Sachsen-Anhalt Was der öffentlich-rechtliche Rundfunk für Kinder und Jugendliche bedeutet
Welche Rolle spielen öffentlich-rechtliche Medien für Kinder und Jugendliche? Darüber haben zwei Wissenschaftler am Freitag in der Rundfunk-Kommission des Landtages von Sachsen-Anhalt informiert. Besonders die Angebote auf Social Media und im Kinderkanal KiKA sind demnach von großer Bedeutung.
- Die Rundfunk-Kommission im Landtag hat sich am Freitag über öffentlich-rechltiche Angebote für junge Menschen informiert.
- Eine neue Studie zeigt: Nachrichten konsumieren Jugendliche zum Großteil über ihr Smartphone im Internet.
- Auch die Bedeutung des Kinderkanals KiKA für altersgerechte Sendungen an eine jüngere Zielgruppe wurde hervorgehoben.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk spielt eine bedeutende Rolle im Leben von Kindern und Jugendlichen. Das haben zwei Wissenschaftler am Freitag in der Rundfunk-Kommission im Landtag von Sachsen-Anhalt hervorgehoben. Besonders die Angebote auf Social Media und im Kinderkanal KiKA haben demnach eine hohe Relevanz für die Kinder und Jugendlichen.
Smartphone von zentraler Bedeutung
Er sei kürzlich in einer Schulklasse gewesen und habe die Schülerinnen und Schüler dort gefragt, wer von ihnen denn den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nutze, leitet der Vorsitzende Chris Schulenburg (CDU) seine kurze Überleitung zum nächsten Thema der zwölften Sitzung der Rundfunk-Kommission ein. Nur ein Schüler habe die Hand gehoben. Mit dieser Anekdote überlässt er Thomas Rathgeb und Maya Götz das Wort, die die anwesenden Abgeordneten über ebenjene Bedetung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für Kinder und Jugendliche informieren sollen.
Thomas Rathgeb ist Leiter der Abteilung Medienkompetenz, Jugendschutz und Forschung der Landesanstalt für Kommunikation in Baden-Württemberg.
Rathgeb leitet die Abteilung Medienkompetenz, Jugendschutz und Forschung der Landesanstalt für Kommunikation in Baden-Württemberg. An diesem Vormittag ist gerade die neue JIM-Studie (Jugend, Information, Medien) für das Jahr 2024 vorgestellt worden. Die Zahlen, die Rathgeb den Politikern präsentiert, sind also tagesaktuell. Sie zeigen, dass das Smartphone von nahezu allen befragten Zwölf- bis 19-Jährigen täglich genutzt wird. Demnach verbingen die jungen Menschen durchschnittlich 201 Minuten im Internet.
Weltgeschehen interessiert die Jugendlichen
Die App, die dabei am häufigsten genutzt wird, ist WhatsApp. Mit einigem Abstand folgen Instagram, YouTube und TikTok, die von einer Mehrheit der Befragten mehrmals in der Woche aufgerufen werden. Das bedeutet auch, hier konsumieren sie Nachrichten. 84 bis 89 Prozent der 14- bis 19-Jährigen geben an, sich für das Geschehen in ihrer Gegend und auf der Welt zu interessieren. Bei den Zwölf- bis 13-Jährigen sind es etwas weniger.
Jugendliche betrachteten die Angebote auf Social Media als Teil ihres Informationsportfolios, erklärt Rathgeb im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT. Sie würden in den sozialen Netzwerken aber auch mit Falschnachrichten und Verschwörungstheorien konfrontiert. "Deswegen ist es wichtig, dass sie dort auf verlässliche und journalistische Angebote treffen", betont Rathgeb.
Angesprochen auf die Anekdote des Kommissionsvorsitzenden Schulenburg aus einer Schulklasse, erklärt Rathgeb: "Man kann davon ausgehen, dass viele gar nicht genau wissen, was alles zu dem Kosmos des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gehört. Das ist ja nicht nur die lineare Tagesschau um 20 Uhr." Man werde bei der Frage, ob man den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nutze, kaum an das TikTok-Video denken, das man am Morgen gesehen habe, obwohl es vielleicht dazugehöre.
Kindernachrichten "logo!" als Positivbeispiel
Während Rathgeb die Jugendlichen im Blick hat, kümmert sich Maya Götz um die Kinder, die jünger als 13 Jahre sind. Götz ist Leiterin des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI), das zum Bayerischen Rundfunk gehört. Als Positivbeispiel für kindgerechtes Programm hebt sie in ihrem Vortrag die Nachrichtensendung "logo!" im KiKA hervor.
Dr. Maya Götz leitet das Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen.
Gute Kindersendungen wie die Kindernachrichten "sind einfach richtig teuer", benennt Götz das Problem. Die Privatsender gingen deswegen dazu über, Sendungen einzukaufen, die meist in den USA produziert werden und nicht die Qualität hätten, die man eigentlich für die Kinder wolle.
Dabei sei eine Sendung wie "logo!" sehr wichtig. "Gerade, wenn etwas passiert, was in den Erwachsenen-Nachrichten ist und worüber sich Erwachsene aufregen, dann wollen Kinder einfach wissen, worum es geht", erklärt sie MDR SACHSEN-ANHALT. Die Kinder hätten dann ganz konkrete Fragen: "Wer kämpft gegen wen? Wie viele sterben? Wie viele Verwundete gibt es? Wie lang soll das gehen?" Das sei ihr Weg, mit den Emotionen umzugehen und sich die Frage zu beantworten: "Muss ich Angst haben?"
Nächste Termine stehen bereits
Für die Rundfunk-Kommission geht es mit einer Sitzung am 28. Februar weiter. Dann wollen die Mitglieder über Reformideen der Otto Brenner Stiftung für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk sprechen. Außerdem soll die Entwicklung der Sportrechte in ARD, ZDF und MDR diskutiert werden.
Ebenfalls bereits geplant ist eine Reise der Kommission nach Mainz. Am 31. März und 1. April wollen die Abgeordneten dort das ZDF, 3sat und FUNK sowie den Privatsender SAT.1 besuchen, wie Schulenburg angab.
MDR (Engin Haupt)