Bundestagswahl 2025

Wahlplakate von Scholz und Merz in Frankfurt am Main

Schlagabtausch vor der Wahl Wie wichtig sind TV-Debatten?

Stand: 09.02.2025 09:48 Uhr

Heute findet bei ARD und ZDF das Duell zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz statt. Spitzenkandidaten der anderen Parteien treten in ähnlichen Formaten an. Wie wichtig sind solche TV-Formate?

Von Dietrich Karl Mäurer, ARD-Hauptstadtstudio

Sie heißen "Das Duell", "Schlagabtausch" oder "Wahl-Countdown": TV -Sendungen mit Spitzenkandidatinnen und -kandidaten und Parteivertretern stoßen in Zeiten des Wahlkampfs auf ein großes Interesse. Sie bieten einem breiten Publikum die Chance, die Kandidaten live zu erleben, ohne den sonst üblichen "journalistischen Filter", erklärt der Kommunikationswissenschaftler Marcus Maurer von der Uni Mainz. Er hat zur Nutzung, Wahrnehmung und Wirkung von TV-Duellen geforscht und publiziert.

Über die Zuschauerinnen und Zuschauer der Sendungen sagt er: "Da sind viele Leute dabei, die sich sonst wenig über Politik informieren und die da auch wirklich was Neues lernen, die auch niemals ein Wahlprogramm lesen würden."

Einst abgelehnt, nun fester Bestandteil

Das erste richtige Duell im deutschen Fernsehen gab es 2002. Davor lehnten die Amtsinhaber derartige Auftritte stets ab, denn sie wollten die Gegner nicht aufwerten. Die Premiere war eine doppelte - zunächst bei RTL und Sat.1, dann zwei Wochen später bei ARD und ZDF. Zu Gast waren der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder, SPD, und sein Herausforderer Edmund Stoiber für die Union.

Der Schlagabtausch verlief nur selten staatsmännisch, meist konfrontativ, mitunter verbissen. Den Kandidaten ging es darum, sich möglichst vielen Wählerinnen und Wählern zu empfehlen. Inhaltlich boten die Sendungen wenig Neues. Dennoch schalteten sich damals jeweils rund 15 Millionen Zuschauer ein - Länderspiel-Niveau.

Auch wenn die Quoten über die Jahre gesunken sind, so erfreuen sich die Sendungen noch immer an einem großen Interesse. Sie sind zum festen Bestandteil des Wahlkampfs geworden.

Manchmal wird aus dem "Duell" auch ein "Triell" mit drei Gästen oder es werden noch größere Runden gebildet. Wer zu welcher Sendung eingeladen wird, sorgt oft für Diskussionen. Aus gutem Grund, findet Kommunikationswissenschaftler Maurer: "Es ist wichtig, dabei zu sein. Denn wenn man dabei ist, dann sieht man aus wie jemand, der eine Chance hat, möglicherweise sogar Kanzler oder Kanzlerin zu werden."

Spannung vor Debatte von Scholz und Merz

"Das Duell - Scholz gegen Merz", das heute Abend um 20.15 Uhr live bei ARD und ZDF läuft, dürfte besonders brisant werden, handelt es sich doch dabei um das erste direkte Aufeinandertreffen der beiden Konkurrenten nach den heftigen Auseinandersetzungen rund um die Bundestagsabstimmungen zur Migrationspolitik und über den Umgang mit der AfD.

ZDF-Moderatorin Maybrit Illner schätzt vor der Sendung ein: "Der Herausforderer geht 'all in', der Kanzler 'ist es leid' - natürlich hat der Tabubruch der Union den Wahlkampf verschärft." Es sei Druck im Kessel, sagt Illner.

Dennoch verspricht ARD-Moderatorin Sandra Maischberger: "Wir werden daran arbeiten, dass es ein fairer und intensiver Dialog wird." Die Themen liegen auf der Hand und die Fakten auf dem Tisch, heißt es von dem Moderatorinnen-Duo.

Fernsehsendung mit klaren Regeln

Die Regeln des Duells sollen nicht wie ein enges Korsett sein. Es gibt kein festes Schema, dem die Moderatorinnen bei ihren Fragen und Nachfragen folgen müssen. Auch ist es gestattet, dass sich die beiden Kandidaten gegenseitig ansprechen. Wer die erste Frage gestellt bekommt, entscheidet das Los. Dem anderen Kandidaten wird die letzte Frage gestellt.

Schlussstatements, wie sie bei früheren TV-Duellen üblich waren, wird es nicht geben. Verzichtet wird auch auf Einspielfilme oder Blitzumfragen. Scholz und Merz, die an Pulten stehen werden, dürfen keine Gegenstände mit ins Fernsehstudio in Berlin-Adlershof nehmen. Einen "Knopf im Ohr", über die Vertraute ihnen Stichworte zuflüstern könnten, wird es nicht geben. Gestattet sind nur Stift und ein leerer Notizblock.

Bundeskanzler Scholz und Unions-Kanzlerkandidat Merz treffen im TV-Duell aufeinander

Nadine Bader, ARD Berlin, tagesschau, 09.02.2025 20:00 Uhr

War es früher bei vergleichbaren Sendungen üblich, die Redezeit der Kandidaten einzublenden, wird darauf dieses Mal verzichtet. Wer wie lange spricht, wird in der Regie gemessen. Die Moderatorinnen sollen dann dafür sorgen, dass es bei dem Duell fair und ausgewogen zugeht.

Werden von Scholz oder Merz gravierende Falschbehauptungen gemacht, sollen diese in der Sendung möglichst richtiggestellt werden. Dazu überprüft die Redaktion die Aussagen der beiden Studiogäste. Eine detaillierte Aufarbeitung und Einordnung von komplexen Themen kann aber nicht während der live übertragenen Sendung erfolgen. Im Nachgang wird es einen ausführlichen Faktencheck bei tagesschau.de geben.

TV-Duell kann wahlentscheidend sein

Die TV-Duelle erinnern an Boxkämpfe. Wer seine Argumente besser verkauft, gewinnt. So können die Sendungen ein Wahlergebnis "um das ein oder andere Prozent" beeinflussen, sagt der Mainzer Kommunikationswissenschaftler Marcus Maurer.

Gleichzeitig verweist er aber auch darauf, dass es problematisch werden kann, wenn einer der Kandidaten sich auf irgendeine Weise blamiert, sich verhaspelt oder etwas Falsches sagt. "Zumal man auch bedenken muss, dass es nicht nur um die Wirkung des Duells selbst geht", so Maurer. Es werde auch hinterher noch darüber berichtet. "Diese Nachberichterstattung kann natürlich den Effekt noch mal potenzieren."

Letztlich habe kein Wahlwerbespot so eine Wirkung wie die Sendungen. Maurer sagt: "Wenn es knapp zugeht und wenn einer dieses Duell wirklich sehr deutlich gewinnen soll, kann das natürlich wahlentscheidend sein."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 09. Februar 2025 um 09:00 Uhr.