Neue Technologie im Supermarkt Roboter-Hilfe bei der Suche nach Tomatenmark
In einigen Supermärkten können sich Kunden von Robotern helfen lassen, wenn sie nach Produkten suchen. Klar im Trend sind Selbstbedienungskassen. Wie weit geht die Automatisierung des Einzelhandels?
"Besonders freundlich" sei der neue Kollege, scherzt Marktleiter Lars Gilke. "Der hat nie schlechte Laune, ist immer von morgens bis abends aktiv dabei", sagt er über den Roboter, der seit Ende vergangenen Jahres durch seinen Supermarkt fährt.
Über ein Touchpad können die Kundinnen und Kunden dem Service-Roboter mitteilen, welches Produkt sie suchen. Der Roboter bringt sie dann persönlich zum entsprechenden Regal. "Das wird super angenommen", sagt Gilke, der im nordrhein-westfälischen Ahlen einen Rewe-Markt leitet.
"Maximal ein Gimmick"
Viel mehr als den Weg zeigen und über aktuelle Angebote informieren kann der Roboter allerdings nicht. "Sowas ist maximal ein Gimmick", lautet deshalb das klare Urteil von Stephan Rüschen, Professor für Lebensmittelhandel an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Heilbronn. "Der Lebensmitteleinkauf soll schnell und effizient gehen", so Rüschen. Ein Service-Roboter habe dabei keinen relevanten Nutzen. "Wenn gerade viel los ist, nervt er im Zweifel sogar, weil er dann im Weg rumsteht."
Dass die Roboter keine große Zukunft hätten, sehe man allein schon daran, dass keine große Handelskette sie flächendeckend einsetze, so der Handelsexperte.
Roboter gegen Personalmangel?
Etwas gnädiger geht der Handelsverband Deutschland (HDE) mit den Robotern ins Gericht. Mit Blick auf den Personalmangel in der Branche könnten sie "an einigen Stellen sicherlich hilfreich sein", so Stephan Tromp, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des HDE. Zahlen darüber, wie viele solcher Roboter bundesweit schon im Einsatz sind, hat der Verband nicht.
Marktleiter Gilke selbst sieht den Service-Roboter lediglich als Ergänzung und nicht als Ersatz für menschliche Arbeitskräfte. "Es ist eine Hilfe und eine Unterstützung. Ein lustiger Gag, an dem man Spaß hat." Besonders Kinder spielten gerne mit dem Roboter, erzählt er.
Self-Checkout-Kassen auf dem Vormarsch
In anderen Bereichen des Einzelhandels kann durch technische Umrüstung aber tatsächlich Personal eingespart werden. Die Zahl der Self-Checkout-Kassen, die ohne Kassiererin oder Kassierer auskommen, hat sich in den Jahren 2021 bis 2023 deutschlandweit mehr als verdoppelt. Nach Angaben des EHI Retail Institutes gibt es allein im Lebensmitteleinzelhandel deutschlandweit 9.600 solcher Kassen. Demgegenüber stehen weiterhin rund 230.000 herkömmliche Kassen. Auch wenn der Anteil der Self-Checkout-Kassen noch klein ist, ist der Trend also eindeutig.
Personal einzusparen sei dabei aber nicht das primäre Ziel der Händler, so Handelsexperte Rüschen: "Es geht darum, die Läden angesichts des Personalmangels überhaupt aufrechtzuerhalten und die langen Öffnungszeiten beizubehalten."
"Unbemannte" Läden auf dem Land
Außerdem gibt es zunehmend auch Supermärkte, die ganz ohne Verkaufspersonal auskommen, vor allem im ländlichen Raum. "Tante-M" betreibt - mit Schwerpunkt in Baden-Württemberg - mehr als 40 solcher "Dorfläden" mit einem kleinen Sortiment von Alltagsprodukten. Kunden zahlen dort ausschließlich an Selbstbedienungskassen. Ähnliche Konzepte haben die Wettbewerber "Tante Enso" und "Tegut".
"Unbemannte Stores stoßen auf dem Land in eine Lücke, dort wo Nahversorgung nicht oder nicht mehr existiert", sagt Handelsexperte Rüschen. Das aber sei eine Nische. Dass große Supermärkte in absehbarer Zukunft ganz ohne Verkaufspersonal auskommen, hält er nicht für realistisch.
Das liegt unter anderem daran, dass die modernste Variante solcher Läden teuer und aufwendig ist, weil zahlreiche Kameras und Sensoren benötigt werden. Die "völlige Automatisierung eines Supermarktes" sei eine finanzielle Herausforderung, heißt es vom Branchenverband HDE. Geschäfte, aus denen Kunden einfach herausspazieren können, ohne überhaupt zur Kasse zu gehen, sind daher noch eine Seltenheit. Trotz aller Neuerungen bleibt der herkömmliche Supermarkt mit menschlichem Verkaufspersonal das Maß aller Dinge.