Auf einem Podium sitzen mehrere Männer und Frauen auf Sesseln. Sie sprechen über Wirtschaft und Politik.

Sachsen-Anhalt Wirtschaft trifft Politik: Diskussion über Fachkräftemangel, Strompreise und die Lage der Unternehmen

Stand: 28.11.2024 18:33 Uhr

Fachkräftemangel, hohe Energiepreise und überbordende Bürokratie: Diese Probleme beschäftigen Politiker und Vertreter aus der Wirtschaft gleichermaßen. Sie trafen sich in Magdeburg, um darüber zu sprechen und nach Lösungen zu suchen.

Von Uli Wittstock, MDR SACHSEN-ANHALT

Das Motto war klar formuliert: "Gemeinsam etwas bewegen". Vier Arbeitgeberverbände, die überwiegend kleine Unternehmen vertreten – vom Selbständigen über Handwerksbetriebe bis hin zu Handel oder Dienstleistungen – hatten zu einer Dialog-Veranstaltung eingeladen.

Mit Blick auf die anstehenden Bundestagswahlen gibt es keine allzu großen Erwartungen: Das räumt Katharina Geißler-Germer vom Landesverband für Großhandel, Außenhandel und Dienstleistungen ein: "Für unsere Unternehmen ist es genauso unsicher wie wahrscheinlich auch für die Politiker. Die Firmen wünschen sich einfach nur, dass dort oben wirklich jemand sitzt, der sie auch wahrnimmt und der mit ihnen zusammen die ganze Sache auch rockt."

Publikum in Magdeburg, dass den Diskussion der Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft und Politik lauscht

Einige Menschen waren nach Magdeburg gekommen, um den Diskurs zu verfolgen.

Die Firmen wünschen sich einfach nur, dass dort oben wirklich jemand sitzt, der mit ihnen zusammen die ganze Sache auch rockt. | Katharina Geißler-Germer vom Landesverband für Großhandel, Außenhandel und Dienstleistungen

Lydia Hüskens: "Süßes Gift der billigen Energie"

Über einen Wahrnehmungsmangel konnten sich die knapp einhundert Teilnehmer des Treffens allerdings nicht beschweren. In Vertretung von Ministerpräsident Haseloff eröffnete Lydia Hüskens (FDP), Ministerin für Infrastruktur und Digitales, die Veranstaltung. Deutschland sei nicht mehr das Zugpferd Europas stellte sie fest und verwies auf hohe Strompreise, hohe Sozialabgaben und Steuern sowie Bürokratie und Fachkräftemangel. Zugleich warnte sie aber auch vor einem "süßen Gift der billigen Energie". In eine solche Abhängigkeit dürfe sich Deutschland nicht wieder begeben.

Wirtschaftsforum Harz kritisiert Bürokratie und Strompreise

Allerdings hat Sachsen-Anhalts Großchemie von jenem süßen Gift ebenso prächtig gelebt, wie die Glasindustrie, die Zuckerraffinerien oder die Papierhersteller. Da aber keine dieser Firmen ihren Sitz in Sachsen-Anhalt hat, wundert es nicht, dass sie auf solchen Treffen kaum zu finden sind.

Lydia Hüskens

Infrastrukturministerin Lydia Hüskens (FDP) kritisierte hohe Strompreise, hohe Sozialabgaben und Steuern in Deutschland.

Keine Untergangsstimmung

Während die Zeitungen in großen Lettern den angekündigten Personalabbau in den Großunternehmen begleiten, spielte das auf dem Magdeburger Wirtschaftsgipfel keine Rolle. Die von Donald Trump angekündigten Strafzölle fanden ebenso wenig eine Erwähnung, wie die Absatzprobleme deutscher Autobauer in China.

Das ist jedoch keine Unkenntnis und auch kein Desinteresse, sondern spiegelt die Gegenwart der meisten Unternehmen des Landes. Der Weltmarkt spielt hier eine eher untergeordnete Rolle. Das zeigte sich übrigens auch bei den anderen Wirtschaftskrisen der letzten Jahrzehnte, von denen Sachsen-Anhalt weniger betroffen war.

Auf das Podium eingeladen waren alle Landtagsparteien, also CDU, SPD, FDP, Grüne, Linke, AfD und zusätzlich auch das BSW. Bei der Beschreibung der Probleme herrschte eine überraschend große Einigkeit auf der Bühne. Dazu zählten Fachkräftemangel, Bürokratie sowie die hohen Energiepreise.

Bei den Ideen zur Problemlösung zeigten sich dann aber auch die Unterschiede. Man konnte allerdings den Eindruck gewinnen, dass allen im Saal klar war – den Politikern auf dem Podium, wie auch den Unternehmern im Publikum –, dass es kein "Weiter so" geben wird. Die Veränderungen werden tiefgreifend sein und es wird Gewinner dieser Entwicklung geben, aber auch Verlierer.

Dieses Thema wurde allerdings ausgespart, schließlich soll ja in absehbarer Zeit ein neuer Bundestag gewählt werden. Wer möchte sich da schon unbeliebt machen.

MDR (Uli Wittstock, Sebastian Gall)