Mann in gelber Warnschutzkleidung mit mehrere Schülern in roter Warnschutzkleidung in ein Betrieb.

Sachsen-Anhalt Projekt "Altmarkstarter" bringt Schüler und Unternehmen zusammen

Stand: 29.11.2024 19:01 Uhr

Überall suchen Betriebe händeringend Nachwuchs, damit der kommt, muss man sich inzwischen ganz schön was einfallen lassen. In der Altmark bringt das Projekt "Altmarkstarter" Firmen und junge Menschen zusammen. Das Besondere: Neuntklässler drücken nicht die Schul- sondern die Werkbank. Mehr als 1.000 altmärkische Firmen und 500 Schüler sind dabei.

Von Carina Emig, MDR SACHSEN-ANHALT

Neuntklässler Terence Hecht weiß noch nicht, was er werden will. Wie die meisten seiner Mitschüler am Gymnasium Beetzendorf weiß er auch nicht, welche Unternehmen es im Altmarkkreis gibt. Doch drei von ihnen wird er kennenlernen. "Eigentlich möchte ich hier in meiner Heimat in der Altmark bleiben, aber wenn ich was Besseres finde, dann gehe vielleicht auch weiter weg", sagt er.

Junge mit einem Baustellen-Helm

Terence Hecht, Schüler am Gymnasium Beetzendorf, will möchte nach seinem Schulabschluss in der Altmark bleiben.

Ausbildung und Arbeit im Altmarkkreis

Das will das Projekt "Altmarkstarter" verhindern. Realisiert wird es vom Verein zur Förderung der Bildung Salzwedel. Der unterstützt die rund 500 altmärkische Schüler über zwei Jahre lang bei der Berufsorientierung. Zum Auftakt geht es für die Schüler in Betriebe, die sie interessieren. Zwischen 20 Betrieben konnte auch Terence wählen. Am ersten Tag steht der Besuch dreier Unternehmen an, weitere drei am Folgetag.

Los geht es für den Schüler und seine neun Mitstreiter im Spanplattenwerk "Sonae Arauco" in Nettgau. Der dortige Ausbilder Marcus Höppner führt die Schüler durch das Werk. Rund 400 Mitarbeiter sind in Nettgau beschäftigt. Das Werk ist einer der größten Arbeitsgeber in der Region. Mechaniker und Elektronikerinnen, aber auch Kaufmänner und -frauen, Ingenieure und Ingenieurinnen stellen bei dem portugiesischen Unternehmen Span- und OSB-Platten her.

Drei Männer in gelber Warnschutzkleidung führen mehrere Schüler in roter Warnschutzkleidung durch ein Spanplattenbetrieb.

Ausbilder Marcus Höppne führt die Schülerinnen und Schüler durch das Spanplattenwerk "Sonae Arauco" in Nettgau.

Projekt "Altmarkstarter" lässt Schüler über Berufswunsch nachdenken

Das Projekt "Altmarkstarter", über das Neuntklässler den Weg in den Betrieb finden sollen, hält Ausbilder Marcus Höppner für sehr sinnvoll: "Dass die jungen Leute erstmal sehen, was gibt es denn eigentlich." Denn immer wieder höre er von den jungen Menschen, sie hätten sich noch gar nicht mit dem Thema späterer Arbeitgeber beschäftigt. Oder damit, in welche Richtung sie gehen wollten und wo eigentlich ihr Talent liege.

Mann mit Sicherheitshelm und Weste

Marcus Höppner ist Ausbilder bei einem Span- und OSB-Plattenhersteller in Nettgau

"Bislang habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht, hier vielleicht anzufangen", sagt Terence. Er ist gerade 15 Jahre alt, hat eher an einen Bankausbildung nach dem Abitur gedacht. Nun sei er neugierig geworden. "Das hier könnte auch was für mich sein." Erstmal aber geht es für ihn und die anderen weiter nach Mellin zur Firma "Holzon". Das Unternehmen stellt Carports, Wintergärten und Saunen her. Elf Mitarbeiter gibt es, Praktikanten und Azubis werden auch hier dringend gesucht.

Projekt vermittelt Ausbildungsplätze in der Altmark

Frauke Grigartzik, die Projektleiterin von "Altmarkstarter" ist durch ähnliche Vorgängerprojekte davon überzeugt, dass sich Firmen und Nachwuchs durch solche Begegnungstage finden. "Wir haben insgesamt 13 Schulen im Altmarkkreis und 11 sind mit dabei."

Frau in einem Spanplattenwerk

Frauke Grigartzik ist die Projektleiterin von "Altmarkstarter".

Auf der anderen Seite sind mehr als 1.000 Firmen involviert. "Wir fragen am Ende immer, können die Unternehmen sich vorstellen, die Schüler in die Ausbildung zu übernehmen. Da sind wir bei einer Vermittlungsquote von mehr als 60 Prozent", sagt die Projektleiterin stolz. 

Das Projekt "Altmarkstarter"
Der Verein zur Förderung der Bildung (VFB Salzwedel e.V.) setzt gemeinsam mit der BVH Gesellschaft für angewandte Bildung und Sozialforschung mbH das Projekt in der Zeit vom 01.12.2023 bis 30.11.2026 im Altmarkkreis Salzwedel um. Das Projekt "Altmarkstarter" wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds Plus, dem Land Sachsen-Anhalt "REGIO AKTIV", der Agentur für Arbeit Sachsen-Anhalt Nord und dem Altmarkkreis Salzwedel gefördert.

Entscheidungshilfe bei Schulpraktikum

Der Einblick in die Betriebe ihrer Heimat ist für Anne Wiechmann – eine Mitschülerin von Terence –  das Besondere am Projekt. "Im vergangenen Jahr hatten wir nicht diese Möglichkeit, vorher in die Betriebe zu gucken." Sie habe dann von der Schule einen Zettel bekommen, sollte einen Betrieb auswählen und habe dann so ihr Schüler-Praktikum zugewiesen bekommen.

Schülerin

Anne Wiechmann ist Schülerin am Gymnasiums Beetzendorf im Altmarkkreis

Das "Altmarkstarter"-Projekt biete ihr nun vorab den Blick hinter die Kulissen und helfe ihr damit bei der Entscheidungsfindung. Auch Anne will in der Region bleiben und begeistert sich für eine Ausbildung im Handwerk. Am meisten interessiert sie an diesem Tag die "Landmaschinen GmbH Badel" in Badel, der dritte Betrieb, in den die Gymnasiasten an dem Tag reinschnuppern.

Teilnehmende Schulen

  • Ganztags-Gemeinschaftsschule "Comenius" Salzwedel
  • Ganztags-Gemeinschaftsschule "G. E. Lessing" Salzwedel
  • Gemeinschaftsschule "Theodor Fontane" Arendsee
  • Ganztags-Sekundarschule "Dr. Salvador Allende" Klötze
  • Sekundarschule Beetzendorf-Dähre
  • Sekundarschule "Karl-Marx" Gardelegen
  • Sekundarschule "J.F. Danneil" Kalbe (Milde)
  • Förderschule für Lernbehinderte "J.H. Pestalozzi" Salzwedel
  • Förderschule für Lernbehinderte "Rosa Luxemburg" Gardelegen
  • Gymnasium "F.-L. Jahn" Salzwedel
  • Gymnasium Beetzendorf

Lehrerin: Einblick in Betriebe hilft bei der Berufsorientierung

Von Seiten des Gymnasiums Beetzendorf arbeitet Lehrerin Tina Gille-Hansch eng mit den "Altmarkstarter"-Projektverantwortlichen zusammen. "Nicht jeder schließt mit dem Abitur ab, auch Lehrberuf und dann Meister machen oder ein duales Studium sind Optionen", sagt Gille-Hansch. Je mehr Input die Schüler hätten, desto mehr Entscheidungsmöglichkeiten ergäben sich.

An der Schule seien sie daher gerade dabei, das System mit der Berufsorientierung aufzubauen. Terence will sich nach den Betriebsbesuchen beim Spanplattenwerk in Nettgau um ein Praktikum bewerben. Damit das klappt, werden ihn die "Altmarkstarter" auch bei Bewerbung und Vorstellungsgespräch unterstützen.

MDR (Carina Emig, Cynthia Seidel)