Krieg gegen die Ukraine ++ Selenskyj fordert mehr Flugabwehrsysteme ++
Der ukrainische Präsident Selenskyj hat seine Verbündeten zur Bereitstellung weiterer Flugabwehrsysteme vom US-Typ "Patriot" aufgerufen. Russland meldet die Einnahme zweier Siedlungen in der Ostukraine. Die Entwicklungen im Liveblog.
- Selenskyj fordert mehr "Patriot"-Flugabwehrsysteme
- Russland meldet Einnahmen zweier Siedlungen
Die ukrainischen Streitkräfte haben nach Aussage ihres Oberkommandeurs Olexander Syrskyj zu wenig Soldaten. "Wir müssten die Zahl unserer mechanisierten Brigaden angemessen erhöhen", sagte er im Rundfunk. "Aber die Mobilisierungskapazität reicht leider nicht aus, um diesen Bedarf zu decken." Daher habe man begonnen, die rückwärtigen Dienste auszukämmen. "Innerhalb vernünftiger Grenzen" werde nunmehr Personal aus der Logistik, Versorgung und Instandhaltung abgezogen, um Lücken zu füllen und neue Einheiten aufzustellen.
Anlass zu dieser Aussage Syrskyjs waren Beschwerden aus Luftwaffenverbänden zu Forderungen, dass von dort hoch qualifiziertes Personal abgezogen werden sollte, um an den Fronten eingesetzt zu werden. Die Armeeführung habe diesen Bestrebungen einen Riegel vorgeschoben, sagte Syrskyj. Das seien erfahrene Spezialisten, "die durch niemanden ersetzt werden können".
Die Ukraine leidet unter anderem wegen der Altersgrenze für Reservisten an Personal für die Fronttruppen. Zwar müssen alle Männer ab 18 Jahren einen Grundwehrdienst ableisten, in den Kriegseinsatz müssen Soldaten erst ab 25. Die Unterstützer der Ukraine haben Kiew wiederholt aufgefordert, diese Altersgrenze zu senken.
Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz hat betont, dass die CDU/CSU-Bundestagsfraktion einem Antrag der Bundesregierung zustimmen würde, der Ukraine drei Milliarden Euro mehr Militärhilfe zu leisten. Sowohl Verteidigungsminister Boris Pistorius als auch Außenministerin Annalena Baerbock hätten ihn angerufen, um zu fragen, ob er das unterstütze, sagte der CDU-Vorsitzende auf einer Veranstaltung seiner Partei im sauerländischen Brilon.
"Wenn die Bundesregierung den Vorschlag macht, dann werden wir dem nicht widersprechen", fügt er hinzu. Umso "schäbiger" sei die Haltung von Kanzler Olaf Scholz, der die zusätzliche Militärhilfe nur mit einem Überschreitensbeschluss ermöglichen wolle, also einer Sonderkreditlinie neben dem Haushalt. Scholz hatte auf eine bereits bestehende Haushaltlücke für 2025 in Höhe von 25 bis 26 Milliarden Euro verwiesen. "Diesen Weg gehen wir nicht mit. Das können wir aus dem laufenden Haushalt machen", betont Merz dagegen.
Nach einer Woche mit mehr als 1.000 russischen Luftangriffen gegen die Ukraine hat Präsident Wolodymyr Selenskyj die Verbündeten des Landes zur Bereitstellung weiterer Flugabwehrsysteme vom US-Typ "Patriot" aufgerufen. "Wir brauchen die starke Unterstützung unserer Partner", teilte Selenskyj in seinem Kanal im Nachrichtendienst Telegram mit. "Mehr 'Patriots' für die Ukraine bedeuten mehr Schutz für das Leben." Bei den Angriffen gab es demnach Tote und Verletzte.
Allein in dieser Woche habe Russland die Ukraine mit mehr als 660 Gleitbomben, rund 550 Drohnen und fast 60 Raketen angegriffen. 33 Raketen, darunter ballistische, und mehr als 300 Drohnen habe die ukrainische Flugabwehr abgeschossen. Zugleich veröffentlichte Selenskyj ein Video von den verheerenden Verwüstungen nach den Angriffen – etwa in Kiew und Saporischschja am Wochenende, aber auch im Donbass.
Selenskyj dankte den Streitkräften für die Abwehr russischer Luftschläge. "Aber die Aufgabe, weiter den Schutz unseres Luftraums zu stärken, bleibt erhalten", sagte er. Selenskyj fordert immer wieder die westlichen Unterstützer auf, noch mehr Flugabwehrsystem an das Land zu liefern.
In der Debatte über weitere Milliarden-Hilfen für die Ukraine hat sich Grünen-Bundestagsfraktionschefin Britta Haßelmann auf die Seite von Außenministerin Annalena Baerbock und Verteidigungsminister Boris Pistorius gestellt. Diese hätten "vorgeschlagen wie man jetzt weitere drei Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt für die Ukraine und die Sicherung des Friedens in Europa bereitstellen kann", sagte Haßelmann der Nachrichtenagentur AFP.
Die Grünen-Politikerin betonte, dass der Bundeshaushalt für das laufende Jahr erst nach der Bundestagswahl in fünf Wochen beraten und beschlossen werde. "Da muss man ohnehin noch mal ran. Wer wüsste das besser als Olaf Scholz", sagte Haßelmann mit Blick auf den Bundeskanzler. Baerbock und Pistorius hatten weitere drei Milliarden Euro an Hilfen für die Ukraine gefordert. Scholz soll das im Kabinett aber blockiert haben.
Vor allem aus Reihen der Grünen kam daran Kritik. Haßelmann sagte nun weiter, dass neben den Ukraine-Hilfen auch Investitionen in den sozialen Zusammenhalt nötig seien. "Es geht nicht um Sicherheit oder Soziales. Beides ist nötig", sagte Haßelmann.
Ukraine meldet Abschuss von 43 Drohnen
Die ukrainische Flugabwehr hat nach Angaben der Luftwaffe in der Nacht zum Sonntag 43 von 61 von Russland gestarteten Drohnen abgeschossen, die neun Regionen in der Ukraine angriffen. Von offizieller Seite wurden zunächst keine größeren Schäden oder Opfer gemeldet.
Laut Angaben des russischen Verteidigungsministeriums haben die russischen Streitkräfte zwei weitere Siedlungen in der ostukrainischen Region Donezk unter ihre Kontrolle gebracht. In einer Mitteilung des ukrainischen Generalstabs werden die Siedlungen nicht erwähnt. Dort heißt es, die russischen Streitkräfte hätten 84 Angriffe auf die Stadt Pokrowsk ausgeführt. Zur Zeit lieferten sich russische und ukrainische Soldaten noch Gefechte in der Region. Pokrowsk ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und Standort der einzigen Kokskohlegrube der Ukraine.
Die Entwicklungen vom Samstag zum Nachlesen
Die Ukraine hat eine Drohnenattacke auf ein Treibstofflager südlich von Moskau bestätigt. In Kiew wurden mindestens drei Menschen infolge eines russischen Angriffs getötet. Die Entwicklungen zum Nachlesen.