Eine zerrissene ukrainische Flagge hängt an einem Draht vor einem Wohnhaus, das während des russischen Angriffskrieges in der südukrainischen Hafenstadt Mariupol am 14. April 2022 zerstört wurde.
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Krieg gegen die Ukraine ++ Drohnenangriffe auf Kiew ++

Stand: 26.11.2024 05:50 Uhr

Mehrere Angriffswellen russischer Drohnen haben die ukrainische Hauptstadt Kiew erschüttert. Kanzler Scholz sprach sich erneut gegen Langstreckenwaffen an die Ukraine aus. Alle Entwicklungen im Liveblog.

Russische Truppen rücken in der Ukraine Analysten zufolge so schnell vor wie seit dem Beginn des Krieges nicht mehr. In der vergangenen Woche habe Russland 235 Quadratkilometer an Boden gewonnen, berichtet die unabhängige russische Mediengruppe Agentstwo.

Im November seien bislang 600 Quadratkilometer dazugekommen. "Die russischen Streitkräfte sind in letzter Zeit deutlich schneller vorgerückt als im gesamten Jahr 2023", heißt es in einem Bericht von Analysten des Institute for the Study of War in Washington.

Nächtliche Luftangriffe Russlands haben das Stromnetz in Ternopil, einer Großstadt in der Westukraine, beschädigt. Die Strom- und Wasserversorgung sowie die Wärmeversorgung sei unterbrochen, sagte Serhiy Nadal, Leiter des regionalen Verteidigungshauptquartiers.

Die Rettungsdienste arbeiteten daran, die Wasserversorgung bis zum frühen Morgen wiederherzustellen, sagte Nadal auf seinem Telegramm-Kanal, aber die Unterbrechung der Stromversorgung werde noch Stunden andauern. Elektrobusse, die in der Stadt verkehrten, würden durch reguläre Busse ersetzt, und Generatoren würden bei Stromausfällen in Schulen, Krankenhäusern und staatlichen Einrichtungen helfen, so Nadal. Er machte keine genauen Angaben zum Ausmaß der Schäden in der Stadt, die vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine 2022 fast eine Viertelmillion Einwohner hatte.

Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe waren Ternopil, das etwa 220 km östlich des NATO-Mitglieds Polen liegt, und der größte Teil der Ukraine in der Nacht stundenlang unter Luftalarm.

Zum Abschluss eines Treffens in Italien beraten die Außenminister der G7 heute über den Krieg in der Ukraine. Dabei geht es auch um die Frage, welche Folgen der Wahlsieg von Donald Trump in den USA auf Russlands Angriffskrieg gegen das Nachbarland hat. Als Gast nimmt der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha teil. 

In der Ukraine gibt es Befürchtungen, dass die USA nächstes Jahr nach Trumps Rückkehr ins Weiße Haus zu erheblichen Zugeständnissen an Russland bereit sind. US-Außenminister Antony Blinken nimmt zum letzten Mal an einem solchen Treffen teil.

Der Wechsel in Washington dürfte auch für die G7 insgesamt Veränderungen mit sich bringen. Zu der Gruppe gehören neben Gastgeber Italien auch noch Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Japan und Kanada.

Die russische Flugabwehr hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau in der Nacht 39 ukrainische Drohnen über sieben Regionen abgewehrt. 24 davon seien über der südrussischen Region Rostow zerstört worden, teilte das Ministerium auf seinem Telegram-Kanal mit.

Der Militärexperte Carlo Masala hat bei der Unterstützung der Ukraine auch die Möglichkeit zur Entsendung europäischer Bodentruppen aufgeworfen, sollte der designierte US-Präsident Donald Trump die Militärhilfen für Kiew drastisch zurückfahren. "Wir brauchen eine Rückfalloption für den Fall, dass die USA ihre Waffenlieferungen an die Ukraine einstellen", sagte Masala dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Dabei gehe es um eine "Koalition der Willigen, die im Zweifel auch bereit ist, Bodentruppen in die Ukraine zu entsenden." Diesbezüglich sei derzeit "viel in Bewegung, in Frankreich, Großbritannien und Polen", führte Masala aus. Mit Blick auf Deutschland sagte Masala: "Deutschland ist bei den meisten Entwicklungen außen vor." Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius verfolge aber "offenbar das Ziel, Deutschland wieder ins Spiel zu bringen." 

Bundeskanzler Olaf Scholz hat seine ablehnende Haltung zur Lieferung von Raketen mit hoher Reichweite an die Ukraine bekräftigt. "Ich halte es für falsch, wenn Deutschland eine solche Entscheidung trifft", sagte Scholz im ZDF. "Nicht nur, weil wir keine Atommacht sind, sondern weil wir das große Land inmitten Europas sind und genau überlegen müssen, was wir tun."

Er stehe zu dem, was er bereits zuvor gesagt habe: "Auch wenn wir und gerade weil wir der größte und verlässlichste Unterstützer sind, damit das Land sich verteidigen kann, machen wir bestimmte Dinge nicht - zum Beispiel Marschflugkörper liefern, zum Beispiel akzeptieren, dass mit den gefährlichen Waffen, die wir geliefert haben, tief im russischen Hinterland Ziele angegriffen werden können."

Die Menschen in Deutschland könnten sich darauf verlassen, dass er "das Verantwortliche tun" werde, "egal mit was für Vorwürfen begleitet, die nie zur Sache sprechen, ich davon abgebracht werden soll". 

Mehrere Angriffswellen russischer Drohnen haben in der Nacht die ukrainische Hauptstadt Kiew erschüttert. "Der Angriff mit UAV (unmanned aerial vehicle) auf die Hauptstadt geht weiter", schreibt Bürgermeister Vitali Klitschko auf Telegram. Die Flugabwehr sei in verschiedenen Stadtteilen im Einsatz. "(Drohnen) dringen aus verschiedenen Richtungen in die Hauptstadt ein."

Augenzeugen berichten von einer Reihe von Explosionen, die auf den Einsatz von Flugabwehrsystemen hindeuten. Für Kiew, die umliegende Region und den größten Teil des ukrainischen Territoriums herrscht Luftalarm.

Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihre Russlandpolitik nach der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim 2014 verteidigt. "Denn ich bin hart mit ihm umgegangen. Ich sehe aber auch im Rückblick nicht, dass die Kappung aller Wirtschaftsverbindungen sein Denken verändert hätte", sagt sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) mit Blick auf Gaslieferungen und Russlands Präsident Wladimir Putin. Er habe die Ukraine überfallen, ohne dass die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 in Betrieb gewesen sei. "Ich wollte diesen Krieg verhindern, habe es aber nicht geschafft."

Sie bedauert, dass Deutschland nach 2014 nicht schneller aufgerüstet habe. "Der einzige Vorwurf, den ich mir mache, ist, dass es mir trotz aller Anstrengungen nicht gelungen ist, die abschreckenden militärischen Fähigkeiten schnell genug aufzubauen", fügt sie hinzu.

Deutschland und andere NATO-Staaten wollen die Rüstungsproduktion in der Ukraine weiter stärken. Russland hat die Ukraine erneut mit schweren Angriffen aus der Luft überzogen. Die Entwicklungen vom Montag zum Nachlesen.