Freude über die Freilassung dreier israelischer Geiseln

Abkommen in Nahost Drei Hamas-Geiseln an israelische Armee übergeben

Stand: 19.01.2025 19:37 Uhr

Drei israelische Geiseln sind frei: Die Terrororganisation Hamas übergab die Frauen dem Roten Kreuz. Inzwischen sind sie in Obhut der israelischen Armee und mit ihren Familien vereint. Nun sollen palästinensische Gefangene freikommen.

Die ersten drei für den Austausch im Rahmen des Waffenruheabkommens für den Gazastreifen vorgesehenen Geiseln sind frei. Das Rote Kreuz nahm die Frauen im Alter von 24 bis 31 Jahren von der Hamas in Empfang und übergab sie wenig später der israelischen Armee. Die meldete am frühen Abend, die drei jungen Frauen seien wieder mit ihren Müttern vereint und würden nun zunächst medizinisch untersucht. Sie seien in guter körperlicher Verfassung.

Israelische Medien, die Live-Bilder das katarischen Senders Al-Jazeera übertrugen, zeigten die ersten Bilder der Freigelassenen. Man sah die Frauen zwischen Fahrzeugen gehen, während sich ihr Konvoi durch Gaza-Stadt bewegte. Es herrschte großes Gedränge. Viele Menschen hielten Handys in die Höhe und filmten. In der Nähe befanden sich zahlreiche Bewaffnete mit grünen Hamas-Stirnbändern, offenbar um die Fahrzeuge zu sichern.

Im Gegenzug für die Freilassung sollen nun 95 palästinensische Häftlinge - vor allem Frauen und Minderjährige - aus israelischer Haft freikommen.

Die Übergabe der Geiseln im Gazastreifen

Umringt von Anhängern der Hamas nimmt ein Rot-Kreuz-Mirarbeiter eine der drei Geiseln im Gazastreifen in Empfang.

Verhandlungen über weiteren Austausch von Geiseln und Gefangenen

Die Waffenruhe war am Vormittag mit knapp drei Stunden Verspätung in Kraft getreten und soll sechs Wochen gelten. Während dieser Zeit sollen insgesamt 33 israelische Geiseln, die die Terrororganisation Hamas verschleppt hatte, gegen Hunderte Palästinenser ausgetauscht werden, die in Israel verurteilt worden waren und dort in Haft sitzen.

Darüber hinaus ist geplant, im Verlauf der Waffenruhe über die zweite Phase des Abkommens zu verhandeln - einen dauerhaften Waffenstillstand. Die islamistische Hamas hat erklärt, sie werde die nach der ersten Phase der Waffenruhe verbleibenden Geiseln erst freilassen, wenn es einen dauerhaften Waffenstillstand gebe und Israel sich vollständig aus dem Gazastreifen zurückgezogen habe.

Drei Frauen zwischen 24 und 31 Jahren

Wie das Forum der Geisel-Familien in Israel bestätigte, handelt es sich bei den ersten drei Geiseln, die nun freigelassen wurden, um Romi Gonen, Doron Steinbrecher und Emily Damari. Die Hamas hatte die Namen der drei jungen Frauen erst mit stundenlanger Verzögerung an Israel übermittelt.

Romi Gonen wurde vom Nova-Musikfestival nahe der Grenze zum Gazastreifen entführt und dabei verletzt. Der Vater der 24-Jährigen sagte der Nachrichtenseite ynet vor der Freilassung, die Familie habe mehr als 11.000 Stunden auf diesen Moment gewartet. 

Damari, eine israelisch-britische Staatsbürgerin, wurde demnach am 7. Oktober 2023 aus ihrem Haus im Kibbuz Kfar Aza von den Islamisten in den Gazastreifen verschleppt. Die 28-Jährige wurde bei ihrer Entführung vor 15 Monaten an Händen und Beinen verletzt. Auch Doron Steinbrecher, eine 31-jährige Tierarzthelferin, wurde bei dem Hamas-Überfall auf Kfar Aza verschleppt.

Ursprünglich 251 Menschen in den Händen der Hamas

Die Terrorgruppe Hamas und mit ihr verbündete Palästinensergruppen hatten bei ihrem brutalen Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 insgesamt 251 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. 117 Geiseln kamen bislang frei, größtenteils Frauen, Kinder und ausländische Arbeiter. Die meisten von ihnen wurden im Rahmen der ersten Waffenruhe vom November 2023 freigelassen.

Die israelische Armee hat zudem die Leichen von 40 Geiseln zurück nach Israel gebracht. Einige von ihnen starben im Gazastreifen oder wurden dort getötet, andere waren bereits am 7. Oktober 2023 im Süden Israels getötet und dennoch verschleppt worden.

Noch 60 Geiseln am Leben?

Israel geht davon aus, dass sich insgesamt noch 94 Geiseln im Gazastreifen in der Gewalt der Hamas befinden, 34 von ihnen sollen bereits tot sein.

Unter den 60 Geiseln, die nach Einschätzung der israelischen Armee noch am Leben sein könnten, sind 53 Israelis, sechs sind Thailänder, einer Nepalese. Von den Israelis sind mindestens 22 Doppelstaatler. 48 dieser 60 Geiseln sind nach israelischen Angaben Männer, zehn sind Frauen sowie zwei Kinder. Eine "niedrige zweistellige Zahl" der Geiseln hat einen Deutschland-Bezug, wie es aus dem Auswärtigen Amt in Berlin heißt.

Bettina Meier, ARD Tel Aviv, tagesschau, 19.01.2025 17:14 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 19. Januar 2025 um 16:00 Uhr.