung des Waffenruhe-Abkommens für den Gazastreifen beraten. Die Gespräche seien positiv abgeschlossen worden, berichtete der staatsnahe ägyptische Fernsehsender Al-Kahera News gestern Abend unter Berufung auf eine informierte ägyptische Quelle.
Demnach einigten sich die Unterhändler darauf, ein gemeinsames Operationszentrum in Kairo einzurichten, um "eine effektive Koordinierung" und die Einhaltung der Bedingungen der Waffenruhe zu gewährleisten.
Israels Armee bereitet Rückzug aus Teilen Gazas vor
Israelische Truppen im Gazastreifen bereiten nach Militärangaben die Umsetzung des Waffenruheabkommens mit der Hamas vor, das ab diesem Sonntag gelten soll. Dazu gehörten Vorkehrungen für einen schrittweisen Rückzug von Soldaten aus Teilen des Gebiets, hieß es in einer Erklärung. Doch werde man vertriebene Palästinenser nicht in Gegenden zurückkehren lassen, wo israelische Truppen stationiert seien, und auch nicht in Gebiete nahe der Grenze zu Israel, erklärte das Militär.
Die Entwicklungen vom Freitag zum Nachlesen.
Mehrere Kliniken in Israel bereiten sich auf die Rückkehr und die Versorgung der Geiseln vor. Die UN fordern einen ungehinderten Zugang von humanitären Helfern im Gazastreifen. Der Liveblog zum Nachlesen.