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Krieg gegen die Ukraine ++ Polen meldet Luftraumverletzung ++

Stand: 11.02.2025 22:12 Uhr

Ein russisches Militärflugzeug hat nach polnischen Angaben den Luftraum des NATO-Mitglieds verletzt. Der ukrainische Präsident Selenskyj ist nach eigenen Angaben bereit, Gebiete mit Russland zu tauschen. Der Liveblog zum Nachlesen.

11.02.2025 • 22:12 Uhr

Ende des Liveblogs

Wir beenden an dieser Stellen den Liveblog - vielen Dank für Ihr Interesse.

Kanzler Olaf Scholz will die Rückkehr zu einer Rüstungskontrolle trotz der aktuellen Unterstützung der Ukraine mit Waffen im russischen Angriffskrieg nicht aus den Augen verlieren. "Wir müssen das ewige Aufrüsten verhindern", sagte der SPD-Kanzlerkandidat weniger als zwei Wochen vor der Bundestagswahl bei einem Bürgergespräch in Cottbus. "Wir würden uns nichts lieber wünschen, als wieder über Rüstungskontrolle in Europa zu reden."

Derzeit steht die Frage einer Rüstungskontrolle aus Sicht des Kanzlers aber noch nicht an, weil die Ukraine weiter unterstützt werden müsse. "Wir müssen denen die Möglichkeit geben, sich zu verteidigen", sagte Scholz. "Das war richtig, dass wir das tun, damit ein Frieden möglich wird - nicht über die Köpfe der Ukrainerinnen und Ukrainer hinweg." Er warnte jedoch: Wenn alle immer mehr für Verteidigung ausgeben, "dann wird es eine riesige Aufrüstungsspirale." Ein älterer Bürger hatte sich als "einer der letzten Zeitzeugen" für Krieg und Vertreibung vorgestellt und vor Krieg gewarnt. "Das, was als Nächstes passieren muss, ist ein gerechter Frieden für die Ukraine", sagte Scholz.

Vor dem Hintergrund anhaltender russischer Angriffe auf das Energieversorgungssystem hat sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj für den Ausbau eines Atomkraftwerks im Westen des Landes ausgesprochen. "Die Ukraine wird noch zwei Reaktorblöcke am AKW Chmelnyzkyj zubauen können und das sind mehr als zwei Gigawatt Strom für die Ukraine", sagte er in seiner abendlichen Videoansprache. Zuvor hatte das Parlament in Kiew den Kauf von zwei Atomreaktoren sowjetischer Bauart von Bulgarien auf den Weg gebracht.

Der Ausbau des AKW Chmelnyzkyj werde es der Ukraine erlauben, im Winter ohne Stromimporte auszukommen, versicherte Selenskyj. Natürlich gebe es auch Anfeindungen gegen das Projekt. "Aber das sind die Stimmen, für die billige Energie in der Ukraine einfach unvorteilhaft ist – sie füllen ihre Taschen oder die, von denen sie abhängig sind, mit teurerer Energie als Atomenergie", wies Selenskyj die Kritik zurück. Die Ukraine hat durch den systematischen russischen Beschuss von Energieanlagen inzwischen gut die Hälfte ihrer Kapazitäten verloren. Mit dem AKW Saporischschja wurde zudem kurz nach Kriegsbeginn das im Südosten des Landes liegende leistungsstärkste Kernkraftwerk Europas von russischen Truppen besetzt.

Der US-Sondergesandte für den Nahen Osten, Steve Witkoff, hat in Russland die Freilassung eines dort inhaftierten amerikanischen Staatsbürgers erwirkt. Witkoff verlasse den russischen Luftraum gemeinsam mir Marc Fogel, teilte das Weiße Haus mit. Fogel war 2021 an einem Moskauer Flughafen festgenommen und später wegen Drogenschmuggels zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Fogel selbst, seine Angehörigen und Befürworter betonten jedoch, dass es ihm in der Heimat für medizinische Zwecke verschrieben worden war.

US-Präsident Donald Trump, Witkoff und weitere Berater hätten mit Moskau einen "Austausch" ausgehandelt, der ein "Zeichen des guten Willens" seitens der Russen sei, so das Weiße Haus. Man werte dies als "ein Zeichen dafür, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen, um den brutalen und schrecklichen Krieg in der Ukraine zu beenden." Washington nannte keine weiteren Details. Es war unklar, wie die Vereinbarung genau aussah, und mit wem Witkoff in Russland gesprochen hat. 

Ein russisches Militärflugzeug hat nach polnischen Angaben kurzzeitig den Luftraum des EU- und NATO-Mitglieds verletzt. Eine Maschine vom Typ Su-24MR sei nach dem Start in der russischen Exklave Kaliningrad für eine Minute und zwölf Sekunden über der Ostsee in polnisches Hoheitsgebiet eingedrungen, teilte das polnische Einsatzkommando im Onlinedienst X mit. Dies sei nach russischen Angaben auf einen Ausfall des Navigationssystems zurückzuführen.

Der Jet sei 6,5 Kilometer in den polnischen Luftraum eingedrungen, bevor er seinen Kurs geändert habe. Die polnischen Dienste zur Luftraumüberwachung hätten im Kontakt mit der russischen Seite gestanden. Diese habe die Verletzung des Luftraums bestätigt. "Die Flugroute wurde nach Eingreifen des Navigators der Streitkräfte der Russischen Föderation sofort geändert", hieß es. "Es ist wichtig, dass unsere Systeme dieses Flugzeug sofort entdeckt haben und dass es unseren Luftraum verlassen hat, nachdem es die Nachricht bekam, dass der Luftraum verletzt wurde", sagt Polens Innenminister Tomasz Siemoniak dem Sender TVN24. Das Außenministerium werde die Situation bewerten und darauf reagieren.

Polen hat im Nordosten nicht nur eine gemeinsame Grenze mit Kaliningrad, sondern auch mit dem russischen Verbündeten Belarus. Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, die eine lange Grenze mit Polen teilt, gab es dort bereits mehrere Luftraumverletzungen durch Russland. Polen befürchtet ebenfalls zu einem Ziel der russischen Aggression zu werden und investiert massiv in die Aufrüstung seiner Armee.

US-Finanzminister Scott Bessent wird nach Angaben von Präsident Donald Trump in dieser Woche in die Ukraine reisen. Einem Insider zufolge will er dort über die Vorkommen von seltenen Erden sprechen, die vor allem für moderne elektronische Geräte benötigt werden. Sowohl der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj als auch Trump hätten Interesse an einem Abkommen bekundet, demzufolge die USA im Gegenzug für weitere Unterstützung gegen die russische Invasion seltene Erden aus der Ukraine erhalten würden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist nach eigenen Angaben bereit, Gebiete mit Russland zu tauschen. Falls es zu Verhandlungen komme, könnte das von ukrainischen Truppen kontrollierte Land in der russischen Region Kursk gegen ukrainische Gebiete, die Russland derzeit besetzt halte, getauscht werden, sagte Selenskyj in einem Interview der britischen Zeitung "Guardian."

Selenskyj nannte nicht explizit die Gebiete, die er tauschen könnte. "Ich weiß es nicht, wir werden sehen. Aber alle unsere Territorien sind wichtig, es gibt keine Priorität", fügte er hinzu. Russland hält seit der Invasion derzeit etwa 20 Prozent des ukrainischen Territoriums im Osten und Süden des Landes besetzt.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock nimmt morgen in Paris an Beratungen zur Lage in der Ukraine mit mehreren europäischen Amtskollegen teil. Neben dem französischen Außenminister Jean-Noël Barrot werden auch die Außenminister aus Polen, Spanien und Italien erwartet. Auch der britische und der ukrainische Außenminister sollen teilnehmen. Bei dem Treffen dürfte es um die Vorbereitung der Münchner Sicherheitskonferenz gehen, die am Freitag beginnt. 

Dabei steht auch die Frage im Raum, wie es mit der militärischen Unterstützung der Ukraine weitergeht. Möglicherweise werden die USA in München Pläne für ein mögliches Ende des Ukraine-Kriegs vorlegen. Im Wahlkampf hatte Präsident Donald Trump versprochen, den Ukraine-Krieg binnen "24 Stunden" zu beenden - inzwischen nennt er "sechs Monate" als Zeithorizont. Am Montag schloss der US-Präsident nicht aus, dass die Ukraine "eines Tages russisch" sein könnte. 

11.02.2025 • 17:07 Uhr

Selenskyj reist nach München

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird am Donnerstagabend in München erwartet. Wie die bayerische Staatskanzlei mitteilt, wird Selenskyj am Flughafen von Ministerpräsident Markus Söder empfangen. Ab Freitag nimmt der ukrainische Präsident dann als Gast an der Münchner Sicherheitskonferenz teil.

Der neue US-Verteidigungsminister Pete Hegseth wird ab Morgen zum Antrittsbesuch bei der NATO erwartet. Der Pentagonchef will in Brüssel zunächst an einem Treffen der Unterstützer der Ukraine teilnehmen. Großbritannien hat erstmals die Leitung der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe von den USA übernommen. Anschließend will Hegseth am zweitägigen Verteidigungsministertreffen der NATO teilnehmen.

Wegen mutmaßlicher Unterstützung der ukrainischen Armee hat Russland zwei Männer zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. In der Region Kirow im Westen verurteilte ein Militärgericht einen Mann zu 21 Jahren Haft, weil er drei Schaltanlagen an Bahngleisen in Brand gesteckt habe, wie die Nachrichtenagentur Tass meldete. Demnach handelte er nach Erkenntnissen des Inlandsgeheimdiensts FSB auf Anweisung aus Kiew. Im Fernen Osten Russlands wurde ein 22-Jähriger laut Staatsmedien zu zwölf Jahren Haft wegen "Verrats" verurteilt. Demnach gab der FSB an, der Mann habe Geld in die Ukraine überwiesen, von dem Militärausrüstung gekauft worden sei.

Ähnliche Fälle gibt es seit Februar 2022, dem Beginn der russischen Offensive im Nachbarland, immer wieder. Dabei wird das Spenden auch von kleinen Summen an humanitäre Organisationen in der Ukraine verfolgt. Unterdessen wurden laut Tass fünf ukrainische Kriegsgefangene in Rostow am Don wegen Kampfs auch gegen Zivilisten zu je bis zu sechs Jahren Haft verurteilt. Zwei weitere in der russischen Region Kursk gefangen genommene ukrainische Soldaten wurden laut der russischen Generalstaatsanwaltschaft zu 15 beziehungsweise 16 Jahren Haft wegen "Terror"-Vorwürfen verurteilt. 

Das ukrainische Parlament hat den Kauf von zwei Atomreaktoren sowjetischer Bauart von Bulgarien auf den Weg gebracht. Für das Gesetz stimmten Medienberichten zufolge 261 Abgeordnete. 226 Stimmen wären für die Mehrheit notwendig gewesen. Der Erwerb soll Schätzungen zufolge umgerechnet mindestens 580 Millionen Euro kosten. Vor einem Baubeginn muss die Oberste Rada jedoch noch einem weiteren von der Regierung vorgelegten Gesetz zustimmen.

Ziel ist es, den bereits in den 1980ern begonnenen Bau der Reaktoren drei und vier des AKWs Chmelnyzkyj in der Westukraine fertigzustellen. Dafür soll Bulgarien Ausrüstung des ebenfalls in den 1980ern begonnenen und nie fertiggestellten bulgarischen AKWs Belene abgekauft werden. Das Parlament in Bulgarien hat Gesprächen über einen möglichen Verkauf zugestimmt. AKW Chmelnyzkyj soll auf sechs Reaktoren aufgerüstet werden:

Die Ukraine deckt über die Hälfte ihres Strombedarfs mit Atomenergie. Immer wieder versucht das russische Militär durch gezielte Angriffe auf Kraftwerke und das Stromnetz die ukrainische Stromversorgung lahmzulegen. Das im Gebiet Saporischschja liegende mit sechs Blöcken größte Atomkraftwerk Europas wird seit 2022 von russischen Truppen besetzt gehalten und wurde aus Sicherheitsgründen heruntergefahren.

Ein ehemaliger Bundeswehrsoldat ist auf Ersuchen deutscher Ermittler in der Ukraine festgenommen worden. Der 29-Jährige aus dem Landkreis Hof in Oberfranken ist wegen dreier Fälle der Vergewaltigung und des Besitzes kinderpornografischer Inhalte dringend verdächtig, wie ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg mitteilte. 

Die dort angesiedelte Zentralstelle Cybercrime ermittelt gegen den Mann zudem wegen weiterer Fälle von Vergewaltigung und Unterschlagung von Munition aus Beständen der Bundeswehr. Zuvor hatten mehrere Medien über den Fall berichtet, laut denen der Mann bereits vor geraumer Zeit in die Ukraine gereist sein soll, um an Kampfhandlungen teilzunehmen. Auch in der Ukraine soll der Mann mutmaßlich Sexualstraftaten begangen und Videos davon ins Internet gestellt haben, wie die Ermittler bestätigten.

Am vergangenen Donnerstag wurde der 29-Jährige aufgrund eines Auslieferungsersuchen von oberfränkischen Ermittlern in der Region Sumy im Nordosten der Ukraine festgenommen und am Freitag einem Richter vorgeführt. Wann die Auslieferung erfolgen wird, ist laut dem Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft noch unklar.

Russland könnte nach Einschätzung des dänischen Nachrichtendienstes FE im Falle eines Kriegsendes in der Ukraine binnen von fünf Jahren für einen großangelegten Krieg in Europa bereit sein. Voraussetzung dafür sei aber, dass sich die USA nicht an der Seite von NATO-Ländern daran beteiligen würden, heißt es in einer aktuellen Bedrohungsanalyse der Behörde. Der Militärnachrichtendienst hält es für unwahrscheinlich, dass Russland gleichzeitig den Krieg in der Ukraine und gegen ein oder mehrere NATO-Länder führen kann. Sollte der Ukraine-Krieg aber enden oder einfrieren, könne Russland erhebliche militärische Ressourcen freisetzen. Innerhalb von sechs Monaten bestünde die Möglichkeit, dass Russland ein Nachbarland angreifen könne. Konkrete Pläne für einen Krieg gegen ein NATO-Land sieht der FE aber nicht nicht.

Der Europäische Menschenrechtsgerichtshof (ECHR) hat Russland wegen Verletzung der Meinungsfreiheit verurteilt. Die nach dem Angriff auf die Ukraine erlassenen Sondergesetze der Russischen Föderation liefen auf eine systematische und weitreichende Einschränkung der Berichterstattungs- und Pressefreiheit hinaus, heißt es in der Entscheidung. Geklagt hatten die Zeitung Novaya Gazeta und andere unabhängige russische Medien.

Nach den Gesetzen ist es strafbar, das russische Militär "zu diskreditieren" und "Falschinformationen" über dessen Vorgehen zu verbreiten. Damit werde jegliche Berichterstattung kriminalisiert, die nicht der offiziellen Darstellung der russischen Regierung folgt, argumentierte der ECHR. Russland unter anderem die Publikationslizenz der "Novaya Gazeta" widerrufen und den Zugang zur Webseite der Zeitung gesperrt.

Kurzstreckendrohnen waren im Januar die häufigste Todesursache unter Zivilisten in der Ukraine, wie die UN-Beobachtungsmission mitteilte. Sie verdeutlichte, wie stark der Drohneneinsatz während des dreijährigen Krieges mit Russland angestiegen sei.

Die UN-Mission sagte, im Januar 2025 seien mindestens 139 Zivilisten getötet und 738 verletzt worden, wobei 27 Prozent der Todesfälle und 30 Prozent der Verletzungen durch Kurzstreckendrohnen verursacht worden seien. Insgesamt seien laut UN im Krieg fast 12.500 Zivilisten getötet worden, darunter 650 Kinder - und sie wies wiederholt darauf hin, dass ihre Zählung zu niedrig sei, da sie nur Todesfälle einschließe, die ihre Teams verifizieren konnten.

"Unsere Daten zeigen ein klares und beunruhigendes Muster des Einsatzes von Kurzstreckendrohnen auf eine Weise, die Zivilisten ernsthaft gefährdet", zitierte eine Pressemitteilung die Leiterin der UN-Mission, Danielle Bell. "Die Bordkameras (der Drohnen) sollten es den Betreibern ermöglichen, mit größerer Sicherheit zwischen Zivilisten und militärischen Zielen zu unterscheiden, dennoch werden weiterhin Zivilisten in alarmierender Zahl getötet."

Der Kreml hat Äußerungen von US-Präsident Donald Trump bekräftigt, dass die Ukraine eines Tages russisch sein könnte. Die Situation in der Ukraine entspreche "weitgehend Präsident Trumps Worten", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. "Die Tatsache, dass ein bedeutender Teil der Ukraine Russland sein will und dies bereits getan hat, ist ein Fakt", fügte er hinzu.

Trump hatte am Montag in einem Interview mit dem US-Sender Fox News mit Blick auf den knapp drei Jahre andauernden Konflikt zwischen Russland und der Ukraine gesagt, die Ukraine könne "einen Deal machen, sie können keinen Deal machen. Vielleicht sind sie eines Tages russisch, vielleicht sind sie es nicht."

Nach der Annexion der Halbinsel Krim im Jahr 2014 hatte Russland 2022 infolge von Scheinreferenden auch die ukrainischen Regionen Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja annektiert. "Die Menschen standen trotz vieler Gefahren Schlange, um beim Referendum für einen Anschluss an Russland zu stimmen: Das entspricht weitgehend den Worten von Präsident Trump", versicherte Peskow.

Das russische Militär hat eigenen Angaben zufolge das Dorf Jasenowe im Osten der Ukraine eingenommen. Es liegt in der umkämpften Oblast Donezk und nordwestlich der gleichnamigen Stadt Donezk.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat Russland wegen der systematischen Einschränkung der Meinungsfreiheit nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine verurteilt. Die Straßburger Richter stellten am Dienstag fest, dass die russische Gesetzgebung zur Kriminalisierung von Kritik am Krieg gegen die Europäische Menschenrechtskonvention verstoße.

Nach dem Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 hatte Russland Gesetze erlassen, die es unter Strafe stellen, das Militär zu "diskreditieren" oder "Falschinformationen" über dessen Einsätze zu verbreiten. Daraufhin wurden 178 Personen strafrechtlich oder verwaltungsrechtlich verurteilt. Zudem wurden die unabhängigen Medien "Nowaja Gaseta" und Doschd TV geschlossen. Die Richter sehen darin eine Verletzung von Artikel 10 der Konvention, der Meinungsfreiheit garantiert.

Sie stellten fest, dass die russischen Gerichte jegliche Berichterstattung unter Strafe gestellt hätten, die der offiziellen Darstellung widersprach. Selbst friedliche Proteste, die Verwendung des Wortes "Krieg" statt "militärische Spezialoperation" oder die Thematisierung mutmaßlicher Kriegsverbrechen seien sanktioniert worden.

Zudem habe Russland durch die Schließung der Zeitung der "Nowaja Gaseta" und der Sperrung ihrer Webseiten gegen Artikel 34 (Recht auf individuelle Beschwerde) verstoßen, da die Behörden eine Anordnung des Gerichtshofs für Menschenrechte ignoriert hätten, die Zeitung zu erhalten.

Kremlsprecher Dmitri Peskow hat erklärt, er habe keine Informationen zu unbestätigten Telegram-Berichten, wonach der US-Nahost-Gesandte Steve Witkoff möglicherweise nach Moskau geflogen sei. Es stünden keine Treffen mit ihm auf der Tagesordnung.

Peskow wiederholte die Aussage, dass Kontakte zwischen der Regierung von US-Präsident Donald Trump und Russland auf verschiedenen Ebenen begonnen und sich intensiviert hätten. Er sagte jedoch, es gebe nichts Neues zu den Gesprächen rund um die Ukraine zu berichten.

Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, dass 40 ukrainische Drohnen über den Gebieten Saratow, Rostow, Brjansk, Wolgograd und Belgorod zerstört worden seien. Von der russischen Luftfahrtbehörde Rosawiazija hieß es, dass aus Sicherheitsgründen vorübergehend keine Starts und Landungen an den Flughäfen Kasan, Kirow, Saratow und Uljanowsk zugelassen gewesen seien. 

Das ukrainische Militär erklärte, Russland habe in den nächtlichen Angriffen 124 Drohnen und bis zu 19 Raketen abgefeuert und dabei Gasförderanlagen in der ukrainischen Region Poltawa beschädigt. Die Luftwaffe habe 57 Drohnen abgeschossen, während 66 ihre Ziele vermutlich aufgrund elektronischer Kriegsführung nicht erreicht hätten, teilte das Militär mit.

Nach neuen russischen Angriffen auf die Energieinfrastruktur sieht sich die Ukraine gezwungen, die Stromversorgung zu limitieren. Die in der Nacht begonnenen Angriffe hielten auch am Morgen an, erklärte Energieminister Herman Haluschtschenko in den sozialen Medien. Um mögliche Folgen für das Energiesystem zu minimieren, seien Notfallbeschränkungen für die Elektrizitätsversorgung verhängt worden. Demnach sei bei den Angriffen die Gasinfrastruktur getroffen worden.

Auch das staatliche Öl- und Gasunternehmen Naftogaz teilt mit, dass in der Region Poltawa Erdgasproduktionsanlagen beschädigt worden seien. Es habe keine Verletzten gegeben, hieß es. Das Unternehmen "ergreift alle notwendigen Maßnahmen, um die Gasversorgungssituation in der Region Poltawa zu stabilisieren", fügte es hinzu.

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Im südostukrainischen Gebiet Saporischschja wurde das Dorf Tawrijske nach Behördenangaben mehrfach mit russischen Gleitbomben angegriffen. Ein Mann wurde dabei getötet, teilte Gouverneur Iwan Fedorow am Montagabend bei Telegram mit. Zerstört wurden demnach mehrere Wohnhäuser. Zudem seien Autos und unbewohnte Gebäude beschädigt worden. Der Ort liegt gut 15 Kilometer von der russisch-ukrainischen Frontlinie entfernt.

Die Präsidentin der Europäischen Investitionsbank, Nadia Calvino, unterzeichnete bei ihrem Besuch in Kiew Investitionsabkommen über ein Gesamtvolumen von etwa einer Milliarde Euro. "Die Unterstützung der Ukraine ist die Hauptpriorität, ich bin froh hier zu sein, um neue Projekte für kleine und mittlere Unternehmen, die Energiewirtschaft, Wasserversorgung und andere Hauptdienste zu verkünden", sagte die Präsidentin gemäß einer Meldung von Interfax-Ukraine.

Dazu gehört unter anderem ein Kredit in Höhe von 120 Millionen Euro für die Unterstützung und den Wiederaufbau der teils zerstörten Wasserkraftwerke des Staatsunternehmens Ukrhidroenerho. Weitere Gelder über insgesamt 500 Millionen Euro kommen kleinen und mittleren Unternehmen zugute.

Selenskyj sprach in seiner Abendbotschaft hingegen von umgerechnet mehr als 1,9 Milliarden Euro an Investitionsvereinbarungen. "Gelder für unsere Energiewirtschaft, für Wohnungsprogramme, für Infrastrukturprojekte", unterstrich der Staatschef und bedankte sich dabei ausdrücklich.

Die Ukraine hat in der Nacht eine Ölraffinerie in Russland angegriffen. In russischen Telegram-Kanälen hieß es, dass eine Erdölraffinerie in Saratow an der Wolga nach einem Drohnenangriff brenne. Der Gouverneur der Region, Roman Bussargin, schrieb auf Telegram, dass bei einem Drohnenangriff möglicherweise Trümmerteile auf ein Industrieunternehmen gestürzt seien. Der entstandene Brand sei mittlerweile gelöscht.

In Kiew bestätigte Andrij Kowalenko, Leiter des staatlichen Zentrums zur Bekämpfung von Desinformation, den Angriff auf die Anlage. Er gab an, dass es nicht die erste Attacke auf diese Raffinerie gewesen sei. Außer der Ölanlage sei auch die Stadt Engels in dem Gebiet angegriffen worden. Am Stadtrand von Engels liegt der Luftwaffenstützpunkt Engels-2, auf dem Russland einen Teil seiner strategischen Langstreckenbomber stationiert hat.

Einem Bericht zufolge will die US-Regierung im Vorfeld möglicher Friedensgespräche mit Moskau ihre europäischen Verbündeten dazu drängen, mehr amerikanische Waffen für die Ukraine zu kaufen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Insiderinformationen. Demnach blieb es jedoch unklar, ob die USA europäische Länder dazu auffordern wollen, amerikanische Waffen über kommerzielle Verträge oder direkt aus den amerikanischen Lagerbeständen zu kaufen.

US-Regierungsmitglieder, darunter Trumps Gesandter für die Ukraine, Generalleutnant a. D. Keith Kellogg, wollen diese Woche auf der Münchner Sicherheitskonferenz über mögliche Waffenkäufe sprechen, so die Insider laut Reuters. Die US-Regierung sieht demnach ein Waffenkaufgeschäft mit Europa als mögliche Lösung an, die es Washington ermöglicht, Kiew zu unterstützen, ohne dass der amerikanische Steuerzahler dafür Geld ausgeben muss.

Der neue US-Sondergesandte für die Ukraine und Russland, Keith Kellogg, wird nach US-Angaben in Kürze zu einem Besuch in die Ukraine reisen. Trump bestätigte nach Angaben des Weißen Hauses am Montag (Ortszeit) den bevorstehenden Besuch. Die Nachrichtenagentur AFP hatte zuvor berichtet, dass Kellogg am 20. Februar in die Ukraine reisen werde.

US-Präsident Trump dringt auf ein rasches Ende des Krieges. In der vergangenen Woche kündigte er an, er werde den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj "wahrscheinlich" bald persönlich treffen.

11.02.2025 • 00:25 Uhr

Liveblog vom Sonntag

Durch russische Angriffe rund um die ukrainische Stadt Kramatorsk sind Behörden zufolge mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. Präsident Selenskyj hält ein baldiges Kriegsende für nicht ausgeschlossen. Die Entwicklungen im Liveblog.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 11. Februar 2025 um 10:00 Uhr in den Nachrichten.