Lage in Nahost ++ Erste Geiseln sollen am Nachmittag freikommen ++
Laut Israel sollen die ersten drei Geiseln am Nachmittag freikommen. Zuvor hatte die Terrormiliz Hamas nach eigenen Angaben eine Liste mit ihren Namen übergeben. Die Entwicklungen im Liveblog.
- Israel: Erste drei Geiseln sollen am Nachmittag freikommen
- Israel: Waffenruhe hat begonnen
- Medien und Hamas: Liste mit Geiselnamen veröffentlicht
- Neue israelische Angriffe im Gaza-Streifen
- Beginn der Waffenruhe verzögert sich
- Netanjahu knüpft Waffenruhe an Geisel-Liste der Hamas
- Israels Militär zieht sich aus Teilen Gazas zurück
"Wir sollten sie behandeln wie Neugeborene auf der Intensivstation", sagt Psychoanalytikerin und Traumatherapeutin Ofrit Shapira-Berman im Interview mit tagesschau.de vor der Freilassung weiterer Geiseln der Hamas. Man müsse sie engmaschig überwachen und beschützen vor jeder Art externer Einmischung.
"Wir sollten uns daran erinnern, dass diese Geiseln nicht uns gehören. Sie gehören nur sich selbst und ihren Familien", so die in Israel arbeitende Therapeutin. "Für sie wird die Rückkehr ein heiliger Moment sein, der nur ihnen gewidmet ist und den wir ihnen lassen sollten."
Etwa 200 Lastwagen mit Hilfsgütern, darunter 20 mit Treibstoff, sind am israelisch kontrollierten Grenzübergang Kerem Shalom eingetroffem, um in den Gazastreifen zu gelangen, wie zwei ägyptische Quellen gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters erklärten.
Die Hilfsgütertransporte benutzten den Kerem Shalom Grenzübergang, bis die Wartungsarbeiten am ägyptischen Grenzübergang Rafah in den südlichen Gazastreifen abgeschlossen waren, sagten die Quellen.
Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels
Das Palästinenserhilfswerk der Vereinten Nationen UNRWA hat nach eigenen Angaben 4.000 Lastwagenlieferungen an Hilfsgütern für den Gazastreifen vorbereitet. Die Hälfte davon seien mit Lebensmitteln und Mehl beladen.
Israel hält Außenminister Gideon Saar zufolge an seinen Kriegszielen fest. Dazu gehöre die Freilassung der Geiseln und die Zerschlagung der Hamas. Sollte die Hamas an der Macht bleiben, werde es in Zukunft für keine der beiden Seiten Frieden, Stabilität und Sicherheit geben, sagt Saar vor Reportern in Jerusalem nach Inkrafttreten der Waffenruhe.
Während sich der Beginn der Waffenruhe im Gaza-Krieg verzögert hat, soll es palästinensischen Angaben zufolge wieder Tote infolge der zunächst weiter andauernden Angriffe gegeben haben. 19 Menschen seien zwischen 7.30 Uhr und 10.15 Uhr MEZ im Gazastreifen ums Leben gekommen, teilte der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz mit. Israels Armee sagte auf Anfrage, sie prüfe die Berichte
Nach Angaben der Regierung in Katar sind unter den drei Geiseln, die noch heute freikommen sollen, eine britische und eine rumänische Staatsbürgerin. Alle drei haben auch die israelische Staatsbürgerschaft, wie der Sprecher des katarischen Außenministeriums, Madschid al-Ansari, in einem Post auf der Plattform X mitteilte. Mit der Übermittlung der Namen der drei Frauen sei die Waffenruhe in Kraft getreten, bestätigte er.
Laut Israels Regierung ist die Freilassung der ersten drei Geiseln für heute um 15.00 Uhr MEZ geplant.
Nach Inkrafttreten der Waffenruhe soll die mit der Hamas vereinbarte Freilassung von Geiseln nach Angaben der israelischen Regierung wie zuvor abgesprochen am Sonntagnachmittag beginnen. Um 15.00 Uhr MEZ (16.00 Uhr Ortszeit) sollen drei weibliche Geiseln aus der Gewalt der Hamas freikommen, teilt das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit. Vier weitere weibliche Geiseln sollen in sieben Tagen aus der Gewalt der Hamas freikommen.
Scheller: "Wir sind hier ganz am Anfang"
Die Führungsspitze der Hamas sei nach Israels Angriffen erheblich geschwächt, sagt Bente Scheller, Nahost-Expertin Heinrich-Böll-Stiftung. Zerschlagen können werde man eine so große und verzweigte Struktur aber wahrscheinlich nicht, denn sie sei nicht ausschließlich eine Terrororganisation, sondern auch eine Partei.
Von einer vollständigen Lösung des Konflikts sei man trotz der Waffenruhe noch weit entfernt. "Das Vertrauen zwischen den beiden Kriegsparteien ist außerordentlich gering, deshalb denke ich, wir sind hier ganz am Anfang", so Scheller.
Israel: Waffenruhe hat begonnen
Die Waffenruhe mit der Hamas im Gazastreifen soll nach israelischen Angaben nun um 10.15 Uhr MEZ (Ortszeit 11.15 Uhr) in Kraft treten. Dies teilte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit.
Israel hat die für die geplante Waffenruhe fehlende Liste mit den Namen der drei Geiseln, die im Laufe des Tages von der Hamas freigelassen werden sollen, erhalten. Das teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit. Zuvor hatte ein Hamas-Vertreter erklärt, die radikal-islamische Palästinenser-Organisation habe die zugesagte Geisel-Liste an die Vermittler übergeben.
Entwicklungsministerin Svenja Schulze will den Wiederaufbau in Syrien durch Klinik-Partnerschaften unterstützen. "Als Aufbauhilfe für Syrien wollen wir Partnerschaften zwischen syrischen und deutschen Kliniken schaffen", sagte Schulze dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. In Deutschland gebe es rund 6.000 syrische Ärzte - da seien die Deutsch-Syrer mit deutschem Pass noch nicht eingerechnet. "Sie wissen, was ihre Kolleginnen und Kollegen vor Ort benötigen. Dieses Wissen möchte ich heben", betonte die Ministerin.
Sie habe die Zusammenarbeit auch in Damaskus mit dem de-facto Gesundheitsminister besprochen. "Ich plane noch im Februar syrische Ärzte und Gesundheitspersonal in Deutschland zusammenzubringen", kündigte Schulze an. Zur Finanzierung des Projekts will sie noch vor der Bundestagswahl Mehrheiten im Parlament suchen. "Ich bin zuversichtlich, dass sich im Bundestag Mehrheiten dafür finden werden, die Finanzierung für dieses sehr sinnvolle Vorhaben zu sichern." Zur Stimmung gegenüber syrischen Flüchtlingen in Deutschland sagte Schulze: "Als ich die Zerstörung in Damaskus gesehen habe, habe ich mich für die deutsche Debatte um die Rückkehr von Syrerinnen und Syrern geschämt."
Die Hamas soll eine Liste mit den Namen der drei im Laufe des Tages freizulassenden Geiseln an Israel übermittelt haben. Das berichteten der israelische Sender Kan unter Berufung auf Verhandlungskreise sowie die Hamas selbst. Die Vermittler teilten Israel Insidern zufolge inzwischen mit, dass sie die Namen der Geiseln erhalten haben. Eine offizielle Bestätigung aus Israel gab es bisher nicht.
Der israelische Minister für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, und zwei weitere Minister seiner nationalistisch-religiösen Partei sind wegen des Waffenstillstandsabkommens für den Gazastreifen aus dem Kabinett von Premierminister Benjamin Netanjahu ausgetreten, wie ihre Partei mitteilte. Die Partei Otzma Yehudit ist nicht mehr Teil der Regierungskoalition, hat aber erklärt, sie werde nicht versuchen, die Regierung Netanjahu zu stürzen.
Mit dem Überfall der Hamas am 07. Oktober 2023 beginnt ein Krieg, der seitdem auch von Verhandlungen begleitet war. Auf zwischenzeitliche Erfolge wie die Freilassung von 105 Geiseln im November 2023 folgten bisher immer wieder Rückschritte. Ein Überblick über die Ereignisse.
Im Gazastreifen hat es nach einer Verzögerung der Waffenruhe laut palästinensischen Angaben wieder Tote bei israelischen Angriffen gegeben. In der Stadt Gaza im Norden des Küstengebiets seien fünf Menschen ums Leben gekommen, teilte der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz mit. Laut Augenzeugen soll Israels Armee eine Gruppe Palästinenser attackiert haben, die in ihre Heimat im Osten der Stadt zurückkehren wollten. Israels Armee äußerte sich auf Anfrage bisher nicht zu dem Vorfall.
Nach Angaben des Zivilschutzes im Gazastreifen wurden zudem mindestens drei Palästinenser durch eine Explosion in einem Haus im Norden des Gazastreifens getötet. Die israelische Armee soll dort Sprengsätze hinterlassen haben.
Rund 600 LKW mit Hilfsgütern warten in Rafah auf ihre Einfahrt, berichtet ARD-Korrespondentin Vera Rudolph aus Kairo. Heute Vormittag soll der Grenzübergang zwischen Ägypten und dem Gaza-Streifen öffnen, wenn die Waffenruhe offiziell in Kraft getreten ist. Es sei allerdings die Frage, wie lange sich die Waffenruhe verzögere, denn es gebe Probleme bei der Übermittlung der Namensliste der drei Geiseln, die heute von der Hamas freigelassen werden sollen.
"Wir haben gerade noch Explosionen gehört", berichtet ARD-Korrespondent Christian Limpert aus Tel-Aviv. Noch greife die israelische Armee Ziele im Gaza-Streifen an, sodass sich die Journalisten auf dem Beobachtungsposten zwischenzeitlich in Deckung begeben mussten.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters erklärte das israelische Militär, es habe "Terrorziele" im nördlichen und zentralen Gazastreifen angegriffen. Örtlichen Ärzten zufolge wurden bei israelischem Beschuss im Osten von Gaza-Stadt drei Palästinenser getötet.
Beginn der Waffenruhe verzögert sich
Der für 7.30 Uhr geplante Beginn der Waffenruhe im Gazastreifen verzögert sich. Das teilte der Sprecher der israelischen Armee, Daniel Hagari, mit. Der Grund sei, dass die Terrormiliz Hamas bislang keine Liste mit den Namen der ersten drei Geiseln, die laut Abkommen noch im Laufe des Tages freikommen sollen, übermittelt habe. Solange Israel keine solche Liste vorliege, werde das Militär seinen Einsatz im Gazastreifen fortsetzen.
Die Hamas bekräftigte ihr Bekenntnis zu dem Waffenruhe-Abkommen und verwies bei der fehlenden Namensliste auf technische Gründe vor Ort.
Die israelische Armee hat eigenen Angaben zufolge die Leiche eines israelischen Soldaten aus dem Gazastreifen geborgen, der bereits im Jahr 2014 bei einem Militäreinsatz gefallen war. Vergangene Nacht habe der Inlandsgeheimdienst Shin Bet zusammen mit den israelischen Streitkräften in einem Spezialeinsatz die Leiche des Soldaten zurück nach Israel gebracht.
Israel war der Terrormiliz Hamas vor, die Leiche des Soldaten entführt und seitdem aufbewahrt zu haben. Die Familie des Unteroffiziers sei nach einer offiziellen Identifizierung über die Rückbringung seiner sterblichen Überreste informiert worden, teilte die Armee mit.
Die israelische Armee hat die Menschen im Gazastreifen kurz vor dem geplanten Inkrafttreten einer Waffenruhe davor gewarnt, sich den eigenen Soldaten zu nähern oder sich auf die Pufferzone zuzubewegen. "Wir fordern Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit dringend auf, nicht in Richtung der Pufferzone oder der Streitkräfte zu gehen", erklärte ein Militärsprecher im Onlinedienst Telegram. "Zum jetzigen Zeitpunkt ist es gefährlich, sich auf die Pufferzone zuzubewegen oder sich von Süden nach Norden durch das Gaza-Tal zu bewegen", fuhr er fort. "Jeder, der sich in diese Gebiete begibt, bringt sich selbst in Gefahr."
Die militant-islamistische Hamas hat laut der Nachrichtenagentur bestätigt, dass bislang keine Liste mit den Namen der Geiseln, die die Terrormiliz freilassen will, an Israel übergeben wurde. Die Hamas nannte technische Gründe für die Verzögerung. Die Liste solle aber während der ersten Phase der geplanten Waffenruhe übergeben werden.
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu drängt weiterhin auf eine Liste mit den Namen der Geiseln, die die Terrormiliz Hamas im Rahmen des Waffenruhe-Abkommens freilassen will. Erst nach Erhalt dieser Liste solle das israelische Militär eine Waffenruhe einhalten, hieß es in einer Erklärung, die das Büro des Premiers veröffentlichte.
Die am Mittwoch vereinbarte Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas soll um 7.30 Uhr deutscher Zeit in Kraft treten.
Die israelischen Streitkräfte beginnen, sich aus den Gebieten im Süden des Gazastreifens zurückzuziehen. Dies berichten Medien, die der radikal-islamischen Palästinenser-Organisation Hamas nahestehen. Die israelischen Truppen verlassen demnach die Gegend um Rafah bis hin zum Philadelphi-Korridor entlang der Grenze zwischen Ägypten und dem Gazastreifen. Die Waffenruhe im Gazastreifen soll nach Angaben des Vermittlers Katar am Sonntagmorgen um 07.30 Uhr MEZ in Kraft treten.
Nur wenige Stunden vor dem Inkrafttreten der Waffenruhe gab es neuen Konfliktstoff zwischen Israel und der Hamas. Nach Angaben von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte die Hamas die Namen der ersten drei Geiseln, die am Sonntag freikommen sollen, noch nicht kommuniziert - obwohl dies bereits hätte geschehen müssen.
Israels Militär hat nahe der Grenze zum Gazastreifen in Vorbereitung auf die am Morgen beginnende Waffenruhe drei Stationen zur Erstaufnahme der freizulassenden Geiseln eingerichtet. Wie die Armee mitteilte, sollen die Befreiten dort von Ärzten und Psychologen medizinisch erstversorgt und betreut werden. Anschließend würden sie zur weiteren Behandlung in Krankenhäuser gebracht und dort mit ihren Familien zusammengeführt, hieß es.
Laut Medienberichten will Israels rechtsextremer Polizeiminister Ben-Gvir die Koalition mit Netanjahu aus Protest gegen die Waffenruhe verlassen. In Tel Aviv hat es einen Messerangriff gegeben. Der Liveblog zum Nachlesen.