![Jordaniens König Abdullah II. steigt aus einem Auto. | REUTERS Jordaniens König Abdullah II. steigt aus einem Auto.](https://images.tagesschau.de/image/ab717845-fce6-4995-8781-0caa3eab30bb/AAABlPPRflU/AAABkZLrr6A/original/abdullah-132.jpg)
Jordaniens König in Washington Von der Kunst, Trump klug zu widersprechen
Jordaniens König Abdullah II. trifft heute US-Präsident Trump. Von dessen Gaza-Plänen hält er nichts - aber sein Land hängt von US-Finanzhilfen ab. Und Trump erhöhte vor dem Treffen den Druck.
Im Herbst bei der UN-Generalversammlung wurde Jordaniens König sehr deutlich: Sein Land werde niemals einer Vertreibung der Palästinenser zustimmen. Das wäre ein Kriegsverbrechen.
Nun trifft Abdullah II. in Washington auf US-Präsident Donald Trump, der mehrfach seine Idee wiederholt hat, den Gazastreifen für die USA zu kaufen, den Küstenstreifen wirtschaftlich zu entwickeln und die Bewohner in andere arabische Staaten umzusiedeln - unter anderem nach Jordanien.
Eine heikle Mission
Es sei für den König alles andere als eine leichte Mission, sagt der jordanische Politikwissenschaftler Amer Sabaileh. Trump habe das jordanische Staatsoberhaupt zu sich zitiert, um über seine Pläne für den Gazastreifen zu sprechen.
"Man muss das ernst nehmen, einfach weil es Donald Trump ist. Gerade in seinen ersten Wochen im Amt will er zeigen, dass er mächtig ist, dass er Dinge bestimmen kann und Lösungen präsentiert", sagt Sabaileh.
Trumps Lösung für Gaza ist für Jordanien allerdings inakzeptabel - schon jetzt stellen Palästinenser im Königreich die Mehrheit der Bevölkerung, wenn man die Nachfahren derjenigen mitzählt, die 1948 und 1967 aus Israel hierher geflohen sind.
Außerdem hat Jordanien Hunderttausende Flüchtlinge aus dem Irak und aus Syrien aufgenommen. Mehr sei nicht zu verkraften, heißt es in Amman.
Massiv von US-Geldern abhängig
Was Jordaniens Dilemma noch vergrößert: Das Land ist massiv von Geldern aus den USA abhängig - mehr als 1,4 Milliarden US-Dollar hat Jordanien zuletzt jährlich aus Washington erhalten - für das Militär, als Budgethilfe und auch für humanitäre Hilfe.
Vor der Treffen drohte Trump unter anderem Jordanien damit, die Gelder einzufrieren. "Wenn sie nicht zustimmen, würde ich sie möglicherweise zurückhalten", sagte er.
Die Entscheidung der US-Regierung, Auslandshilfen über die Entwicklungsbehörde USAID zunächst für 90 Tage einzufrieren, hat zudem schon jetzt erhebliche Auswirkungen. Schätzungen zufolge haben bereits 35.000 Menschen in Jordanien deswegen ihre Jobs verloren - Hilfsangebote für Flüchtlinge oder Menschen mit Behinderungen mussten eingestellt werden, weil das Geld aus den USA fehlt.
"Jordanien spielt Schlüsselrolle"
Dschawad al-Anani ist ehemaliger Handelsminister der jordanischen Regierung. Er betont, dass die Gelder nach einer Überprüfung wieder fließen könnten - schließlich hätten auch die USA Interessen in Jordanien.
"Es gibt keine bedingungslosen Hilfen. Alles, was die USA Jordanien geben, hat einen strategischen Hintergrund. Jordanien spielt eine Schlüsselrolle für die Stabilität der Region und beherbergt mehrere Militärstützpunkte."
Jordanien ist einer der engsten Verbündeten der USA im Nahen Osten - auch für die EU ist das Land, das 1994 Frieden mit Israel geschlossen hat, ein wichtiger Partner.
EU-Hilfen als wichtiges Signal
Im Januar kündigte die EU Hilfen für Jordanien in Höhe von drei Milliarden Euro an. Gerade jetzt sei das ein wichtiges Signal, sagt al-Anani. Die Beziehungen hätten sich zu einer strategischen Partnerschaft entwickelt, "da Europa die Situation in unserer Region besser versteht als andere".
Diese Unterstützung komme zur richtigen Zeit und "stärkt das Vertrauen der Jordanier, dass sie nicht allein gegen den Druck der USA stehen", ergänzt al-Anani.
Politikwissenschaftler Sabaileh sagt, Jordanien müsse es gelingen, sich den USA als lösungsorientierter Partner zu präsentieren und gleichzeitig dem US-Präsidenten deutlich zu machen, dass dessen Pläne unrealistisch seien.
Für König Abdullah II. sei das eine knifflige Aufgabe: "Es ist schwer, Nein zu Trump zu sagen, aber man muss wissen, wie man Nein sagt. Dieses Kunststück gilt es heute zu vollbringen - beim Gespräch mit Donald Trump."