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Ukraine-Gespräche in Saudi-Arabien Saudi-Arabiens heikle Rolle als Vermittler
Die geplanten Ukraine-Verhandlungen und ein besseres Verhältnis der USA und Russlands: Darüber sprechen heute die Außenminister beider Länder in Riad. Für Gastgeber Saudi-Arabien birgt die Vermittlerrolle Chancen - und Risiken.
Es ist der Auftakt einer wichtigen Woche für Saudi-Arabien. Für Kronprinz Mohammed bin Salman vielleicht die bisher wichtigste in seiner politischen Karriere - nämlich als Vermittler. Jahrelang herrschte wegen des Ukraine-Krieges Eiszeit zwischen den USA und Russland. Jetzt reist auch der russische Außenminister Lawrow ins saudische Königreich, um seinen amerikanischen Amtskollegen Marco Rubio zu treffen.
Und: Riad soll zum Schauplatz für ein erstes Treffen von Putin und Trump werden. Wann genau steht noch nicht fest, aber sehr bald. Davon zeigt sich der amerikanische Präsident Donald Trump überzeugt.
Trump lobt bin Salman - nach Investitionen in den USA
Timothy Kaldas vom Tahrir-Institut für Nahostpolitik sagt, Saudi-Arabien habe sich seit Beginn des Ukraine-Krieges weitgehend neutral verhalten. Das zahle sich jetzt aus. Außerdem haben Trump und der saudische Kronprinz, auch MBS genannt, eine starke Beziehung.
Einen "fantastischen Kerl" hat Trump bin Salman in einer Videoschalte während des Weltwirtschaftsforum in Davos genannt - nachdem Saudi-Arabien milliardenschwere Investitionen in Amerika angekündigt hat. Die Saudis passen zu Trumps Ego und seiner Art der Verhandlungen, meint Kaldas.
"Ein zweischneidiges Schwert für die Saudis"
Trotzdem sei das geplante Trump-Putin-Treffen in Riad für bin Salman nicht unproblematisch. "Er ist daran interessiert, ein wichtiger internationaler Akteur zu sein. Die Ausrichtung solcher hochrangigen Gespräche trägt dazu bei, das Ansehen Saudi-Arabiens zu stärken. Gleichzeitig ist es jedoch aufgrund der problematischen Natur der Gespräche - nämlich, dass die Ukrainer ausgeschlossen sind - ein zweischneidiges Schwert für die Saudis."
Auch die europäischen Partner dürften nicht erfreut sein, komplett außen vor zu sein. Ohne Beteiligung der Europäer sei eine Friedenslösung gar nicht möglich, heißt es prompt von einer Sprecherin der Bundesregierung.
Uneins bei Nahost-Krieg
Dann gibt es in Saudi-Arabien noch ein weiteres Thema: den Krieg im Nahen Osten. Für die Menschen in der Region sicher das wichtigere Thema - und somit auch für den Kronprinzen, der sich als Friedensgarant in der Region sieht.
Immer wieder betonte er in den vergangenen Monaten: "Das Königreich wird seine unermüdliche Arbeit nicht einstellen, bis ein unabhängiger palästinensischer Staat mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt entsteht."
Zweites Treffen in Riad zu Nahost
Den Gazastreifen zu einer "Riviera des Nahen Ostens" ohne Palästinenser zu machen, wie von Trump vorgeschlagen, stößt auf heftige Gegenwehr der arabischen Staaten. Diese Woche treffen sich Vertreter aus Jordanien, Ägypten sowie der Golfstaaten ebenfalls in Riad, um einen alternativen Wiederaufbau zu besprechen. Unter Aufsicht arabischer Länder und ohne die Menschen umzusiedeln.
"Die Saudis - egal, ob ihnen jetzt die Palästinenser wichtig sind oder nicht - wollen ihre Partner nicht destabilisiert sehen. Und der Vorschlag von Trump, Palästinenser gewaltsam nach Ägypten und Jordanien zu verdrängen, würde beide Länder destabilisieren", sagt Timothy Kaldas vom Tahrir-Institut.
Hauptsache die Welt blickt auf Saudi-Arabien
Eine Lösung für den Nahen Osten wird also sicher bei den Gesprächen in Saudi-Arabien thematisiert - zumindest dürfte das im Interesse der Golfmonarchie sein. Für Kaldas bedeutet das: Auch wenn ein Trump-Putin-Treffen zeitnah in Riad stattfindet, ist unklar, ob etwas Konkretes dabei rauskommt.
Für den saudischen Kronprinzen dürfte das zweitrangig sein: Erstmal guckt die Welt auf sein Königreich.