![Bewaffnete Mitglieder der Al-Kassam-Brigaden, des militärischen Flügels der islamistischen Terrororganisation Hamas. | dpa Bewaffnete Mitglieder der Al-Kassam-Brigaden, des militärischen Flügels der islamistischen Terrororganisation Hamas.](https://images.tagesschau.de/image/a55e93fa-94e6-4c13-99ba-fcfd0ffab9cc/AAABlPDPd_g/AAABkZLrr6A/original/hamas-terroristen-100.jpg)
Nahost Hamas will Geiselfreilassung verschieben
Die Terrororganisation Hamas will die für kommenden Samstag vorgesehene Freilassung israelischer Geiseln auf unbestimmte Zeit verschieben. Israel halte sich nicht an die Vereinbarung zur Waffenruhe, so die Begründung.
Die Hamas will die nächste Freilassung von aus Israel verschleppten Geiseln hinauszögern. Ein Sprecher der islamistischen Palästinenserorganisation begründete dies mit angeblichen Verstößen Israels gegen die Waffenruhe im Gaza-Krieg. Abu Obeida warf Israel vor, in den vergangenen drei Wochen systematisch gegen die Vereinbarung verstoßen zu haben.
Nächster Austausch für Samstag geplant
Am Samstag wollten die Extremisten eigentlich drei weitere Geiseln freilassen. Dies werde erst möglich, wenn sich Israel wieder an die Vereinbarungen halte, hieß es nun. Die Hamas werde keine weiteren Geiseln freilassen, bis Israel "nachgibt und für die vergangenen Wochen entschädigt", sagte Obeida.
Die Hamas stehe aber grundsätzlich zu den Vereinbarungen über die seit dem 19. Januar für zunächst sechs Wochen geltende Waffenruhe und den Austausch von Geiseln gegen inhaftierte Palästinenser, bekräftigte Obeida.
Israel hingegen habe die Rückkehr von Vertriebenen in den nördlichen Gazastreifen verzögert, das Feuer an verschiedenen Stellen des Küstenstreifens eröffnet und die Einfuhr von Hilfsgütern behindert, begründete Obeida die Verschiebung der Freilassung. Die Hamas hingegen habe sich an alle Abmachungen gehalten.
Israel weist Vorwürfe zurück
Israel hat wiederholt Vorwürfe zurückgewiesen, sie verletzte die Vereinbarungen. Der israelische Regierungssprecher David Mencer wies insbesondere Vorwürfe zurück, Israel blockiere Hilfslieferungen.
Nach Angaben von Hilfsorganisationen haben die Lieferungen von Hilfsgütern in den Gazastreifen zugenommen. Auch die Waffenruhe wurde in den vergangenen drei Wochen weitgehend eingehalten, obwohl einige Palästinenser durch israelischen Beschuss getötet wurden.
Israels Verteidigungsminister Israel Katz bezeichnete die Ankündigung der Hamas als gravierenden Verstoß gegen das Waffenruheabkommen und die Vereinbarung zur Freilassung der Geiseln. Er habe die Armee angewiesen, "sich mit höchster Alarmbereitschaft auf jedes mögliche Szenario in Gaza vorzubereiten und die Ortschaften (am Rande des Gazastreifens) zu schützen", sagte er.
Forum der Angehörigen bittet um Hilfe
Das israelische Forum der Geiselangehörigen bat nach der Ankündigung der Hamas die in dem Konflikt vermittelnden Länder um Unterstützung. Die Umsetzung des Abkommens zur Waffenruhe müsse ermöglicht werden, forderte die Organisation.
"Wir stehen an der Seite der israelischen Regierung und setzen uns für die Aufrechterhaltung der Bedingungen ein, die eine erfolgreiche Fortsetzung des Abkommens und damit die sichere Rückkehr unserer 76 Brüder und Schwestern gewährleisten", hieß es. 35 der noch 76 Verschleppten sind nach israelischen Angaben nicht mehr am Leben.
Die Berichte der bisher Freigelassenen sowie der schockierende körperliche Zustand der zuletzt freigelassenen drei Geiseln lasse keinen Zweifel daran, dass die Zeit dränge und alle Geiseln dringend aus dieser schrecklichen Situation befreit werden müssten, schrieb das Forum weiter.
Verhandlungen über zweite Phase der Waffenruhe
Seit Beginn der Waffenruhe im Gaza-Krieg am 19. Januar hat die Hamas bisher bei fünf Freilassungsaktionen 16 von insgesamt 33 israelischen Geiseln freigelassen, die während der ersten Phase der dreistufigen Vereinbarung von der Hamas übergeben werden sollen.
Außerdem ließ die Terrororganisation fünf Thailänder frei, dies aber nicht als Teil der Vereinbarung mit Israel. Im Gegenzug entließ Israel 583 inhaftierte Palästinenser von vorgesehenen 1.904 Häftlingen.
Die Verhandlungen über eine zweite Phase der Waffenruhe haben in der vergangenen Woche begonnen. Ihr Ziel ist die Freilassung der verbleibenden Geiseln sowie die Vereinbarung eines vollständigen Abzugs der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen als Vorbereitung auf ein endgültiges Ende des Krieges.