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Trumps Handelspolitik Was Zölle für den Wohlstand bedeuten

Stand: 15.02.2025 10:46 Uhr

Spätestens seit Trumps Amtsantritt sind Zölle wieder en vogue. Dabei sind sich Ökonomen eigentlich einig, dass Freihandel den Wohlstand fördert - oder gibt es auch gute Argumente für Zölle?

Von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion

Was sind Zölle?

Zölle sind Abgaben oder Steuern auf Waren, die grenzüberschreitend gehandelt werden. Man unterscheidet zwischen Einfuhrzöllen, die beim Eingang von Waren ins Land erhoben werden, und Ausfuhrzöllen, die fällig werden, wenn Waren ins Ausland gebracht werden. Zölle werden an den Staat gezahlt und können zwei Funktionen haben: So dienen "Finanzzölle" in erster Linie der Einnahmenbeschaffung für den Staat, während "Schutzzölle" zum Schutz der heimischen Wirtschaft erhoben werden.

Was ist Freihandel?

Der Freihandel ist eine Form der Handelspolitik - und der klare Gegenpart zum Protektionismus. Der Freihandel verzichtet auf Zölle und sogenannte nichttarifäre Handelshemmnisse wie nationale Normen, Einfuhrquoten oder Kontingente, also Mengenbeschränkungen. Ziel ist es, den grenzüberschreitenden Warenaustausch zwischen den Staaten zu fördern.

Seit wann gibt es Freihandel?

Auf der ganzen Welt waren Zölle jahrhundertelang die Regel. So wurde noch Ende des 18. Jahrhunderts eine Ware beim Transport von Köln nach Königsberg 80-mal kontrolliert und mit Zöllen belegt. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts begann sich allmählich ein anderes Prinzip durchzusetzen: der Freihandel.

Wer sind die Köpfe hinter der Idee des Freihandels?

Wegweisend waren dafür Ökonomen wie Adam Smith und David Ricardo. Der Schotte Adam Smith kam in seinem Werk "Wohlstand der Nationen" bereits 1776 zu dem Schluss: Jedes Land sollte nur die Güter herstellen, die es günstiger oder schneller anbieten kann als der Rest der Welt. Fallen gleichzeitig Handelshemmnisse wie Zölle weg, steigt so der Wohlstand aller Länder.

Eine ähnliche Idee hatte Anfang des 19. Jahrhunderts der britische Ökonom David Ricardo mit seiner "Theorie der komparativen Kostenvorteile". Demnach lohnt sich der Handel zwischen zwei Ländern, sobald diese ihre Güter zu unterschiedlichen Kosten produzieren. Diese internationale Arbeitsteilung fördere den Wohlstand aller. Bis heute ist Ricardos Modell die theoretische Grundlage für den weltweiten Warenaustausch.

Was sind die Vorteile des Freihandels?

Der freie Handel steigert den Wohlstand aller beteiligten Nationen, indem er den Verbrauchern ermöglicht, mehr und qualitativ bessere Produkte zu geringeren Kosten zu kaufen. Der Import von günstigeren Rohstoffen oder Vorprodukten senkt zudem die Produktionskosten für Unternehmen im Inland. Die heimische Industrie wird wettbewerbsfähiger, das fördert eine effizientere Ressourcenverteilung und damit das Wirtschaftswachstum. Die Einfuhr billigerer Produkte aus dem Ausland dämpft zugleich die Inflation im Inland.

Nicht umsonst hatte Trump die US-Amerikaner jüngst auf die "schmerzhaften" Folgen der von ihm angeordneten Zölle eingestimmt. Ökonomen rechnen mit einem Anstieg der Verbraucherpreise und sinkenden Wachstumsraten in den USA und weltweit, sollte die größte Volkswirtschaft der Welt die Abgaben auf Importe erhöhen.

Was sind die Nachteile des Freihandels?

Der wohl größte Nachteil des Freihandels ist, dass er zu starken Abhängigkeiten führen kann, werden doch bestimmte Produkte dann nur noch aus dem Ausland bezogen. Dies kann als politisches Druckmittel eingesetzt werden, um nationale Interessen durchzusetzen.

So warnen nicht wenige Experten davor, Deutschland habe sich von China zu abhängig gemacht, sei "erpressbar" geworden. Tatsächlich importiert die Bundesrepublik etwa zwei Drittel der Seltenen Erden aus China - kritische Rohstoffe, die für die Energie- und Verkehrswende unverzichtbar sind. Auch viele sensible Güter wie (Vorprodukte für) Arzneimittel werden einseitig aus China bezogen.

Vernichtet der Freihandel Arbeitsplätze?

Häufig heißt es auch, dass der Freihandel die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland fördert. In der Tat kann Freihandel dazu führen, dass Arbeitsplätze in ineffizienten Industrien abgebaut werden. Allerdings setzt er auch Ressourcen frei, um Arbeitsplätze in effizienteren Industrien zu schaffen. Das erhöht unterm Strich die Gesamtlöhne und verbessert den Lebensstandard.

Dagegen sind protektionistische Maßnahmen zur "Rettung" von Arbeitsplätzen häufig mit enormen Kosten verbunden, die vom Staat, also den Steuerzahlern, geschultert werden müssen. In Deutschland wurde etwa der Steinkohlebergbau jahrzehntelang mit Milliarden staatlich unterstützt. Damit wurden Arbeitsplätze geschützt, die der Markt nicht aufrechterhalten konnte - und das letzten Endes auf Kosten innovativerer Industrien.

Gibt es auch gute Argumente für Zölle?

Die Welthandelsorganisation (WTO) gestattet Schutzzölle ausdrücklich, wenn diese für die nationale Sicherheit notwendig sind. Konkret in diesen drei Fällen: Wenn sicherheitsrelevante Informationen in Gefahr sind. Wenn internationale Konflikte drohen. Wenn es um die Verteidigung der eigenen Sicherheitsinteressen, etwa im Waffenhandel, geht.

Zudem erlaubt die WTO "gerechte Gegenzölle": Verstößt ein Land mit unfairen Handelspraktiken gegen die WTO-Regeln, so darf das geschädigte Land als Gegenmaßnahme seinen Markt mit gezielten Zöllen schützen.

Und was ist mit dem Schutz junger Industrien?

Einige Experten betonen, dass alle heute entwickelten Industrienationen einst hinter dicken Zollschutzmauern groß geworden sind. So hat etwa Japan seine heimische Autoindustrie jahrzehntelang mit hohen Zöllen vor der Konkurrenz geschützt. Heute ist Toyota der weltweit größte Autokonzern - 2024 verkauften die Japaner 10,8 Millionen Fahrzeuge.

Für rohstoffreiche Entwicklungsländer sind Ausfuhrzölle zudem eine Möglichkeit, die Verarbeitung im eigenen Land zu fördern. Doch derartige Maßnahmen zum Schutz junger Industrien sollten Ökonomen zufolge zeitlich eng befristet sein - sonst fehlen die Anreize zur Steigerung der Effizienz und internationalen Wettbewerbsfähigkeit.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 14. Februar 2025 um 18:47 Uhr.