Der Schriftzug "Korvette Emden" steht an der Schiffsbrücke nach der Taufzeremonie der Korvette F266 "Emden".

Mehrere Fälle Sabotage an Kriegsschiffen der Marine

Stand: 11.02.2025 18:47 Uhr

Kriegsschiffe wurden gezielt beschädigt - laut Marine hat es bereits mehrere solche Fälle gegeben. Nach Recherchen von WDR, NDR und SZ könnte es auch Korvette "Emden" getroffen haben.

Von Manuel Bewarder, NDR/WDR und Florian Flade, WDR

Nach Recherchen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung beschäftigen sich die Sicherheitsbehörden derzeit mit einem mutmaßlichen Sabotage-Akt auf dem Kriegsschiff "Emden". Demnach soll das Hamburger Landeskriminalamt den Fall übernommen haben.

Der Inspekteur der Marine, Jan Christian Kaack, bestätigte nach der Veröffentlichung der Recherche, dass Saboteure sogar in mehr als einem Fall gezielte Schäden an Kriegsschiffen in Deutschland angerichtet haben. Auf einer Veranstaltung in Berlin sagte Kaack, es gebe "auf mehr als einer Einheit Zerstörung, also Sabotage". In den Werften seien entsprechende Maßnahmen getroffen worden. 

Unbekannte sollen der Recherche von WDR, NDR und SZ zufolge Dutzende Kilogramm Metallspäne in den Antrieb des Schiffes "Emden" gekippt haben. Das habe man bei einer Kontrolle der Werft Blohm+Voss kurz vor der ersten Ausfahrt Mitte Januar dieses Jahres festgestellt. Das Schiff soll gereinigt worden sein, bevor es in Betrieb ging. Die Werft hat das Schiff noch nicht an die Marine übergeben. Nach Auffassung von Marinefachleuten können solche Metallstücke wohl erheblichen Schaden an dem Schiff verursachen, wenn sie nicht entdeckt werden - und die Auslieferung an die Bundeswehr möglicherweise auf lange Zeit verzögern. 

Ein Sprecher der Werft Blohm+Voss teilte auf Anfrage zu dem konkreten Vorfall mit, dass man sich zu den Fragen nicht äußern werde. Auch die Hamburger Staatsanwaltschaft und das Landeskriminalamt erklärten jeweils, dass keine Auskunft erteilt werde. 

NATO warnt vor Zunahme von Angriffen

Noch sind die Hintergründe der Sabotageversuche unklar. Fest steht: Die Korvette "Emden" wird dringend benötigt. Sie soll zur Seeraumüberwachung eingesetzt werden, eine wichtige Aufgabe, insbesondere in Zeiten, in denen die NATO vor einer Zunahme von hybriden Angriffen Russlands, auch im Ostseeraum, warnt. 

Noch im Mai 2023, als das Kriegsschiff "Emden" getauft wurde, erklärte der Oberbürgermeister der namensgebenden ostfriesischen Patenstadt stolz: "Die 'Emden' verkörpert die Stärke und den Mut unserer Marine." Vizeadmiral Frank Lenski, stellvertretender Inspekteur der Marine, nannte die neue Korvette "einen weiteren wichtigen Schritt zur Verjüngung unserer Flotte". Man lege damit die Basis dafür, "in der Nordflanke und speziell in der Ostsee unsere Präsenz und Kampfkraft zu erhöhen." 

Die Bundeswehr hat insgesamt fünf neue Korvetten der Klasse 130 zum Preis von zwei Milliarden Euro bestellt. Sie werden unter Federführung der Werftengruppe Naval Vessels Lürssen (NVL) aus Bremen auf mehreren Werften in Norddeutschland gebaut, unter anderem bei Blohm+Voss in Hamburg, die zur NVL gehören. 

Immer wieder Drohnen-Überflüge

Unabhängig von dem jüngsten Vorfall bei der Korvette "Emden", warnen deutsche Sicherheitsbehörden seit Monaten vor einer Zunahme von mutmaßlich russischen Spionage- und Sabotageakten in ganz Europa - vor allem mit Bezug zu militärischen Zielen. So wurden in Deutschland zuletzt vermehrt Überflüge mit unbekannten Drohnen über Bundeswehrliegenschaften, Industrieanlagen und auch über der US-Militärbasis Ramstein festgestellt. 

Zuletzt wurden im Januar unbemannte Flugkörper über dem Luftwaffenstandort Schwesing in Schleswig-Holstein gesichtet, wo, unter anderem, ukrainische Soldaten an Patriot-Flugabwehrsystemen geschult werden. Eine Abwehr oder Nachverfolgung dieser Drohnen ist den Behörden bislang nicht gelungen. 

Kaack: "Man testet uns"

Der Inspekteur der Marine, Kaack, sagte, neben Sabotageversuchen gebe es von Land und See Fälle von Eindringen in Marine-Stützpunkte und "Anbahnungsversuche" bei Soldaten in Uniform auf dem Weg nach Hause. "Unsere Bewertung: Man testet uns. Man versucht, unsere Gesellschaft zu verunsichern, gesamtstaatlich und im Bündnis. Und man schafft womöglich die Grundlage für spätere aktive militärische Aktivitäten", sagte der Vizeadmiral. 

Die Marine hat laut Kaack seit 2022 Maßnahmen eingeleitet. Dazu gehöre eine höhere Bereitschaft von Minenabwehrkräften und eine von 54 auf 84 Meter erhöhte Wassertiefe der Taucher - in etwa dieser Meerestiefe waren die Sprengsätze an den Nordstream-Pipelines angebracht. Die Marine stellt zudem Sicherungskompanien auf. "Die wachsende Bedrohung durch Russland ist Anfang 2025 dringlicher als noch vor zwei Jahren. Experten und Geheimdienste sind sich einig, dass Russland ab ´29 in der Lage sein wird, einen Konflikt mit der NATO zu suchen", sagte Kaack. 

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 11. Februar 2025 um 16:22 Uhr.